Bulimie: Behandlung, Therapie

Kognitive Verhaltenstherapie vs. Familientherapie bei Heranwachsenden

02.10.2015 Forscher der University of Chicago verglichen die Behandlungsformen kognitive Verhaltenstherapie und Famlilientherapie bei 130 Jugendlichen mit Bulimia nervosa im Alter zwischen 12 und 18 Jahren.

Vergleich

Die Teilnehmer wurden einer der beiden Behandlungsgruppen zufällig zugewiesen. Beide Gruppen erhielten 18 ambulante Sitzungen über sechs Monate und Follow-Ups nach sechs und 12 Monaten.

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Bild: Gerd Altmann

Ergebnisse

Die Teilnehmer in der familienbasierten Therapie erreichten höhere Abstinenzraten bei Essattacken und Erbrechen als die Patienten in der individuellen kognitivbasierten Therapie.

Am Ende der Anfangsbehandlung waren 39% der Familientherapie-Patienten frei von Essattacken / Erbrechen gegenüber 20% bei den Patienten der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), und nach sechs Monaten waren 44% der Familientherapie (FT) Patienten abstinent, während es 25% bei den KVT-Patienten waren.

Nach einem Jahr waren 49% in der FT-Gruppe abstinent gegenüber 32% in der KVT-Gruppe.

Behandlung der Wahl

„Diese Befunde sind ziemlich deutlich“, sagte Studienautor Daniel Le Grange. Familientherapie ist die Behandlung der Wahl bei Jugendlichen mit Bulimie, weil sie schneller funktioniert und ihre Wirkung beibehält. Kognitive Verhaltenstherapie könnte eine nützliche Alternative sein, wenn FT nicht verfügbar wäre, aber sie wirkt nicht so schnell und braucht Zeit, um aufzuholen, sagte er.

Bei der Behandlung von bulimischen Heranwachsenden ist es unbedingt nötig, die Essattacken und das Erbrechen schnell zu verringern, da diese Verhaltensweisen einen vorzeitigen Tod verursachen können.

Jedes Mal, wenn ein Patient sich übergibt, besteht das Risiko, dass die Speiseröhre einen Riss bekommt, es zu Elektrolytenungleichgewichten und Herzarrhythmien kommt, was den Tod verursachen kann“, sagte Le Bauernhof in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry.

„Je schneller wir eingreifen können, desto besser sind die Chancen, dass wir die Sicherheit eines Patienten bewahren können.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The University of Chicago, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry; Sept. 2015

Konfrontationstherapie: Zwei wirksame Expositionstechniken

19.02.2016 Forscher der Universität von Granada haben zeigen können, dass zwei psychologische Techniken helfen, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und die dazugehörigen Symptome bei Frauen mit Bulimia nervosa zu reduzieren; beide basieren auf der Exposition bzw. Konfrontation mit dem eigenen Körper im Spiegel.

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Bild: Gerd Altmann

Die Forscher verglichen zwei verschiedene Konfrontationstechniken:

  1. geleitete Exposition (bei der die Teilnehmerin ihren Körper im Spiegel betrachtet, während sie ihn auf eine neutrale und objektive Weise beschreibt – wie ein Künstler sie zeichnen sollte, ohne sie zu sehen) und
  2. reine Exposition (bei der die Teilnehmerin ihren Körper im Spiegel anschaut und die dadurch provozierten Gedanken und Gefühle erzählt).

Die Studie mit 29 Frauen mit hoher Körperunzufriedenheit und Bulimie-Diagnose wurden zufällig den beiden Behandlungsgruppen zugewiesen. Jede Frau erhielt sechs Expositionssitzungen. Die Veränderungen ihrer Gefühle (sowohl positiv als auch negativ), ihrer Körperzufriedenheit und des Cortisolniveaus im Speichel wurden erfasst.

Auswirkung auf Gedanken u. Stress

Die Hauptergebnisse zeigen, dass beide Konfrontationstechniken die negativen Gedanken bei den Bulimikerinnen reduzierten und die positiven im Verlauf der Behandlung steigerten; auch das Cortisolniveau (Indiz für das Stressniveau) wurde verringert.

Reine Exposition konnte die Körperzufriedenheit aber wirksamer erhöhen und das Unbehagen beim Anblick des eigenen Körpers während der Sitzungen im größeren Maße verringern.

Diese Daten legen nahe, dass (reine) Exposition „eine wirkungsvolle therapeutische Strategie zur Verringerung der Körperunzufriedenheit bei Menschen mit Essstörungen sein kann und – präventiv – bei Frauen mit großer Unzufriedenheit mit ihrem Körper, sagte Studienautorin Sandra Díaz Ferrer in der Zeitschrift Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry.

Körperunzufriedenheit

Körperunzufriedenheit ist einer der für die Entwicklung von Essstörungen verantwortlichen Hauptfaktoren.

„Was uns am meisten sorgt, ist, dass wir mittlerweile immer öfter bei Frauen in allen Altersgruppen ein hohes Ausmaß an Körperunzufriedenheit beobachten können. Deshalb ist es wichtig, wirksame Methoden zur Stärkung der Körperzufriedenheit zu entwickeln, und der am meisten gefürchteten Folge so vorzubeugen: der Essstörung“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von Granada, Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry; Feb. 2016

Online-Gruppentherapie ist eine wirksame Langfrist-Therapie bei Bulimie

18.12.2016 Online-Therapie über Gruppen-Chat-Sitzungen ist langfristig genauso wirksam bei der Behandlung von Bulimia nervosa wie Vis-a-vis-Gruppensitzungen laut einer in Psychotherapy and Psychosomatics publizierten Studie der University of North Carolina at Chapel Hill.

Bulimie ist eine verheerende und manchmal tödlich verlaufende Krankheit, und die Forschung hat in den vergangenen Jahren demonstrieren können, dass Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gegen Bulimia nervosa die wirksamste Behandlungsform ist, sagte Studienautorin Dr. Stephanie Zerwas, außerordentliche Professorin für Psychiatrie am UNC Center of Excellence for Eating Disorders.

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Bild: Volker Pietzonka

Viele Menschen müssen jedoch manchmal Stunden fahren, um erfahrene Experten für die Behandlung von Essstörungen zu finden, sagte sie (von den verfügbaren Plätzen mal abgesehen).

Online-Behandlung könnte helfen, diese Lücke zu überbrücken, sagte die Psychiaterin.

Online versus persönliche Gruppen-Therapie

In der Studie erhielten 179 Erwachsene 16 Sitzungen Gruppentherapie mit einem Therapeuten entweder in einer Online-Gruppe oder in einer traditionellen persönlichen Gruppe – die Zuteilung war zufällig.

Die Resultate der beiden Gruppen wurden am Ende der Behandlung und 12 Monate später erfasst.

Unmittelbar nach der Behandlung zeigten die Teilnehmer hinsichtlich der Symptomfreiheit (frei von Binge-Eating und Brechen) in der persönlichen Gruppe bessere Ergebnisse als die der Online-Gruppe.

Doch 12 Monate nach dem Ende der Behandlung war die Kluft zwischen den beiden Behandlungsgruppen dramatisch kleiner geworden: Keine der beiden Gruppen war der anderen überlegen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of North Carolina, Psychotherapy and Psychosomatics – DOI: 10.1159/000449025; Dez. 2016

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