Facebook und Depression

Gibt es eine ‚Facebookdepression‘

Eine Studie mit Studenten ist der erste Beleg, einen vermuteten Zusammenhang zwischen Depression und der Zeitdauer, die jemand auf Facebook und anderen sozialen Medien verbringt, zu widerlegen.

Die Universität von Wisconsin School of Medicine and Public Studie berichtet, dass es ein falscher Alarm sein könnte, wenn man Patienten mit einer depressiven Störung und deren Eltern erzählt, dass es sowas wie eine „Facebookdepression“ gäbe, die einzig auf dem Ausmaß der Internetnutzung basieren würde. Die Ergebnisse wurden im Journal of Adolescent Health herausgegeben.

Letztes Jahr gab die American Academy of Pediatrics einen Bericht über die Auswirkungen von sozialen Medien auf Kinder und Jugendliche heraus. Der Bericht legte nahe, dass deren Nutzung zu einer depressiven Störung führen könnte.

Die Forscher, angeführt von Lauren Jelenchick und Dr. Megan Moreno, begutachteten 190 Studenten der Wisconsin-Madison Universität im Alter von 18 bis 23. Sie überwachten in Echtzeit deren Internetaktivität und screenten auf Depressivität.

Die Studie stellte, dass die Studienteilnehmer über die Hälfte der gesamten Zeit auf Facebook online waren.

Kein Zusammenhang

Bei der Analyse der Daten fanden Jelenchick und Moreno keine deutlichen Verbindungen zwischen der Benutzung von sozialen Medien und der Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Depression.

Unsere Studie ist die erste, die wissenschaftliche Belege zu der vermuteten Verbindung zwischen der Benutzung von sozialen Medien und dem Risiko einer depressivien Störung zeigen, sagte Jelenchick. „Die Befunde haben wichtige Auswirkungen auf Kliniker, die voreilig Eltern alarmieren könnten, dass die Benutzung von sozialen Medien Depressionsrisiken birgt“.

Moreno, Kinderärztin, rät Eltern dazu, sich anzusehen, wieviel Zeit der gesamten Freizeit sich ihre Kinder in Facebook und Co. aufhalten. Sie sagt, dass Eltern nicht übermäßig besorgt sein müssen, wenn das Verhalten und die Stimmung ihres Kindes sich nicht ändern, sie Freunde haben, und ihre Schulleistungen konstant bleiben.

Während das Ausmaß der Zeit auf der Facebookseite nicht mit Depression verbunden werden kann, ermutigen wir Eltern und Lehrer, aktive Vorbilder zu sein, sicher und ausgewogen mit den sozialen Medien umzugehen“, sagte Moreno.

Laut kürzlichen Studien benutzen mehr als 70 Prozent der Jugendlichen soziale Medien, am häufigsten das Netzwerk von Zuckerberg.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Adolescent Health. Juli 2012

Risikofaktoren für die Entwicklung einer depressiven Stimmung auf Facebook

01.12.2016 Laut einer im Fachblatt Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking veröffentlichten Studie der Lancaster Universität führen Vergleiche von einem selbst mit anderen Facebook-Nutzern eher zu depressiven Gefühlen, als wenn man dies offline macht.


Bild: Gerd Altmann

Dies ist eines der Ergebnisse aus einer Analyse der Psychologen David Baker und Dr. Guillermo Perez Algorta, die Studien aus 14 Ländern mit 35.000 Teilnehmern im Alter zwischen 15 und 88 auswerteten.

Die Beziehung zwischen sozialen Online-Netzwerken und Depressivität ist sehr komplex und mit Faktoren wie Alter und Geschlecht verbunden, schreiben sie.

Vergleiche und Grübeln

In Fällen, wo es eine deutliche Verknüpfung mit Depressionssymptomen gab, geschah dies vor allem aufgrund des Vergleichens der eigenen Person mit anderen, was zu Grübeln führen kann.

Neid, Geschlecht, Neurotizismus

Auch Häufigkeit, Qualität und Typ des sozialen Online-Netzwerkens waren wichtig.

Facebook-Nutzer waren gefährdeter für depressive Gefühle, wenn sie:

  • Neid beim Beobachten anderer empfanden;
  • ehemalige Partner als Facebook-Freunde akzeptierten;
  • negative soziale Vergleiche zogen;
  • häufige negative Status-Aktualisierungen reinsetzten.
  • Geschlecht und Persönlichkeit beeinflussten auch das Risiko, wobei Frauen und Personen mit neurotischen Persönlichkeitszügen eher depressiv wurden.

Aber die Forscher betonten, dass Online-Aktivitäten auch depressiven Menschen helfen können, wenn sie es als eine Ressource für die psychische Gesundheit einsetzen und ihre soziale Unterstützung verstärken.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lancaster Universität, Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking – DOI: 10.1089/cyber.2016.0206; Nov. 2016

Vergleichende Facebook-Nutzung, Selbstwertgefühl und depressive Tendenzen

18.07.2019 Eine im Journal Behaviour & Information Technology veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Einsatzes sozial vergleichender Online-Netzwerke (vor allem Facebook) auf das Selbstwertgefühl und Depressivität.

Selbstwertgefühl verringert sich

In Studie 1 mit 75 Teilnehmern fanden Phillip Ozimek vom Fachbereich Psychologie der Ruhr Universität Bochum und Kollegen in einem Expositionsexperiment mit zwei Versuchsgruppen und einer Kontrollgruppe heraus, dass die sozial vergleichende Nutzung von Facebook das leistungsorientierte Selbstwertgefühl der Teilnehmer als Kurzzeiteffekt verringert.

„Es hat sich gezeigt, dass die Konfrontation mit sozialen Informationen im Internet – die sowohl auf Facebook als auch auf Mitarbeiterseiten selektiv und nur positiv und vorteilhaft sind – zu einem geringeren Selbstwertgefühl führen“, schreibt Ozimek.

Passive Facebook-Nutzung und Depressivität

In Studie 2 und 3 (809 bzw. 145 Teilnehmer) zeigten die Ergebnisse des seriellen Multiple-Mediator-Modells, dass die passive Facebook-Nutzung mit höheren depressiven Tendenzen verbunden ist, die durch eine höhere leistungsbezogene soziale Vergleichsorientierung und ein geringeres Selbstwertgefühl als Langzeitwirkung beeinflusst werden.

„Wenn ich also ein starkes Bedürfnis nach Vergleichen habe und im Internet immer wieder auf meiner Startseite sehe, dass andere tolle Urlaube haben, tolle Abschlüsse machen, sich teure und tolle Dinge kaufen, während ich aus meinem Büro das trübe Wetter draußen sehe, senkt das meinen Selbstwert“, sagt der Psychologe. „Und wenn ich dies Tag für Tag und immer wieder erlebe, kann das langfristig höhere depressive Tendenzen begünstigen.“

„Wichtig ist, dass dieser Eindruck, dass es alle besser haben, ein absoluter Trugschluss sein kann“, sagt Ozimek. „Tatsächlich posten nur die wenigsten Menschen auch negative Erlebnisse und Erfahrungen in sozialen Medien. Dadurch, dass wir mit diesen positiven Erlebnissen im Netz überflutet werden, gewinnen wir jedoch einen ganz anderen Eindruck.“

Um verallgemeinerbare Ergebnisse zu erhalten, haben die Psychologen das serielle multiple Mediator-Modell erfolgreich von der privaten (Facebook) auf die professionelle Nutzung von sozialen Netzwerken (Xing) übertragen (Studie 3) und konnten die Resultate bestätigen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal Behaviour & Information Technology 2019, DOI: 10.1080/0144929X.2019.1642385

Ähnliche Artikel, News

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.