Depression und körperliche Krankheiten

Mehr als eine psychische Störung – sie wirkt sich auf den ganzen Körper aus

02.03.2016 Ein internationales Team von Forschern unter Leitung der Universität Granada hat zum ersten Mal belegen können, dass Depression mehr als eine psychische Erkrankung ist – sie verursacht wichtige Veränderungen beim oxidativen Stress. Die Störung sollte also als systemische Erkrankung in Betracht gezogen werden, da sie sich auf den gesamten Organismus auswirkt, sagen die Wissenschaftler.

Die Befunde dieser in der Zeitschrift Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit können die deutlichen Verbindungen erklären, die Depression mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs hat, und warum depressive Menschen jünger sterben. Auch kann diese Forschung helfen, neue therapeutische Ziele für die Prävention und Behandlung von Depressionen zu finden.

Studienautorin Psychiaterin Sara Jiménez Fernández und Kollegen untersuchten 29 frühere Studien mit insgesamt 3.961 Personen daraufhin, was in den Körpern von depressiven Menschen passiert.

Oxidativer Stress

Sie untersuchten das Ungleichgewicht zwischen dem individuellen Anstieg verschiedener oxidativer Stressparameter (insbesondere Malondialdehyd, ein Biomarker, der die oxidative Verschlechterung der Zellmembran misst) und der Abnahme der antioxidativen Substanzen (wie Harnsäure, Zink und dem Superoxid-Dismutase-Enzym).

Die Forscher konnten belegen, dass nach der üblichen Depressionsbehandlung das Malondialdehyd-Niveau der Patienten deutlich reduziert wurde, bis zu dem Punkt, da es sich von gesunden Menschen nicht mehr unterschied.

Zur gleichen Zeit erhöhten sich Zink- und Harnsäurespiegel bis sie ein normales Niveau erreichten (was aber nicht beim Superoxid-Dismutase-Enzym eintrat).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Granada, Journal of Clinical Psychiatry; März 2016

Erhöhtes Risiko für körperliche Erkrankungen bei ausgeprägter Angst und Depressivität

23.12.2018 Angststörung und Depression können starke Vorhersagevariablen für Krankheiten wie Herzerkrankungen und Bluthochdruck bis hin zu Arthritis, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Magenverstimmung sein und ähnliche Auswirkungen haben wie seit langem etablierte Risikofaktoren wie Rauchen und Fettleibigkeit haben laut einer in Health Psychology veröffentlichten Studie.

In der Studie erfassten Andrea Niles vom Fachbereich Psychiatrie der Universität California, San Francisco und Kollegen die Daten von mehr als 15.000 älteren Erwachsenen (Durchschnittsalter 68 Jahre) über einen Zeitraum von vier Jahren.

Sie fanden heraus, dass 16 Prozent (2.225) unter Angststörungen und Depressionen litten, 31 Prozent (4.737) fettleibig waren und 14 Prozent (2.125) aktuelle Raucher.

Herzerkrankung, Schlaganfall, Bluthochdruck, Arthritis

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Bild: George Hodan

Teilnehmer mit einem hohen Ausmaß an Ängstlichkeit und Depressivität hatten erhöhte Risiken im Vergleich zu Personen ohne Angststörung und Depression für das Auftreten folgender Erkrankungen:

Diese erhöhten Auftretensraten ähneln denen von Teilnehmern, die Raucher oder fettleibig sind, schreiben die Wissenschaftler. Für Arthritis scheinen jedoch Angst- und depressive Störungen ein höheres Risiko zu bergen als Rauchen und Adipositas.

Ein hohes Maß an Depression und Angst war jedoch nicht mit der Auftretensrate von Krebs verbunden. Dies bestätigt die Ergebnisse früherer Studien, steht aber im Widerspruch zu einer von vielen Patienten geteilten Vorstellung.

Kopfschmerzen, Magenverstimmung, Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit

Die Psychiater entdeckten weiterhin, dass Symptome wie Kopfschmerzen, Magenverstimmung, Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit in Verbindung mit hohem Stress und Depressionen exponentiell zunahmen. Die Wahrscheinlichkeit für Kopfschmerzen waren in dieser Gruppe beispielsweise 161 Prozent höher, verglichen mit Teilnehmern, die fettleibig waren und rauchten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Health Psychology; Universität California

Menschen mit Depressionen entwickeln häufiger mehrere chronische körperliche Krankheiten

30.05.2019 Frauen mit Symptomen einer Depression entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit mehrere chronische körperliche Krankheiten laut einer in Health Psychology veröffentlichten Forschungsarbeit.

Xiaolin Xu vom Fachbereich Psychologie der Universität Queensland schreibt, dass Depressionssymptome auch ohne klinische Diagnose das Risiko für chronische Krankheiten des Körpers erhöhen würden.

Die Australian Longitudinal Study on Women’s Health folgte gesunden Frauen mittleren Alters ohne vorherige Diagnose von Depressionen oder chronischen Krankheiten über 20 Jahre.

Die Studie ergab, dass 43,2 Prozent der Frauen verstärkte Symptome einer Depression aufwiesen und knapp die Hälfte der Gruppe berichtete, dass sie mit Depression diagnostiziert wurden oder eine Behandlung aufgrund dieser psychischen Erkrankung erhielten.

Frauen aus der depressiven Gruppe erkrankten 1,8 mal häufiger an mehreren chronischen körperlichen Krankheiten (wie Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs), bevor sie zum ersten Mal depressive Symptome zeiten.

Nachdem Frauen diese depressive Symptomatik zeigten, war die Wahrscheinlichkeit für mehrere chronische körperliche Erkrankungen 2,4-mal höher als bei Frauen ohne depressive Symptome.

Frauen mit Depression und körperlichen Erkrankungen kamen eher aus einkommensschwachen Haushalten, waren übergewichtig und inaktiv, rauchten Tabak und tranken Alkohol, schreiben die Studienautoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Health Psychology – DOI: 10.1037/hea0000738

Klinische depressive Störungen scheinen für die Entstehung schwerer körperlicher Erkrankungen mitverantwortlich zu sein

07.09.2019 Klinische depressive Störungen wurden als genetische Ursache für 20 verschiedene körperliche Krankheiten identifiziert laut einer in Molecular Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit.

Eine Studie des Australian Centre for Precision Health der University of South Australia ergab bei der Bewertung von Risikofaktoren zwischen Depressionen und 925 Krankheiten einen ursächlichen Zusammenhang zwischen depressiven Störungen und einer Reihe von Atemwegs-, Herz- und Verdauungserkrankungen, darunter:
Asthma, koronare Herzkrankheiten, hoher Cholesterinspiegel, Ösophagitis, Gastroenteritis, E. coli-Infektionen und Erkrankungen des Harnsystems.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/s41380-019-0486-1

Studie: Körperliche Erkrankungen können sich negativ auf eine Depression auswirken

20.09.2020 Patienten, bei denen zum ersten Mal eine Depression diagnostiziert wird, haben ein erhöhtes Risiko, dass sich die Krankheit verschlimmert und einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht, wenn sie zuvor wegen einer körperlichen Erkrankung in einem Krankenhaus behandelt wurden.

Dies zeigt eine im Journal of Affective Disorders veröffentlichte Studie.

Das Risiko für eine Krankenhausaufnahme ist bei einer Depression erhöht, wenn der Patient mehrere körperliche Erkrankungen hat. Forschungsergebnisse aus dem Psychiatrieprojekt iPSYCH zeigen, dass das Risiko bei Patienten, die zuvor wegen körperlicher Erkrankungen in einem Krankenhaus behandelt worden waren, um bis zu 69 Prozent erhöht war.

Auch das Alter ist ein Faktor: Je mehr körperliche Krankheiten Patienten unter 65 Jahren haben, desto größer ist das Risiko einer Hospitalisierung mit Depression.

Die Forscher um Ole Köhler-Forsberg stellten auch fest, dass Patienten, die im Jahr vor ihrer Depression wegen einer körperlichen Erkrankung behandelt wurden oder die im Jahr vor ihrer Depression ein Rezept für Medikamente gegen körperliche Erkrankungen einreichten, ein verringertes Risiko für eine Krankhenhausaufnahme wegen einer Depression aufwiesen.

Die Studie

Fast 118.000 Menschen wurden in die Studie aufgenommen, bei denen im Zeitraum 1996-2015 in einer dänischen psychiatrischen Klinik zum ersten Mal eine Depression diagnostiziert wurde.

Die Forscher verfügten über Informationen über krankenhausbasierte Diagnosen körperlicher Erkrankungen vor der Depressionsdiagnose seit 1977 sowie über Informationen über die Verwendung von Medikamenten, die von ihrem Hausarzt für körperliche Erkrankungen im Jahr vor der Depressionsdiagnose verschrieben wurden.

Die Studie bestätigt frühere Erkenntnisse und Erfahrungen aus der klinischen Praxis. Aus diesem Grund sind die Forscher der Meinung, dass in künftigen Studien untersucht werden sollte, ob eine bessere Behandlung von körperlichen Krankheiten auch einen positiven Effekt auf Depressionen hat.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Affective Disorders

Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen und späteren körperlichen Erkrankungen und vorzeitigem Tod

12.12.2020 Depressive Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod und für eine Reihe von körperlichen Krankheiten. Das geht aus einer großen Beobachtungsstudie von Forschern des Karolinska Institutet in Schweden hervor.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, bei Depressionen im Kindes- und Jugendalter nach anderen möglichen körperlichen Erkrankungen zu suchen. Andere psychische Störungen – wie Angststörungen und Drogensucht – können einen Teil des Zusammenhangs erklären. Die Studie ist in der Zeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht worden.

Körperliche Erkrankungen

Die Forscher untersuchten die Daten von fast 1,5 Millionen schwedischen Mädchen und Jungen, von denen mehr als 37.000 im Alter von fünf bis 19 Jahren mindestens einmal mit einer Depression diagnostiziert wurden. Am Ende der Studie waren sie zwischen 17 und 31 Jahre alt.

Die Studie ergab, dass Kinder und Jugendliche mit Depressionen ein höheres Risiko für die Erkrankung an 66 von 69 der untersuchten Krankheiten hatten, darunter Schlafstörungen, Typ-2-Diabetes, virale Hepatitis sowie Nieren- und Lebererkrankungen.

Im Vergleich zu Menschen ohne Depressionen hatten sie auch ein signifikant höheres Risiko für Verletzungen, insbesondere für Selbstverletzungen, und ein fast sechsfach höheres Risiko für einen vorzeitigen Tod.

Unterschiede zwischen Mann und Frau

Die Ergebnisse zeigten auch Geschlechtsunterschiede. So erlitten Frauen mit früh einsetzender Depression häufiger Verletzungen sowie Harn-, Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen.

Männer hingegen litten häufiger an Fettleibigkeit, Schilddrüsenproblemen, Zöliakie, Bindegewebserkrankungen und Ekzemen.

Drogensucht und Angststörungen

Ein Teil der Verbindung kann durch andere koexistierende psychiatrische Erkrankungen erklärt werden, insbesondere Drogensucht und Angststörungen, die bereits früher mit einem erhöhten Risiko für bestimmte körperliche Störungsbilder in Verbindung gebracht wurden.

Diese psychischen Erkrankungen treten häufig bei demselben Patienten auf, weshalb weitere Studien erforderlich sind, um die spezifischen Auswirkungen der einzelnen Erkrankungen zu untersuchen, schreiben die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2020). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2020.3786

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