Forschung und Newsartikel, die sich mit der sogenannten perinatalen Depression (Depression während der Schwangerschaft und nach der Geburt; s. a. postpartale, postnatale (PPD) oder Wochenbettdepression).
- Perinatale D. / Angst unterscheiden sich von anderen Stimmungsstörungen
- Bestimmte Merkmale stehen im Zusammenhang mit Depressionen vor und nach der Geburt
- Weitere Infos, News zur postpartalen / postnatalen Depression
- Perinatale Depression und Suizidalität. Studie untersuchte Zusammenhang zwischen perinataler Depression und Suizidgefahr
- Weitere News/Forschungsartikel dazu
Perinatale Depression, Angststörung unterscheiden sich von anderen Stimmungsstörungen laut Gehirnstudie
05.02.2017 Postpartale Depression (auch als postnatale oder perinatale (zusätzlich während der Schwangerschaft) Depression bezeichnet) erscheint oberflächlich betrachtet anderen Formen der Depression ähnlich.
Neue Mütter, die davon betroffen sind, ziehen sich von der Familie und den Freunden zurück, verlieren ihren Appetit, und fühlen sich oft niedergeschlagen und reizbar.
Neurobiologie
Jedoch haben viele Menschen und Kliniker die Einzigartigkeit der Stimmungs- und emotionalen Störungen unterschätzt, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt entstehen. Psychologen erforschten nun die Neurobiologie von perinataler Depression und Angststörung.
Bild: LoganArt
Die Mutterschaft kann die Mutter wirklich verändern, und dies berücksichtigen wir oft nicht, sagen die Forscher. „Und wir haben versäumt, die mütterliche psychische Gesundheit bzw. die psychischen Erkrankungen – insbesondere der Angst – mit Hilfe von neurobiologischen Methoden zu erforschen“, sagte Neurowissenschaftlerin Jodi Pawluski von der Universität Rennes 1 im Fachblatt Cell Press, die die Studie mit Joseph Lonstein von der Michigan State und Alison Fleming von der Universität Toronto at Mississauga durchgeführt hat.
Neuronale Aktivität in Amygdala
Insgesamt zeigen die fMRT-Studien, dass die neuronale Aktivität bei Frauen mit perinataler Depression im Vergleich zu Menschen mit einer klinischen Depression, die kein Kind zur Welt gebracht hatten, unterschiedliche Muster bildete.
So ist die Amygdala normalerweise bei ängstlichen und depressiven Menschen überaktiv, aber bei Frauen mit postpartaler Depression (PPD) kann die Amygdala sogar weniger aktiv sein, berichten die Wissenschaftler.
Perinatale Angststörung
PPD wird nun als „perinatale Depression“ – als eine Substörung der klinischen Depression – im Diagnostischen und Statistischen Handbuch für psychische Störungen (DSM-5, Standardwerk für die Diagnose psychischer Erkrankungen) aufgeführt.
Postpartale bzw. perinatale Angststörung erscheint überhaupt nicht im DSM-5, obwohl jede 7. neue Mutter davon betroffen ist, sagt Pawluski. Perinatale Angststörung wird als ebenso prävalent wie PPD eingeschätzt, wenn sie auch viel weniger Aufmerksamkeit in der Literatur erhält. Viele dieser Mütter sind nicht depressiv, ihre Erkrankung bleibt größtenteils unbemerkt.
Auswirkungen
Postpartale Stimmungsstörungen beeinträchtigen nicht nur die Mütter, sondern auch ihre Säuglinge.
Neue Mütter mit postnataler Angststörung oder Depression verhalten sich eher negativ gegenüber ihren Kindern und haben auch eher Probleme eine enge Beziehung aufzubauen.
Die depressive Mutter kann sich intrusiver oder verärgerter gegenüber ihrem Baby verhalten, oder aber auch distanzierter bzw. zurückgezogener, und dies zeigen auch Mütter mit perinataler Angststörung, sagte Pawluski.
Diese frühen Wechselwirkungen können einen langfristigen Einfluss auf die Gesundheit der Säuglinge haben. Kinder von depressiven Müttern sind z.B. öfter krank als Kinder von gesunden Frauen.
Diagnose, Behandlung
Und obwohl jede 10. Frau eine perinatale Depression oder postpartale Angststörung erlebt, werden diese Erkrankungen als Erweiterungen der klinischen Depression oder Generalisierten Angststörung behandelt, sagt Pawluski.
Die Erkrankung durch eine postnatale Depression kann weiter durch die Erwartung verkompliziert werden, dass die Frauen ihre neue Mutterschaft enthusiastisch erfahren sollten. Viele Frauen mit postnatalen Stimmungsstörungen glauben nicht, dass sie ihre Probleme und Gefühle mit anderen offen besprechen können.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Rennes 1, Cell Press – DOI: 10.1016/j.tins.2016.11.009; Feb. 2017
Bestimmte Merkmale stehen im Zusammenhang mit Depressionen vor und nach der Geburt
06.02.2019 Depressive Störungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt (die sogenannte perinatale Depressionen) sind häufige und potenziell schwere Erkrankungen.
In einer im Journal of Neuroscience Research veröffentlichten Forschungsarbeit untersuchten die Wissenschaftler Subgruppen von Frauen, die von der Schwangerschaft bis sechs Monate nach der Geburt beobachtet wurden, z.B. indem Frauen mit Depressionen erst nach der Geburt (postpartale D.) mit solchen verglichen, die während der Schwangerschaft depressiv waren.
Generelle Faktoren für perinatale Depressivität
Mehrere Merkmale waren mit Depressionen vor und nach der Geburt verbunden, darunter
- Rauchen vor der Schwangerschaft,
- Gewalt in der Partnerschaft und
- Migräne,
- prämenstruelles Syndrom,
- negative Geburtserwartungen,
- Schwangerschaftsübelkeit und
- Symphysiolyse.
Verschiedene andere Merkmale waren einzigartig für depressive Symptome zu verschiedenen Zeitpunkten vor und nach der Geburt.
Faktoren für einen postpartalen Beginn einer depressiven Störung
- Nulliparität,
- instrumentale Geburt oder
- eine negative Geburtserfahrung
waren mit einem frühen postpartalen Beginn einer depressiven Störung verbunden.
- Postpartale Faktoren (z.B.
- kindliche Kolik,
- Schlafmangel,
- geringe Partnerunterstützung und
- Bindungsprobleme)
waren mit einem frühen und späten postpartalen Beginn zusammen mit einer chronischen Depression verbunden.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass verschiedene perinatale Depressionsverläufe unterschiedliche Eigenschaften haben, die genutzt werden könnten, um individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen, schließen die Autoren um Anna Wikman von der Uppsala Universität.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Neuroscience Research – DOI: 10.1002/jnr.24390
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