Depression: Ziele, Zielsetzung

Klinisch depressive Patienten formulieren weniger spezifische persönliche Ziele

Personen, die unter einer klinischen Depression leiden, drücken persönliche Ziele und Gründe für das Erreichen oder ihr Versagen in weniger spezifischen Worten aus als Personen ohne die Störung.

Diese Erkenntnisse können für eine Behandlung von Nutzen sein.

Klinisch depressive Patienten formulieren weniger spezifische persönliche Ziele

Motivationsdefizite

Dieser Mangel an Spezifizität bei der Darstellung ihrer persönlichen Ziele könnte teilweise für die Motivationsdefizite bei diesen Patienten verantwortlich sein, laut einer Forschungsstudie von Joanne Dickson, Universität Liverpool, UK und Nicholas Moberly von der Universität Exeter, UK.

Die Teilnehmer der Studie wurden darum gebeten, spezifische persönliche bedeutende Ziele aufzulisten, von denen sie dachten, dass diese sie zukünftig charakterisieren würden. Es wurden ihnen einleitende Sätze vorgegeben, wie: ‚Es wird für mich zukünftig wichtig sein, dass…‘. In einer zweiten Aufgabe wurden sie darum gebeten, Gründe aufzulisten, warum sie ihre Ziele erreichen würden können bzw. nicht erreichen werden können.

Abstraktere Ziele

Verglichen mit nicht-depressiven Teilnehmern, tendierten die Ziele der depressiven Personen dazu, weniger spezifisch und mehr abstrakt zu sein. Z.B. wurde eher etwas wie ‚glücklich zu sein‘, statt ‚meine Zeit beim 10 km Lauf zu verbessern‘ geäußert. Eine ähnlich reduzierte Spezifizität zeigte sich, als die Gründe dafür analysiert wurden, warum die persönlichen Ziele erreicht oder nicht erreicht werden können.

Es gab keine bedeutenden Unterschiede bei der Anzahl der Ziele und Gründe, oder die Arten der Ziele zwischen depressiven und nicht-depressiven Teilnehmern.

Die Autoren sagen, dass diese Ergebnisse psychotherapeutische Ansätze, um Depression zu behandeln, verbessern könnten.

Quelle: Universität Liverpool, Mai 2013

Könnte das Setzen von effektiveren Zielen der Schlüssel zur Behandlung sein?

28.12.2016 Die Ergebnisse einer neuen Studie der Universitäten Liverpool, Exeter und Edith Cowan legen nahe, dass die Behandlung von klinisch depressiven Patienten verbessert werden kann, wenn man ihnen hilft, positive, erreichbare Ziele zu setzen.

Die Psychologen analysierten die Verbindung zwischen klinischer Depression, und wie Depressive persönliche Ziele setzen und verfolgen.

Dazu sollten 42 Teilnehmer mit und 51 ohne klinische Depression Angaben über ihre persönlichen Ziele machen.

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Bild: Hans Braxmeier

Annährungs- und Vermeidungsziele

Beide Gruppen listeten dazu ihre persönlichen Vermeidungs- und Annäherungsziele auf:

  • Annäherungsziele: Fokussierung auf erwünschte Resultate, z.B. die Zeit für einen Marathonlauf verbessern.
  • Vermeidungsziele: Konzentration auf die Prävention nicht erwünschter Resultate, z.B. vermeiden, sich über kleine Ärgernisse aufzuregen.

Die Studie fand heraus, dass klinisch Depressive nicht weniger motiviert waren als diejenigen ohne Depression, sagte Studienautorin Prof. Joanne Dickson vom Fachbereich für Psychologie.

Aufgabe

Dies wurde durch die Tatsache unterstützt, dass beide Gruppen eine ähnliche Zahl von Zielen listeten und diese ähnlich bewerteten. Jedoch waren die depressiven Teilnehmer hinsichtlich des Erreichens ihrer Ziele pessimistischer, und sie hatten auch mehr Probleme, Ziele zu finden, die sich auf positive Resultate bezogen, sagte die Psychologin.

Die Gruppe mit Depression gab auch eher ihre Ziele auf, die sie als unerreichbar erachteten, berichteten jedoch gleichzeitig über größere Schwierigkeiten beim Setzen neuer Ziele, die sie verfolgen könnten, sagte sie.

Während man annimmt, dass die Aufgabe von unerreichbaren Zielen hilft, einen Zyklus des Versagens, negativen Denkens und Depression zu unterbrechen, wird dies durch die Schwierigkeit von Depressiven verkompliziert, neue Ziele zu finden und zu setzen.

Positive Ergebnisse

Und leider kann dieses Muster der Ziel-Verfolgung eine Depression verschlimmern laut Dickson.

Wenn wir bessere Wege entwickeln könnten, Menschen mit Depression bei der Suche und Setzung von Zielen zu helfen, die erreichbar sind und sich auf positive Resultate richten, und ihnen helfen, sich mit den Wegen zur Erreichung ihrer Wünsche zu identifizieren, wird dies wahrscheinlich ihr psychisches Wohlbefinden verstärken, sagte die Psychologin in der Zeitschrift PLOS ONE.

Persönliche Ziele sind Bestandteil vieler Therapien – wie Kognitive Verhaltenstherapie und Verhaltensaktivierung-Therapie, die bei Depression eingesetzt werden. Deshalb ist ein besseres Verständnis der persönlichen Zielsetzungsprozesse vorteilhaft bei der Entwicklung wirksamerer Behandlungen.

Der Aufbau von Zuversicht und Selbstvertrauen bei der Zielverfolgung könnte auch eine hilfreiche Strategie bei der Prävention des Ausbruchs der Erkrankung sein, schließt die Psychologin.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Liverpool, PLOS ONE – DOI: 10.1371/journal.pone.0166259; Dez. 2016

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