Essattacken, Heißhungeranfälle

Definition, Beschreibung

Essattacken oder Heißhungeranfälle sind Essensanfälle, bei denen jemand große Mengen an Lebensmitteln in kurzer Zeit isst, wobei es zu einem Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt.

Diese auch umgangssprachlich genannten ‚Fressattacken‘ können wiederkehrend als Symptom verschiedener Essstörungen auftreten; so z.B. bei Bulimie, Esssucht und Binge-Eating-Störung.

Die Anfälle werden meist durch negative Emotionen ausgelöst, die während des Essens unterbrochen werden.

Oft treten nach der Essattacke Schuld- und Schamgefühle auf, wobei die Betroffenen unter ihrem Essverhalten auch leiden oder sogar depressiv werden können.

Behandlung, Therapie, Hilfe

14.08.2017 Eine im Fachblatt JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchte, ob angeleitete internetbasierte Selbsthilfe eine Hilfe bei der Behandlung von Essattacken (Definition) anbieten kann.

Selbsthilfe über das Internet

essattacke
Bild: Volker Pietzonka

Es ist bekannt, dass Essanfälle bzw. die psychische Störung Binge-Eating wirksam mit kognitiver Verhaltentherapie (KVT) therapiert werden kann; doch auf Therapieplätze muss lange gewartet werden. Nun haben Forscher der MHH und der Universität Leipzig herausgefunden, dass auch eine persönliche über das Internet angeleitete verhaltenstherapeutische Selbsthilfe wirksam dieses gestörte Essverhalten behandeln kann.

An der Studie nahmen 178 Patienten mit diagnostizierter oder subsyndromaler Binge-Eating-Störung an mehreren deutschen Kliniken teil (Behandlungsdauer, 4 Monate, Follow-ups: 6 Monate und 1,5 Jahre).

Die Teilnehmer erhielten 20 individuelle Face-to-Face-KVT-Sitzungen von jeweils 50 Minuten oder nacheinander 11 Internetmodule und wöchentliche E-Mail-Kontakte.

Vergleich mit KVT

Die Internet-basierte Behandlung kann „schnell begonnen und unabhängig von Ort und Zeit durchgeführt werden. Darüber hinaus haben viele Patienten weniger Hemmungen, ein solches Programm durchzuarbeiten, als zu therapeutischen Sitzungen zu gehen“, schreibt Studienautorin Dr. Martina de Zwaan.

Die persönliche kognitive Verhaltenstherapie war zwar zuerst nach der 4-monatigen Behandlungsphase und beim 6-Monats-Follow-up bei der Verringerung der Anzahl der Tage mit Essattacken, bei der Förderung der Abstinenz vom Binge-Eating und bei der Reduktion von ernährungsbedingten psychopathologischen Befunden im Vergleich zur internetbasierten geführten Selbsthilfe wirksamer. Allerdings zeigte die explorative Analyse in einer kleineren Stichprobe, dass diese Unterschiede nach 1,5 Jahren (2. Follow-up) verschwunden waren.

Probleme wie bspw. depressive Stimmungen, Angst und Gewichtssorgen nahmen ebenfalls ab.

„Diese nicht-anonyme Internet-basierte Therapie stellt somit eine gute Alternative dar. Sie kann auch genutzt werden, um die Zeit bis zum Beginn einer persönlichen Therapie zu überbrücken. Deshalb sollte sie ins Gesundheitssystem integriert werden“, sagte de Zwaan.

Suizidgedanken und -Verhalten und andere schwere psychische Probleme, die begleitend bei Binge-Eating-Störung auftreten können, sollten besser in persönlichen Gesprächen behandelt werden, schließen die Wissenschaftlerinnen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Medizinische Hochschule Hannover, JAMA Psychiatry; Aug. 2017

News, Forschung dazu