Die meisten Patientinnen mit Essstörungen werden geheilt
30.12.2016 Etwa zwei Drittel aller Frauen mit Anorexie oder Bulimie genesen im Laufe des Lebens laut einer in Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichten Studie des Massachusetts General Hospital (MGH).
Langfristige Befunde
Einige frühere Forschungsarbeiten zeigten andere Ergebnisse (dass weniger als die Hälfte der Erwachsenen mit Essstörungen genesen). Die Autorin der aktuellen Studie Dr. Kamryn Eddy weist aber darauf hin, dass wenige dieser Studien Resultate aus 20 Jahren oder mehr analysiert haben.
Tatsächlich zeigen die neuen Befunde, dass fast 63 Prozent der Patientinnen mit Anorexia nervosa im Durchschnitt 22 Jahre später geheilt (bzw. genesen) waren, während Patientinnen mit Bulimia nervosa eine schnellere Genesung erreichten.
Bild: Vidmir Raic
Die Teilnehmerinnen dieser Beobachtungsstudie am MGH wurden zwischen 1987 und 1991 aufgenommen und über 20 Jahre oder länger beobachtet. Von den ursprünglichen 246 Teilnehmerinnen, erfüllten 136 die Kriterien für Anorexie und 110 für Bulimie am Anfang der Studie. Während des ersten Jahrzehnts wurden die Patientinnen alle sechs bis 12 Monate befragt. Dann wurden sie erst wieder nach 20 bis 25 Jahren kontaktiert.
Bessere Aussichten für Bulimikerinnen
Am Ende des ersten Jahrzehnts waren 31,4 Prozent der Patientinnen mit Anorexie und 68,2 Prozent derjenigen mit Bulimie genesen. Nach im Durchschnitt 22 Jahren waren 62,8 Prozent derjenigen mit Anorexia nervosa und 68,2 Prozent denjenigen mit Bulimia nervosa geheilt.
In beiden Gruppen zeigten einige der genesenden Patientinnen nach der ersten Auswertung Rückfälle und tauchten bei der letzten Bewertung wieder mit einer Essstörung auf, doch die meisten Teilnehmerinnen, die bei der ersten Bewertung nach 10 Jahren eine Genesung zeigten, waren auch noch bei der letzten Evaluation geheilt, sagte Eddy.
Rückfälle
Die Definition für eine Genesung wurde definiert als ein Jahr ohne Essstörungssymptome, und die meisten blieben symtomfrei, sagte die außerordentliche Professorin für Psychologie an der Harvard Universität, Fachbereich für Psychiatrie.
Doch eine kleine Subgruppe der Patientinnen in beiden Gruppen zeigte Rückfälle, und wir müssen lernen, die Prädiktoren (Vorhersagevariablen) für einen Rückfall besser zu erkennen, sagte sie.
Die Forscher wollen weiter untersuchen, welche Rollen das Gehirn, die Hormone und die Verhaltensmechanismen bei der Aufrechterhaltung und der Genesung dieser Krankheiten spielen, und deshalb nun die neurobiologischen Grundlagen von Essstörungen bei jüngst diagnostizierten Heranwachsenden untersuchen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Massachusetts General Hospital, Harvard Universität, Journal of Clinical Psychiatry – dx.doi.org/10.4088/JCP.15m10393; Dez. 2016