Die Aggressionsstörung oder auch Wutstörung genannt – im Englischen: intermittent explosive disorder – IED abgekürzt, im ICD 10 (F63.8) wird charakterisiert durch pathologische Wut.
- Großes Risiko für Drogensucht
- Aggressivität
- Pathologischer Jähzorn
- Wut
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Menschen mit Aggressionsstörung haben ein enorm großes Risiko für Drogensucht
01.03.2017 Menschen mit einer ‚Störung mit intermittierend auftretender Reizbarkeit‘ (auch als Wutstörung, pathologischer Jähzorn oder Aggressionsstörung bezeichnet – eine Störung, die durch häufige körperliche oder verbale Ausfälle gekennzeichnet ist – haben ein um 500% erhöhtes Risiko, Drogen wie Alkoholismus, Nikotin und Marihuana zu missbrauchen, als Personen ohne häufige unkontrollierbare aggressive Ausbrüche.
In der im Fachblatt Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher die Daten von mehr als 9.200 Teilnehmern einer Studie zur psychischen Gesundheit in den USA.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Sie entdeckten eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je ausgeprägter das aggressive Verhalten, desto höher stieg der tägliche und wöchentliche Drogenkonsum.
Die Befunde der Studie legen nahe, dass häufiges aggressives Verhalten ein Risikofaktor für einen späteren Drogenmissbrauch ist, und eine wirksame Behandlung des aggressiven Verhaltens Drogenmissbrauch bei jungen Menschen verzögern oder gar verhindern kann.
Häufigkeit, Ausbruch, Vererbbarkeit
In den USA sind etwa 16 Millionen Menschen von der Aggressionsstörung betroffen – mehr als von Bipolarer Störung und Schizophrenie zusammen.
Bild: Gerd Altmann
Sie wird häufig zuerst bei Jugendlichen diagnostiziert, von denen einige erst 11 Jahre alt sind, wenige Jahre bevor sich Substanzmissbrauchs-Probleme gewöhnlich entwickeln.
Die Impulskontroll-Störung wird in Familien weitergereicht, und man geht auch von einer genetischen Komponente aus, schreibt Studienautor Emil Coccaro.
Kein soziales Verhaltensproblem
Trotzdem wird sie von den meisten Menschen eher als ein soziales Verhaltensproblem gesehen als eine tatsächliche neuropsychiatrische Störung, sagte er.
Die Menschen sehen die Störung nicht als medizinisches Problem. Sie sehen es einfach als schlechtes Verhalten, das sie im Laufe ihres Lebens entwickelt haben, aber das ist es nicht, sagte Coccaro. Es hat bedeutende biologische und neurologische Hintergründe, sagte der Psychiatrie-Professor von der Universität Chicago.
Ursache und Wirkung
Frühere Forschungen deuteten an, dass das aggressive Verhalten dieser Impulskontrollstörung aufgrund von psychischen Störungen – wie Angststörung oder Depression – sich entwickeln könne. Die neue Studie fand keine solche Verbindung.
Während Substanz-Missbrauch, wie übermäßiges Trinken von Alkohol deutlich aggressives Verhalten verschlimmern kann, geht der Ausbruch der Aggressionsstörung fast immer der Entwicklung chronischen Drogenkonsums voran. Coccaro und sein Team fanden, dass die Wutstörung in 92,5 Prozent der Fälle dem Drogenmissbrauch voranging, wenn die Teilnehmer beide Störungen entwickelten.
Intervention
Coccaro betonte, dass frühes psychologisches Eingreifen, Psychopharmaka und kognitive Therapie die wirksamsten Behandlungen sind, um Drogenmissbrauch bei mit Aggressionsstörung diagnostizierten Heranwachsenden zu verhindern – oder zumindest zu verzögern.
Was wirklich behandelt werden muss ist die emotionale Dysregulation, die zu Aggressionen führt, sagte Coccaro. Je früher man mit der Behandlung der Störung der Emotionsregulation beginnt, desto wahrscheinlicher können andere Störungen ausgeglichen werden, die dann später auftauchen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Chicago, Journal of Clinical Psychiatry – http://dx.doi.org/10.4088/JCP.15m10306; Feb. 2017
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