Wutstörung, krankhafte Wut

Wutstörung, krankhafte Wut

Psychische Störungen: Impulskontrollverluststörungen

Die ‚Wutstörung‘ oder Aggressionsstörung – im Englischen: intermittent explosive disorder – IED abgekürzt, im ICD 10 (F63.8) bezeichnet als ‚Störung mit intermittierend auftretender Reizbarkeit‘, ist eine Verhaltensstörung, gekennzeichnet durch krankhafte Wut (Wutattacken, Wutausbrüche). Mehr dazu unter: Pathologischer Jähzorn (intermittent explosive disorder) und Aggressionsstörung.

Bei Menschen mit Wutstörung gibt es ‚Verbindungsstörungen‘ im Gehirn

07.07.2016 Menschen mit der sogenannten intermittent explosive disorder (IED) oder impulsiven Aggression – auch als Jähzorn bekannt – zeigen eine schlechtere Konnektivität (Verbindungen) zwischen Gehirnregionen, die mit sensorischen Inputs, Sprachverarbeitung und sozialer Interaktion beschäftigt sind.

Fasciculus longitudinalis superior

Die Neurowissenschaftler von der Universität Chicago berichten in der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology, dass die weiße Substanz in einem Bereich des Gehirns – genannt Fasciculus longitudinalis superior (SLF) – eine geringere Integrität und Dichte bei Menschen mit der Impulskontrollstörung IED zeigt – im Vergleich zu gesunden Personen und Menschen mit anderen psychischen Störungen.

Der SLF verbindet den Frontallappen des Gehirns – verantwortlich für Entscheidungsfindung, Emotionen und das Verständnis für Handlungskonsequenzen – mit dem Parietallappen, der Sprache und sensorische Inputs verarbeitet.

„Es gleicht einer Informationsautobahn, die den frontalen Kortex mit den Parietallappen verbindet“, sagte Studienautor Dr. Royce Lee. „Wir denken, dies weist auf soziale Kognition als ein wichtiges Gebiet für Menschen mit Wut-Problemen.“

Verringerte Konnektivität

Lee und seine Kollegen benutzten bildgebende Verfahren, um Volumen und Dichte der weißen Substanz im Gehirn zu messen. Die Konnektivität ist eine kritische Angelegenheit, weil das Gehirn von Menschen mit psychiatrischen Störungen gewöhnlich sehr wenige physische Unterschiede zu gesunden Personen zeigt.

Es liegt nicht so sehr daran, wie das Gehirn strukturiert ist, sondern eher daran, wie diese Gebiete miteinander verbunden sind, sagte Lee. Da zeigen sich oft viele der Probleme bei psychischen Erkrankungen, deshalb fängt man normalerweise mit der Suche bei der weißen Substanz an, die verschiedene Regionen des Gehirns miteinander ‚verdrahtet‘.

Fehlinterpretation der Absichten anderer

Menschen mit einer Wutstörung neigen dazu, die Absichten anderer Personen in sozialen Situationen misszuverstehen. Sie denken, dass andere ihnen feindlich gesonnen sind, auch wenn dies nicht der Fall ist, und ziehen falsche Schlüsse über deren Intentionen.

Sie nehmen auch nicht alle Daten aus zwischenmenschlichen Interaktionen auf – wie Körpersprache oder bestimmte Wörter, und bemerken nur die Dinge, die sie in ihrem Glauben verstärken, die andere Person wolle sie herausfordern.

Die verringerte Konnektivität zwischen Gebieten des Gehirns, die eine soziale Situation verarbeiten, kann zu einem schlechteren Urteil führen, wodurch es zu einem explosiven Wutausbruch kommen kann.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Entdeckung von Konnektivitätsdefiziten in einem spezifischen Gebiet des Gehirns wie dem SLF stellt einen wichtigen Startpunkt für weitere Forschungen über besonders jähzornige Menschen dar, sowie für Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung, die ähnliche soziale und emotionale Probleme teilen und die gleichen Anomalien im SLF zu haben scheinen.

Dies ist ein weiteres Beispiel greifbarer Defizite im Gehirn von Menschen mit einer Wutstörung, das nahelegt, dass impulsiv aggressives Verhalten nicht nur einfach ein ’schlechtes Benehmen, Verhalten‘ ist, sondern ein Verhalten, das auf einer realen biologischen Basis beruht, die untersucht und behandelt werden kann, sagte Koautor Prof. Emil Coccaro.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Chicago, Neuropsychopharmacology – DOI: 10.1038/npp.2016.74; Juli 2016

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