Niereninsuffizienz, Nierenerkrankung: Psyche, psychische Symptome
Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder
Nierenschäden und kognitive Störungen (Denkstörungen)
21.11.2016 Menschen mit Nierenerkrankungen (wie z.B. Niereninsuffizienz) haben ein erhöhtes Risiko für psychische bzw. kognitive Beeinträchtigungen (Denkstörungen) und Anomalien der weißen Substanz im Gehirn, aber die Natur dieser Beziehung ist unklar laut einer neuen auf dem Meeting der American Society of Nephrology 2016 präsentierten Untersuchung.
Bild: Nieren (eingefärbt) von hinten
Für die Studie analysierten Dr. Daniel Weiner (Tufts Medical Center) und seine Kollegen die Daten von 9.361 Teilnehmern einer Gesundheitsstudie (Daten von 2.707 Teilnehmern, die eine erweiterte kognitive Testbatterie durchliefen; bei 637 wurden Gehirnscans gemacht).
Schlechtere Denkleistungen
Nach der Berücksichtigung verschiedener demografischer und klinischer Eigenschaften konnten höhere Albumin-Werte im Urin mit einer schlechteren Leistung bei Tests der
- globalen kognitiven Funktionen,
- Exekutivfunktionen,
- dem Gedächtnis und
- der Aufmerksamkeit verbunden werden.
Ein höherer Albumin-Wert im Urin ist ein Indikator für eine beeinträchtigte Nierenfunktion.
Jede Verdoppelung des Albumin-Wertes im Urin war ähnlich dem Effekt einer Alterung um 6 bis 14 Monaten in diesen kognitiven Bereichen, schreiben die Forscher.
Eine geringere glomeruläre Filtrationsrate – ein weiterer Hinweis für eine schlechte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) – war mit einer schlechteren Leistung bei Tests der globalen kognitiven Funktionen und des Gedächtnisses verbunden.
Anomalien der weißen Substanz im Gehirn
In der Subgruppe der Teilnehmer, bei denen die Gehirne gescannt wurden, war eine höhere Albumin-Menge im Urin mit Anomalien der weißen Substanz im Gehirn verknüpft (diese ist für die Kommunikation zwischen Gehirnbereichen zuständig).
Die Ergebnisse zementieren die Verbindung zwischen Nierenschäden und psychischen Effekten im kognitiven Bereich, was darauf hinweist, dass Albumin im Urin und die Änderungen in der Gehirnstruktur wahrscheinlich Repräsentationen desselben Gefäßprozesses, nur in verschiedenen Organen, sind, sagte Weiner. Dies manifestiert sich in schlechteren Gehirnfunktionen, insbesondere in Bereichen, die mit zerebrovaskulären Krankheiten verbunden sind.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Society of Nephrology; Nov. 2016
Krankenhausaufenthalte mit Diagnosen psychischer Störungen bei terminalen Nierenerkrankungen häufig
24.08.2019 Krankenhausaufenthalte mit psychiatrischen Diagnosen sind bei pädiatrischen und erwachsenen Patienten mit terminaler Nierenerkrankung üblich und mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden laut einer im Clinical Journal of the American Society of Nephrology veröffentlichten Studie.
Paul L. Kimmel vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases an den National Institutes of Health in Bethesda, Maryland, und Kollegen untersuchten stationäre Daten aus dem ersten Jahr terminaler Nierenerkrankungen bei erwachsenen und pädiatrischen Medicare-Empfängern (die sich von 1996 bis 2013 in Behandlung begaben), um die Krankenhausaufenthalte mit Diagnose einer psychischen Erkrankung zu untersuchen.
Krankenhausaufenthalte, Auftretensraten
Die Forscher fanden heraus, dass 72 Prozent der älteren Erwachsenen, 66 Prozent der Erwachsenen und 64 Prozent der Heranwachsenden im ersten Jahr ihrer terminalen Nierenkrankheit mindestens einen Krankenhausaufenthalt hatten.
Etwa 2 Prozent der Erwachsenen und 1 Prozent der Kinder wurden mit einer psychiatrischen Primärdiagnose ins Krankenhaus eingeliefert. Im Laufe der Zeit stieg die Prävalenz von Krankenhausaufenthalten mit psychiatrischen Diagnosen, vor allem aus Sekundärdiagnosen.
Insgesamt 19 % der älteren Erwachsenen, 25 % der Erwachsenen und 15 Prozent der Kinder wurden mit einer sekundären Diagnose einer psychischen Störung ins Krankenhaus eingeliefert.
Alle Dialyse-Erwachsenen, die mit primären oder sekundären Diagnosen psychischer Gesundheitsprobleme stationär behandelt wurden, hatten eine höhere Gefährdungsrate für die Gesamtmortalität als Personen, die ohne psychische Krankheit stationär aufgenommen wurden (Gefährdungsquoten 1,29 bzw. 1,11).
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Ärzte von stationären Dialysepatienten bewusst und darauf vorbereitet sein sollten, psychiatrische Störungen und damit verbundene negative Auswirkungen innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen (mit z.B. einer terminalen Niereninsuffizienz) zu behandeln, schreiben die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Clinical Journal of the American Society of Nephrology – DOI: https://doi.org/10.2215/CJN.14191218
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