Psychose (Häufigkeit, Inzidenz)

Psychose (Häufigkeit, Inzidenz)

Psychische Störungen

Etwa ein Prozent der Menschheit ist von psychotischen Episoden betroffen. Wichtige Faktoren für das Auftreten sind Umgebungsfaktoren und genetische Anfälligkeit. Z.B. erhöht Schizophrenie in der Familie das Risiko für das Auftreten von Psychosen.

Ist ein Zwillingsgeschwister betroffen liegt die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von psychotischen Episoden bei etwa bei 50 Prozent. Bei Frauen ist die Häufigkeit für das Erstauftreten in den späteren 20-er Jahren am höchsten, bei Männern mit Anfang bis Mitte 20.

Regionale Unterschiede bei der Auftretenshäufigkeit – Einfluss von Umgebungsfaktoren

20.12.2017 Die Auftretenshäufigkeit von Psychosen ist in einigen Regionen fast achtmal höher als in anderen laut einer neuen in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie unter der Leitung der Universitäten King’s College London und Cambridge.

Es ist allgemein bekannt, dass psychotische Störungen wie Schizophrenie hochgradig vererbbar sind, aber die Genetik ist nicht allein ausschlaggebend. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Umweltfaktoren auch eine große Rolle spielen können, sagte Studienautor Dr. James Kirkbride.

Inzidenz in verschiedenen Ländern und Regionen

Die Autoren schätzten die Inzidenz (Auftretenshäufigkeit) von psychotischen Störungen in 17 Gebieten in sechs Ländern – Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien und Brasilien – mit vergleichbarer Methodik ein.

Mann Scherben
Bild: Gerd Altmann

Ihre Daten stammen von Personen im Alter von 18-64 Jahren, die nach einer vermuteten ersten psychotischen Episode (insgesamt 2.774 Vorfälle) Kontakt zu psychiatrischen Diensten aufnahmen.

Sie stellten fest, dass die Gesamtinzidenz psychotischer Störungen 21,4 pro 100.000 Personenjahre betrug, entdeckten aber große Unterschiede zwischen den verschiedenen Gebieten: z.B. von nur 6,0 pro 100.000 Personenjahre im ländlichen Raum um Santiago (Spanien) bis zu einem Maximum von über 45 in der Innenstadt von Paris und Südost-London.

Diese Unterschiede ließen sich nicht durch Unterschiede im Alter, Geschlecht und in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung in diesen Gebieten erklären, schreiben die Psychiater.

Der stärkste Faktor: selbstgenutztes Wohneigentum

Unter den zu berücksichtigenden Faktoren war der stärkste Prädiktor für ein häufiges Auftreten psychotischer Störungen auf regionaler Ebene eine niedrige Rate an selbst genutztem Wohneigentum war. Als Indikator für sozioökonomischen Wohlstand und Stabilität benutzten die Forscher selbstgenutztes Wohneigentum.

In Gebieten mit einem höheren Anteil an selbst genutztem Wohneigentum sind die Psychosenraten niedriger, was mit sozialer Benachteiligung in Verbindung gebracht werden kann, schreibt Studienautorin Hannah Jongsma.

Menschen in sozial benachteiligten Gebieten leiden möglicherweise mehr unter sozialen Spannungen, die das häufigere Auftreten von Psychosen verursachen bzw. vorhersagen können, wie andere Studien zeigen. Eine alternative Erklärung könnte sein, dass selbstgenutztes Wohnen ein Indikator für soziale Stabilität und Zusammenhalt ist, der sich auf stärkere Unterstützungsnetzwerke bezieht, sagt sie.

Alter, Geschlecht, Minderheiten

In Übereinstimmung mit früheren Forschungen wurde eine höhere Inzidenz von Psychosen auch mit einem jüngeren Alter (obwohl die Autoren auch einen sekundären Höhepunkt im mittleren Alter bei Frauen identifizierten), Männern und ethnischen Minderheiten verknüpft.

Die Ergebnisse tragen dazu bei, dass Umgebungsfaktoren eine größere Rolle bei der Entstehung psychotischer Störungen spielen könnten, als bisher angenommen wurde.

Wichtige Rolle von Umwelt-, Umgebungsfaktoren

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Forscher große Fortschritte bei der Identifizierung der Zusammenhänge zwischen Genen und psychotischen Störungen gemacht. Wir schlagen vor, dass wir jetzt mehr Zeit der Erforschung widmen müssen, wie Umwelt- und genetische Faktoren zur Häufigkeit des Auftretens von Psychose beitragen können, sagte Koautor Professor Craig Morgan.

Die Wissenschaftler sagen, dass mehr Forschung notwendig sei, um kausale Mechanismen zu identifizieren, andere Risikofaktoren zu untersuchen und die Auftretenshäufigkeit von Psychosen in anderen Umgebungen wie Ländern mit niedrigem Einkommen zu untersuchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten King’s College London und Cambridge; JAMA Psychiatry – 10.1001/jamapsychiatry.2017.3554; Dez. 2017

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