- Kindheitstraumata können zu Psychosen führen
- Traumatische Kindheitserlebnisse verbunden mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei psychotischen Erkrankungen
- Update: Psychotische Erfahrungen können durch ein Trauma in der Kindheit verursacht werden
- Psychose beim Kind
Kindheitstraumata können zu Psychosen führen
20.02.2014 Psychologen der Universität Liverpool belegen die Theorie, dass ein frühes Kindheitstrauma – wie Missbrauch oder Vernachlässigung – zur Entwicklung einer Psychose im späteren Leben führen kann.
Soziale Ursachen
Das Forscherteam überprüfte 125 Studien zu den biologischen Mechanismen, die der Beziehung zwischen Kindstrauma und Psychose zugrundeliegen.
Sie schlossen, dass Psychotikern Psychotherapien angeboten werden sollten, die die sozialen Ursachen für ihre Probleme angehen können.
Traditionell werden Anomalien im Gehirn von Menschen, die mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie diagnostiziert werden, mit biologisch basierenden Gehirnstörungen in Verbindung gebracht, die wenig mit ihren Lebensereignissen zu tun haben.
Jedoch unterstützen die Befunde dieser neuen Studie eher das Modell der „traumatogenen Entwicklungsneurologie“, welches ungünstige Lebensereignisse (besonders in früher Kindheit) für solche Störungen verantwortlich macht.
Psychologe John Read von der Universität Liverpools sagt:
„Traumabasierende Gehirnveränderungen sollten nicht angesehen werden als Hinweis auf eine Störung oder Erkrankung des Gehirns. Die Veränderungen sind umkehrbar. Kürzliche Studien haben zum Beispiel festgestellt, dass die Überempfindlichkeit des Gehirns auf Stressoren durch eine adäquate Psychotherapie reduziert werden kann.
Behandlung statt Unterdrückung der Symptome
„Die Auswirkungen auf die Prävention sind tiefgreifend. Schutz und Fürsorge für die sich entwickelnden Gehirne kleiner Kinder sind von höchster Wichtigkeit.“
„Wir hoffen, dass viele Angehörige der Gesundheitsberufe sich diese Forschungsergebnisse ansehen und mehr Interesse für das Leben derjeniger aufbringen, die sie behandeln, statt das Hören von Stimmen und ungewöhnliche Ansichten zu haben als bloße Symptome einer ‚Krankheit‘ zu sehen, die mit Medikamenten unterdrückt werden müssen.“
Quelle: University of Liverpool/Neuropsychiatry, Feb. 2014
Traumatische Kindheitserlebnisse verbunden mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei psychotischen Erkrankungen
12.03.2018 Menschen mit Schizophrenie oder anderen psychotischen Erkrankungen können nun von effektiveren, maßgeschneiderten Behandlungen und größerer Selbsthilfe profitieren, dank der Forschung, die einen Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und einigen der häufigsten Symptome von Schizophrenie gefunden hat.
Sexuelle, körperliche und emotionale Misshandlungen
Thomas Bailey, Sarah Bendall von der Universität Melbourne und Kollegen konnten zeigen, dass sexuelle, körperliche und emotionale Misshandlungen in der Kindheit mit schweren Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen einhergehen.
Das wichtigste Ergebnis der Studie war, dass Halluzinationen bei Menschen mit psychotischen Störungen mit allen Arten von Kindheitstraumata in Verbindung gebracht werden konnten, sagte Dr. Bendall. Dies bedeutet, dass Kindheitstraumata manche Menschen dazu bringt, Halluzinationen zu entwickeln, sagte sie.
Bild: lisa runnels
Die Meta-Analyse, die die Daten von 4.680 aus 29 Studien zu Kindheitstraumata und psychotischen Symptomen analysierte, fand auch heraus, dass sexueller Missbrauch in der Kindheit mit Wahnvorstellungen verbunden war.
Negative Symptome
Im Gegensatz zu den Erwartungen der Wissenschafter gab es aber keine statitisch signifikante Verbindung mit der Schwere der negativen Symptome. Dagegen korrelierte die Schwere der Vernachlässigung in der Kindheit jedoch mit der negativen Symptomatik.
Die Studie wurde in der Zeitschrift Schizophrenia Bulletin veröffentlicht und stellt das fehlende Bindeglied für Kliniker dar, die seit langem über den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Halluzinationen und Wahnvorstellungen theoretisiert haben.
Entwicklung personalisierter Behandlungen
Dr. Bendall sagte, dass die Bereitstellung dieser Belege ein entscheidender erster Schritt bei der Entwicklung maßgeschneiderter, sensitiver und wirksamer Behandlungen für traumabasierte psychotische Symptome sei.
Bisher konzentrierte sich die Behandlung von Traumata bei Psychosen auf posttraumatische Belastungsstörungen und nicht auf spezifische Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Melbourne; Schizophrenia Bulletin, sbx161, https://doi.org/10.1093/schbul/sbx161
Psychotische Erfahrungen können durch ein Trauma in der Kindheit verursacht werden
22.11.2018 Forscher der Universität Bristol haben mehr Belege für einen kausalen Zusammenhang zwischen Psychotraumata in der Kindheit und psychotischen Erfahrungen im Alter von 18 Jahren gefunden.
Die in JAMA-Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse sind die ersten, die den Zusammenhang zwischen verschiedenen Arten von Traumata und deren Zeitpunkt in der Kindheit mit späteren psychotischen Erfahrungen in einer großen Bevölkerungsstudie umfassend untersuchten.
Psychotische Erfahrungen beinhalten abnormale Erfahrungen wie das Hören von Stimmen oder Gefühle der Paranoia.
Die Psychologen um Jazz Croft nutzten die Bristol’s Children of the 90s Längsschnittdaten, um die Daten von 4.433 Teilnehmern zu untersuchen, die mit klinischen Interviews befragt und die im Alter von 18 Jahren Kliniken aufgesucht hatten.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zwischen 25 und 60 Prozent der Jugendlichen, die über psychotische Erfahrungen berichteten (fünf Prozent der Stichprobe), diese nicht entwickelt hätten, wenn sie als Kind nicht einem Trauma wie Mobbing, häuslicher Gewalt oder emotionaler Vernachlässigung ausgesetzt gewesen wären.
Die Ergebnisse waren beständig, unabhängig vom sozioökonomischen Status oder dem genetischen Risiko für psychische Erkrankungen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry – Association of Trauma Type, Age of Exposure, and Frequency in Childhood and Adolescence with Psychotic Experiences in Early Adulthood – doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.3155
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