Schizophrenie durch Traumata

Forscher der Universität von Liverpool haben festgestellt, dass Kinder, die ein schwerwiegendes Trauma erfahren haben, dreimal so wahrscheinlich Schizophrenie im späteren Leben entwickeln.

Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Schizophrenie

Die Befunde steuern einiges zur Debatte über die Wichtigkeit von genetischen und Umweltauslösern bei psychotischen Störungen bei. Für viele Jahre hat sich die Forschung bei psychischen Krankheiten auf die biologischen Faktoren bei Störungen wie Schizophrenie, bipolare Störung und psychotische Depression konzentriert, aber es gibt nun viele Belege, die besagen, dass diese Störungen nicht erklärt werden können, ohne sich zuerst die Lebensumstände der einzelnen Patienten anzuschauen.

Die von Teams der Liverpool und Maastricht Universität in den Niederlanden betriebene Forschung ist das erste Projekt seiner Art, um die Befunde von mehr als 30 Jahren aus Forschungsstudien zusammenzubringen und zu analysieren, ob es einen Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und der Entwicklung von Psychosen gibt.

Die Forscher sahen sich mehr als 27.000 Forschungsberichte an, um Daten von drei Arten von Studien herauszuziehen; jene, die sich auf die Entwicklung von Kindern konzentrierten, die bekanntermaßen Not erfahren haben; Studien über zufällig ausgewählte Teile der Bevölkerung; und über Forschungserhebungen von psychotischen Patienten, die nach ihrer frühen Kindheit befragt wurden.

Dreimal so wahrscheinlich im Erwachsenenalter psychotisch

Bei allen drei Arten der Studien führten die Ergebnisse zu ähnlichen Schlüssen. Kinder, die irgendeine Form von Trauma vor dem Alter von 16 Jahren erfahren hatten waren, etwa dreimal so wahrscheinlich im Erwachsenenalter psychotisch, verglichen mit jenen, die zufällig aus der Bevölkerung gewählt wurden.

Die Forscher fanden eine Beziehung zwischen dem Traumaniveau und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer psychischen Krankheit im späteren Leben. Jene, die schwerwiegend als Kinder traumatisiert wurden, hatten ein größeres Risiko, in manchen Fällen ein bis zu 50-mal höheres Risiko, als diejenigen, die ein Trauma in einem geringeren Maß erfuhren.

Das Liverpool-Team führte auch eine neue Studie durch, die sich die Beziehung zwischen bestimmten psychotischen Symptomen und der Art des in der Kindheit erfahrenen Traumas ansah. Sie stellten fest, dass verschiedene Traumata zu verschiedenen Symptomen führten.

Kindheitsschändung, zum Beispiel, war mit Halluzination verbunden, während Kinder, die in einem Kinderheim untergebracht waren, eher Paranoia (Wahnvorstellungen) erfuhren.

Die Forschung zeigt auch eine starke Beziehung zwischen der Umgebung und der Entwicklung der Psychose, und liefert Hinweise über die Mechanismen, die zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen führen.

Professor Richard Bentall, von der Universität von Liverpool Institut für Psychologie, Gesundheit und Gesellschaft, sagt: „Die Ursachen für psychotische Störungen, besonders Schizophrenie sind eine Quelle der Kontroverse unter Psychiatern, Psychologen und Ärzten. Es gibt auch Uneinigkeit darüber, wie die Störungen definiert sind. Es ist zum Beispiel nicht ungewöhnlich, dass ein Patient von einem Psychiater mit Schizophrenie von einem anderen Psychiater, aber als bipolar diagnostiziert wird.

Quelle: Schizophrenia Bulletin. April 2012

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