Schizophrenie und Resilienz

Geschwister von Schizophrenen zeigen Resilienz

Fundamentale Unterschiede darin, wie sich das Gehirn in der Jugendzeit entwickelt, wurden bei Kindern mit Schizophrenie und deren Geschwistern entdeckt laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie.

Unterschiede im Gehirn

Forscher von der University of Melbourne und dem National Institute of Mental Health in Washington DC nutzten Magnetresonanztomographie, um die Gehirne von 109 Personen mit in der Kindheit einsetzender Schizophrenie (childhood-onset schizophrenia – COS) im Alter zwischen 12 und 24 zu scannen.

Sie verglichen die Scans mit denen der nicht-schizophrenen Brüder und Schwestern der Teilnehmer, um zu sehen, ob es ähnliche Gehirnveränderungen im Laufe der Zeit gäbe.

Gehirnkonnektivität

Die Geschwister ohne COS zeigten ähnliche Verzögerungen in der Gehirnkonnektivität während des Heranwachsens, aber diese Verbindungen normalisierten sich eher bzw. ‚holten auf‘ zu typisch entwickelten Heranwachsenden.

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Bild: Gerd Altmann

Studienautor Dr. Andrew Zalesky sagte, die Fähigkeit der Geschwister, zu normalen Jugendlichen aufzuholen und wichtige Gehirnvernetzungen zu entwickeln, bedeutet, dass es eine gewisse Resilienz (Widerstandsfähigkeit) hinsichtlich ihres Schizophrenierisikos gibt.

„Das größte Risiko ist die Familiengeschichte, aber die Mehrheit der Geschwister von Personen mit der Erkrankung sind nicht betroffen.“

Also, warum konnten diese Brüder und Schwestern das Risiko überwinden? Findet man diese biologischen Faktoren, die vor der Entwicklung einer Schizophrenie schützen, eröffnet dies eine neue Richtung bei der Suche nach Behandlungen, sagte er.

Koautor Professor Christos Pantelis sagte, dass Medikamente der neuen Generation jungen Patienten helfen können, ihre Symptome zu kontrollieren – aber sie haben potentielle ernste Nebenwirkungen. Unsere Arbeit könnte frühere Interventionen mit weniger Nebenwirkungen möglich machen, die die Resilienz eines Kindes verbessern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Melbourne, JAMA Psychiatry; August 2015

Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) wirkt den Folgen von Kindesmissbrauch und Vernachlässigung auf die Gesundheit entgegen

18.04.2018 Eine im Fachblatt Journal of Clinical Psychiatry publizierte Studie zeigt, dass sich psychische Belastbarkeit bzw. Widerstandsfähigkeit (die sogenannte psychologische Resilienz) positiv auf die Gesundheit von Menschen mit Schizophrenie auswirkt.

Dies ist die erste Studie, die die Auswirkungen von Kindheitstraumata und psychischer Belastbarkeit auf die Gesundheit und Stoffwechselfunktion von Menschen mit Schizophrenie quantitativ untersuchte.

Kindesmisshandlungen, Vernachlässigung

Ellen Lee von der Universität California San Diego und Kollegen werteten Daten von 114 Teilnehmern mit Schizophrenie und 101 nicht-psychiatrischen Vergleichspersonen im Alter von 26 bis 65 Jahren aus. Die Teilnehmer wurden aus dem Großraum San Diego rekrutiert.

Kindesmissbrauch wurde mit dem Childhood Trauma Questionnaire erfasst, einer 25-Punkte-Skala, die emotionalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit bewertet.

Widerstandsfähigkeit, Widerstandsausdauer

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Bild: Gerd Altmann

Die Wissenschaftler setzten die 10-Punkte-Skala des Connor-Davidson Resilience ein, um die psychische Belastbarkeit zu messen, indem sie Faktoren wie Widerstandsfähigkeit (die Fähigkeit, mit Veränderungen und Widrigkeiten umzugehen) und Ausdauer (sein Bestes zu geben trotz widriger Umstände) verwendeten.

Die für das Forscherteam interessantesten metabolischen Biomarker waren die Homöostatische Modellbewertung der Insulinresistenz (HOMA-IR) und das Hämoglobin A1C, die aufgrund ihrer Fähigkeit ausgewählt wurden, auf gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzuweisen, die bei Personen mit Schizophrenie häufig auftreten.

Psychische und körperliche Gesundheit

Personen mit Schizophrenie berichteten über mehr schwere Kindheitstraumata, zeigten eine geringere psychische Belastbarkeit und eine schlechtere geistige und körperliche Gesundheit, und sie hatten schlechtere metabolische Biomarkerwerte als die nicht-psychiatrischen Kontrollteilnehmer.

Die Traumaschwere hing mit einer schwereren Depression bei den Kontrollen (r = 0,34), aber nicht bei den schizophrenen Teilnehmern (r = 0,02) zusammen.

Vergleich der psychischen Widerstandsfähigkeit

Die Studienbefunde zeigten, dass Personen mit Schizophrenie, die schlimme Erfahrungen in der Kindheit gemacht hatten und eine hohe psychologische Resilienz zeigten, eine ähnlich gute Gesundheit und Biomarker der Insulinresistenz hatten wie nicht-psychiatrische Kontrollen mit Missbrauch oder Misshandlung in der Kindheit und geringer Resilienz.

Auffallend ist auch die Beobachtung, dass in beiden Gruppen (Schizophrenie und Kontrollen) Personen mit hoher psychischer Widerstandsfähigkeit insgesamt eine bessere körperliche und psychische Gesundheit sowie bessere metabolische Biomarker hatten.

Die Erkenntnis, dass Resilienz eine schützende bzw. bewältigende Rolle bei Personen mit Schizophrenie spielen kann, bietet Klinikern die Möglichkeit, nicht-medikamentöse Interventionen in der Behandlung einzusetzen, schreibt Koautor Dr. Dilip V. Jeste.

Eine ausgeprägte Resilienz könnte eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Gesundheitsergebnisse von schizophrenen Menschen spielen. Interventionen, wie z.B. Resilienztraining, könnten mit anderen Therapien kombiniert werden, was eine umfassendere Behandlungsplanung ermöglicht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität California San Diego; The Journal of Clinical Psychiatry (2018). DOI: 10.4088/JCP.17m11776

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