Schizophrene Störungen: Gruppe von Störungen, die unterschiedliche Gehirnbereiche betreffen
17.10.2015 Moderne bildgebende Verfahren zeigen in einer Studie der Washington University, dass Verhaltenssymptome der Schizophrenie mit Anomalien in bestimmten Teilen des Gehirns verbunden sind.
Die Anatomien der Gehirne der untersuchten schizophrenen Personen zeigten deutliche Patienten-Subgruppen, die mit bestimmten Symptomen in Beziehung standen, sagte Studienleiter C. Robert Cloninger.
„Dies eröffnet neue Einblicke in die Krankheit. Wir wissen, dass nicht alle Patienten mit Schizophrenie die gleichen Probleme haben, und dieser Befund verbessert unser Verständnis“, sagte er in der Zeitschrift NeuroImage.
Bild: Corpus callosum
Mit Hilfe der diffusionsgewichteten Magnetresonanztomografie (DW-MRI) wurden die Gehirne von 36 gesunden Freiwilligen und 47 Schizophrenen gescannt.
Verschiedene Anomalien im Corpus callosum
Bei den Schizophrenie-Patienten zeigten sich verschiedene Anomalien in Teilen des Corpus Callosum – ein die linke und rechte Hemisphäre des Gehirns verbindendes Faserbündel und für die neuronale Kommunikation von entscheidender Bedeutung.
Als sich die Forscher die Anomalien im Corpus callosum genauer anschauten, entdeckten sie, dass bestimmte Merkmale in den Gehirnscans zu spezifischen Schizophreniesymptomen passten.
Bestimmte Anomalien passen zu bestimmten Symptomgruppen
Zum Beispiel:
- Patienten mit spezifischen Merkmalen in einem Teil des Corpus callosum zeigten typischerweise bizarres und desorganisiertes Verhalten.
- Bei anderen Patienten gingen Unregelmäßigkeiten in einem anderen Teil dieser Struktur mit desorganisierten Denken, Sprache und Symptomen wie Emotionslosigkeit einher.
- Andere Gehirnanomalien im Corpus callosum waren verbunden mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.
Acht genetisch unterschiedliche Störungen
Im Jahr 2014 berichtete dasselbe Forscherteam über Belege, dass Schizophrenie nicht eine einzelne Krankheit, sondern aus einer Gruppe von acht genetisch unterschiedlichen Störungen bestände; jede mit ihrem eigenen Satz an Symptomen.
In dieser Studie stellten die Forscher fest, dass unterschiedliche Gensets stark mit bestimmten klinischen Symptomen verbunden sind.
Die gegenwärtige Studie liefert weitere Belege, dass Schizophrenie als eine heterogene Gruppe von Störungen – statt einer einzelnen Störung – zu definieren sei. Die Forscher sagen, dass die Befunde zukünftige Studien beeinflussen und dadurch die Diagnose verbessern und die Behandlung auf die Patienten zugeschnitten werden könne. Gegenwärtig scheren die Schizophreniebehandlungen alle Patienten ‚über einen Kamm‘ ungeachtet der auftretenden Symptome.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Washington University, NeuroImage; Okt. 2015