Hohes kurzfristiges Risiko für Suizidversuche bei Teenagern, wenn Eltern versuchten sich umzubringen
20.12.2012 Das Risiko, dass junge Leute versuchen Selbstmord zu begehen, ist am höchsten innerhalb von zwei Jahren, nachdem ein Elternteil auf Grund einer psychischen Störung oder eines Selbstmordversuchs stationär behandelt wurden, laut einer Studie mit 15.000 Teenagern und jungen Erwachsenen.
Das Risiko ist viel höher für Teenager, als für junge Erwachsene. Dies wird von einer Studie des Karolinska Institutet in der Schweden und der Kopenhagen Universität in Dänemark berichtet. Die Studie erschien in der Online-Zeitschrift PLOS ONE.
Starke Zunahme bei Suizidversuchen und jungen Menschen
Obwohl das Auftreten von Selbstmord in den letzten Jahren in Schweden abgenommen hat, gab es eine starke Zunahme bei der Anzahl der Suizidversuche von jungen Erwachsenen in Schweden und anderen europäischen Ländern.
Es ist schon länger bekannt, dass psychische Krankheit und selbstmörderisches Verhalten bei Eltern Risikofaktoren für Selbstmordversuche bei ihren Kindern sind. Die vorliegende Studie sah sich die zeitliche Verbindung zwischen der stationären Behandlung aufgrund von psychischen Störungen und Selbstmordversuchen, Selbstmord und Tod der Eltern und dem Risiko für einen Selbstmordversuch bei ihren Kindern an.
Höchstes Risiko für Suizidversuch innerhalb von zwei Jahren
Das Ergebnis zeigt, dass junge Leute das höchste Risiko für einen Selbstmordversuch relativ bald (innerhalb von zwei Jahren) zeigen, nachdem ein Elternteil, besonders die Mutter, dasselbe getan hat.
Besonders Töchter hatten ein hohes Risiko für einen Suizidversuch, nachdem die Mutter in einer Psychiatrie aufgenommen wurde.
Risiko nimmt mit Älterwerden ab
Das Risiko eines Versuchs sich das Leben zu nehmen in Verbindung zum elterlichen Versuch war unter den Teenagern beiderlei Geschlecht am größten und nahm dann mit dem Älterwerden ab.
Die Studie untersuchte 15.193 Teenager und junge Erwachsene, die zwischen 1973 und 1983 geboren wurden, und versucht hatten sich zwischen dem Alter von 15 – 31 umzubringen. Diese Leute wurden mit Peers verglichen, die dasselbe Geschlechts hatten und im selben Zeitraum geboren worden waren, und die nicht versucht hatten, Selbstmord zu begehen.
Psychische Unterstützung nach dem Ereignis
„Wir zeigen, dass junge Leute, besonders Teenager, sofort Unterstützung während der Zeit brauchen, wenn ein Elter aufgrund einer psychischen Krankheit oder suizidalen Verhaltens in einer psychiatrischen Einrichtung betreut wird, wenn ihr eigener Suizidversuch verhindert werden soll“, sagte Forscherin Dr. Ellenor Mittendorfer-Rutz vom Karolinska Institutet Abteilung für klinische Neurobiologie.
© PSYLEX.de – Quelle: PLOS ONE, Dez. 2012
Suizidversuch eines Elternteils macht den des Kindes sehr viel wahrscheinlicher
06.01.2015 Wenn ein Elternteil versucht hat, sich das Leben zu nehmen, nimmt die Wahrscheinlichkeit für einen Suizidversuch bei dessen Kind um das Fünffache zu – verglichen mit dem Nachwuchs von Menschen, die keinen Selbstmordversuch in der Vorgeschichte haben.
Affektive Störungen bei den Eltern
Dr. David Brent von der Universität Pittsburgh, USA, verfolgte mehr als 700 Kinder (im Alter von 10 bis 50) von 334 Eltern mit affektiven Störungen (Stimmungsstörungen) wie Depression oder bipolare Störung.
191 der Eltern hatten einen Selbstmordversuch in der Vorgeschichte. Vierundvierzig der Kinder dieser Eltern verübten ebenfalls einen Suizidversuch in der Vergangenheit. Weitere 29 versuchten während der fast sechsjährigen Nachbeobachtungszeit der Studie sich umzubringen laut der in JAMA Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit.
Die Forscher stellten fest, dass ein Suizidversuch bei einem Kind stark mit dem Selbstmordversuch der Eltern dieses Kindes verbunden war, selbst nachdem auf von Elternteil und Kind geteilte affektive Störungen kontrolliert worden war.
Impulsive Aggression
Verhaltensweisen wie etwa „impulsive Aggression“ sind eng mit Stimmungsstörungen verbunden, fand das Team von Brent heraus. Hierauf könnten Behandlungen abzielen, um Jugendliche mit einem hohen familiären Risiko davor zu schützen, sich das Leben zu nehmen.
Bereits bei einer früheren schwedisch/dänischen Studie wurde auf dieses erhöhte Risiko bei Kindern hingewiesen (s.o.).
© PSYLEX.de – Quellen: Universität Pittsburgh, JAMA Psychiatry; Dezember 2014
Der Tod eines Elternteils in der Kindheit erhöht Suizidrisiko
30.11.2015 Der Tod eines Elternteils in der Kindheit geht mit einem erhöhtem langzeitlichen Risiko für Suizid einher laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie mit Kindern aus skandinavischen Ländern.
In westlichen Gesellschaften verlieren etwa 3 – 4 Prozent der Kinder vor dem Alter von 18 Jahren einen Elternteil durch Tod, und diese Erfahrung ist eines der belastendsten und potentiell schädlichsten Lebensereignisse in der Kindheit. Während sich die meisten Kinder und Jugendlichen an den Verlust anpassen, entwickeln andere vermeidbare soziale und psychologische Probleme.
Datenerhebung
Mai-Britt Guldin von der Aarhus Universität und Kollegen nutzten landesweite Registerdaten von 1968 bis 2008 aus Dänemark, Schweden und Finnland (von insgesamt 7,3 Millionen Personen) und identifizierten 189.094 Kinder (2,6 Prozent), deren einer Elternteil starb bevor das Kind das 18. Lebensjahr erreichte.
Zum Vergleich passten die Autoren diese Gruppe der leidtragenden Kinder mit der 10-fachen Menge anderer Kinder (n = 1,89 Millionen Kinder) an, die keinen Elternteil verloren hatten, um die Suizid-Langzeitrisiken nach dem elterlichen Tod zu untersuchen. Beide Gruppen wurden bis zu 40 Jahre verfolgt.
Befunde
Etwa 265 Personen aus der Gruppe der Leidtragenden (0,14 Prozent) und 1.342 Personen aus der Kontrollgruppe (0,07 Prozent) verübten Suizid während der Nachverfolgung. Während der ersten 25 Jahre des Beobachtungszeitraumes betrug das absolute Selbstmordrisiko 4 von 1.000 Personen für Jungen, die den elterlichen Tod in der Kindheit erlebten und 2 von 1.000 Personen für Mädchen.
Das Suzidrisiko war hoch für Kinder, deren Elternteil sich suizidierte, aber auch hoch für Kinder, deren Elternteil durch andere Ursachen starb laut den Ergebnissen.
Starb einer der Eltern bevor das Kind sechs Jahre alt war, war das Suizidrisiko besonders hoch.
Die Studie enthielt jedoch keine Informationen über wichtige Risikofaktoren einschließlich genetischer Faktoren, sozialer Netze und des Lebensstils der Familien.
„Unsere Studie betont die Wichtigkeit einer frühen Linderung des Leidens, um das Risiko für ein suizidales Verhalten unter Kindern zu reduzieren, deren einer Elternteil während der Kindheit starb“, schließt die Studie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Aarhus Universität, JAMA Psychiatry; Nov. 2015
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