Suizid, Selbstmord: Männer und Frauen

Warum begehen mehr Männer als Frauen Suizid?

26.09.2016 In Großbritanien bringen sich etwa 6.000 Menschen jedes Jahr um, und fast 75% davon sind Männer (in Deutschland waren es 2012 9.900 Menschen: 2.600 Frauen, 7.300 Männer); auch in anderen Ländern begehen deutlich mehr Männer Selbstmord, und dies obwohl Frauen öfter unter Depression leiden und öfter versuchen sich umzubringen.

Suizidversuche von Männern eher tödlich

Wissenschaftler von der Auburn Universität wollten wissen, warum die Suizidversuche von Männern mit größerer Wahrscheinlichkeit tödlich sind, und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachblatt Frontiers in Psychiatry.

Obwohl Männer eher zu tödlicheren Methoden neigen als Frauen, zeigte es sich, dass Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit als Frauen sterben, wenn dieselbe Methode verwendet wird.

Prof. Gopikrishna Deshpande und sein Team fanden heraus, dass es vier Charakterzüge sind – die für einen ernsthaften Suizidversuch nötig sind, und die bei Männern eher anzutreffen bzw. stärker ausgeprägt sind als bei Frauen.

Vier Persönlichkeitsmerkmale

Die Charakterzüge sind

  • Furchtlosigkeit vorm Tod,
  • eine höhere Schmerztoleranz,
  • emotionaler Stoizismus und
  • Sensationssuche.

Menschen mit dem Wunsch, sich selbst umzubringen, machen dies nicht, bevor sie nicht zuerst ihre Angst vor dem Sterben verlieren und die notwendige Schmerztoleranz entwickeln, um einen tödlichen Versuch zu starten.

Es wird auch ein gewisses Ausmaß an emotionalem Stoizismus benötigt, der erforderlich ist, um eine suizidale Handlung durchzuführen. Schließlich werden einige Personen, die Sensationen des Schmerzes – als ein Mittel der (Er-)Lösung – aktiv verfolgen, die mit einer suizidalen Handlung verbunden sind.

Warum diese Persönlichkeitseigenschaften bei Männern mit größerer Wahrscheinlichkeit anzutreffen sind als bei Frauen, muss erörtert werden, sagten die Forscher; sind sie angeboren oder durch die Lebenserfahrung ausgebildet worden?

Deshpande nimmt an, dass, wenn die spezifischen – in dieser Studie gezeigten – Gehirnverschaltungen bestätigt werden als Mitspieler in suizidalen Handlungen, dass in der Zukunft vielleicht Techniken wie tiefe Hirnstimulation, transkranielle magnetische und elektrische Stimulation und fokussierter Ultraschall verwendet werden könnten, um Menschen weniger suizidal zu machen.

Beteiligte Vernetzungen im Gehirn

Sie bemerkten auch, dass bei Männern, die beteiligten Gehirnnetze motorische Regionen einschlossen, die stärker mit Handlungen in Verbindung stünden, während die Netzwerke bei Frauen von Gehirnregionen dominiert worden wären, die den emotionalen Zustand bestimmen.

Prof. Deshpande sagte, dies könne die Tatsache stützen, dass der suizidale Wunsch generell zur entscheidenden tödlichen Handlung bei Männern führt, während er sich bei Frauen als Depression, Suizidgedanken und häufig nichttödliche Handlungen manifestiert.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Auburn Universität, Frontiers in Psychiatry – DOI: 10.3389/fpsyt.2016.00125; Sept. 2016

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