- Risikofaktor Psychose
- Psychose und Suizid bei Jugendlichen
- Suizidal aufgrund von psychotischen Erfahrungen, wie z.B. Halluzinationen
- Suizidforschung, News
Risikofaktor Psychose
Obwohl das Selbstmordrisiko nach einer ersten psychotischen Episode am höchsten ist – kurz nachdem sie sich zeigte, bleibt es sogar noch ein Jahrzehnt später beträchtlich erhöht laut der Dezemberausgabe des Archives of General Psychiatrys.
Patienten mit Psychose
Rina Dutta, Ph.D. vom King’s College London und Kollegen führten eine Studie mit 2.723 Patienten im Vereinigten Königreich durch, die zum ersten Mal eine Psychose hatten. Die Patienten wurden im Schnitt 11,5 Jahren beobachtet.
Der Zweck der Studie war die Suizid-Epidemiologie in einer Kohorte Patienten zu beschreiben, die ihre erste Episode einer Psychose erfuhren.
Suizid nach 1. Psychose
Die Forscher fanden, dass die Selbstmordrate im ersten Jahr nach der 1. psychotischen Episode am höchsten war, aber das erhöhte Risiko blieb bis spät in die Nachtestzeit – mit einer mittleren Zeit für einen Suizid von 5,6 Jahren.
Insgesamt war das Selbstmordrisiko etwa 12-mal höher als in der allgemeinen Bevölkerung, und blieb viermal höher als in der allgemeinen Bevölkerung ein Jahrzehnt danach.
Jedoch, die Todesfälle in dieser Studie (1,9 Prozent) und die verhältnismäßige Sterblichkeit (11,9 Prozent) waren niedriger als bei vorherigen Forschungsbefunden (4,9 bzw. 30,6 Prozent).
„Unsere Studie liefert weitere und überzeugende Belege, dass das angenommene Suizidrisiko von 10 Prozent bei Patienten mit einer Psychose eine aufgeblasene Schätzung ist“, schreiben die Autoren.
Quelle: Archives of General Psychiatrys, Dez. 2010
Psychose und Suizid bei Jugendlichen
19.07.2013 Eine Psychose kann großes Leid für die Menschen bedeuten, die darunter leiden, und die Erkrankung erhöht die Zahl der Suzidversuche dramatisch.
Eine Studie des Royal College of Surgeons in Ireland stellte fest, dass Teenager mit psychotischen Symptomen ein höheres Risiko für Suizid haben.
Höheres Risiko bei psychotischen Symptomen
Die Forschungsstudie untersuchte mehr als 1.100 Teenager im Alter von 13 bis 16; diese wurden auf psychotische Symptome eingeschätzt. Sieben Prozent der Teilnehmer zeigten Symptome einer Psychose, und von diesen berichteten 7% über einen Suizidversuch in den folgenden drei Monaten der Nachuntersuchung, verglichen mit nur einem Prozent bei denjenigen, die keine psychotischen Symptome hatten.
Am Ende der 12-monatigen Studie, wurden von 20 Prozent der Jugendlichen mit psychotischen Symptomen berichtet, dass sie versuchten hatten, Suizid zu begehen, verglichen mit nur 2,5 Prozent der anderen Studienteilnehmer.
Suizidrisiko erhöhte sich zusätzlich bei psychopathologischen Symptomen
Die Forscher fanden auch, dass 14 Prozent der Jugendlichen mit psychopathologischen und psychotischen Symptomen am Anfang der Studie, nach drei Monaten von einem Suizidversuch berichteten, und 34 Prozent nach 12 Monaten.
„Psychopathologische Heranwachsende, die von psychotischen Symptomen berichten, haben ein klinisch hohes Risiko für Selbstmordversuche“, schloss das Team von Dr. Ian Kelleher. Sie glauben, dass eine enge Überwachung hinsichtlich der Symptome und ein besseres Verständnis, was diese Symptome bedeuten, „dringend erforderlich sind“.
Obwohl ein Zusammenhang zwischen Psychosen und Suizid gefunden wurde, belegt die Studie jedoch keine Ursache-Wirkung-Beziehung.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Royal College of Surgeons
Suizidal aufgrund von psychotischen Erfahrungen, wie z.B. Halluzinationen
29.11.2018 Eine in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt, dass ein Viertel der Suizidversuche mit einer kognitiven Dysfunktion verbunden ist.
Wahrnehmungsstörungen
Bild: Gerd Altmann
Dabei fehlinterpretiert das Gehirn grundlegende Wahrnehmungsinformationen, wie zum Beispiel das, was wir sehen, hören und denken; es liefert also z.B. akustische und visuelle Halluzinationen. Die Forschungsbefunde zeigen, dass diese psychotischen Erfahrungen das suizidale Verhalten vorhersagen kann und neue Perspektiven für die Behandlung und Selbstmordprävention bietet.
Symptome wie depressive Stimmung, Gefühle der Wertlosigkeit und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit sind beim Suizidverhalten gut dokumentiert. In einer Analyse von mehr als 80.000 Menschen hat eine neue Forschungsarbeit jedoch ergeben, dass 25 % der Menschen mit einem Suizidversuch oder die Selbstmord begangen und gestorben sind, Probleme mit grundlegenden sensorischen Erfahrungen hatten, wie z.B. das Hören oder Sehen von Dingen, die nicht wirklich da sind (Halluzinationen) – ansonsten bekannt als „Wahrnehmungsstörungen“.
Auch bei Menschen ohne Psychosen
Solche Episoden sind nicht unbedingt mit psychotischen Erkrankungen oder Depressionen verbunden und können bei Menschen auftreten, die keine psychischen Erkrankungen haben, schreiben die Studienautoren.
Untersuchungen der letzten 15 Jahre haben gezeigt, dass Erlebnisse wie „Stimmen hören“ weitaus häufiger sind als bisher angenommen – etwa 5-7% der Bevölkerung berichten zumindest gelegentlich über solche Halluzinationen. Bei einigen Menschen treten diese Erfahrungen auf, wenn das Gehirn unter Stress steht oder wenn das Bewältigungsniveau überschritten wird.
Faktor Psychose-Subtyp?
Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl Ärzte den Patienten, die über Erfahrungen mit psychotischen Erfahrungen berichten, besondere Aufmerksamkeit schenken müssen, als auch die Forschung zur Identifizierung eines Psychose-Subtyps des Suizids verstärkt finanziert werden muss, schließen die Psychiater um Kathryn Yates vom Royal College of Surgeons in Ireland.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2018). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.3514
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- Schlaflosigkeit, psychoseähnliche Erlebnisse und Suizidgedanken. Schlaflosigkeit beeinflusst den Zusammenhang zwischen psychoseähnlichen Erlebnissen und Suizidgedanken in einer nicht-klinischen Bevölkerungsgruppe