Welche Fähigkeiten helfen zwangserkrankten Patienten?
31.05.2018 Die Zwangsstörung ist eine komplexe psychische Erkrankung, bei der die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt ist.
Eine neue in der Fachzeitschrift Cognitive Therapy and Research zeigt nun, dass Patienten mit Zwangserkrankungen adaptive Coping-Skills (Bewältigungsfähigkeiten) und nicht die oft verwendeten maladaptiven Strategien wie repetitive, zwanghafte Handlungen oder die Schaffung emotionaler Distanz zu einer Situation anwenden müssen, um ihren Zustand effektiv zu kontrollieren.
Adaptive Bewältigungsfähigkeiten
Bild: Gerd Altmann
Steffen Moritz vom Fachbereich für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und Kollegen verglichen das Verhalten von 60 zwangserkrankten Patienten mit 110 Menschen mit Depressionen und 1.050 Erwachsenen einer Kontrollgruppe.
Von allen Teilnehmern wurden medizinische und psychologische Vorgeschichte, Zwanghaftigkeit und ihre Fähigkeit, in bestimmten Situationen zurechtzukommen, ermittelt.
Außerdem wurden die individuellen adaptiven und maladaptiven Bewältigungsstile erfasst, die die Teilnehmer in problematischen Situationen anwendeten.
Drei Dimensionen der Bewältigungsstile
Mithilfe des Maladaptive and Adaptive Coping Styles Questionnaire (MAX) maßen sie die Bewältigungsstile anhand von drei Dimensionen:
- maladaptive Bewältigung (z.B. Gedankenunterdrückung, Grübeln),
- adaptive Bewältigung (z.B. Problemlösung, Akzeptanz) und
- Vermeidung.
Die Teilnehmer gaben Informationen über die Bewältigungsstrategien an, die sie gegen ihre Zwangssymptome wie Problemlösung und Grübeln anwendeten, sowie über andere Bewältigungsstile, die erst seit kurzem in der Therapie angewendet werden, wie Akzeptanz und Unterdrückung.
Was fehlt?
Bei Teilnehmern mit Zwangsstörungen wurde festgestellt, dass sie über schlechter angepasste Fähigkeiten zur Bewältigung von Problemen verfügten als alle anderen, einschließlich der unter Depressionen leidenden Teilnehmer. Sie besaßen auch weniger funktionale Fähigkeiten, die ihnen bei der Bewältigung und Anpassung halfen.
Diejenigen, denen die Fähigkeit zur adaptiven Bewältigung fehlte, zeigten auch wahrscheinlicher eine Resistenz gegen Symptome und eine schlechtere Krankheitseinsicht.
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Patienten mit Zwangserkrankungen zeigten stärker ausgeprägte maladaptive Coping-Skills und schwächer ausgeprägte adaptive Bewältigungsstrategien im Vergleich zu den Kontrollteilnehmern, erklärte Moritz.
Vermittlung von Coping-Fähigkeiten
Bewältigungsfähigkeiten sind für viele Aspekte des täglichen Lebens über die psychische Gesundheit hinaus wichtig.
Die Vermittlung von Fähigkeiten – z.B. wie man mit Mobbing in der Schule, schlechten Leistungen oder Problemen mit den Eltern fertig wird – zum Beispiel im Rahmen der allgemeinen kognitiven Prävention und des Resilienztrainings in der Schule, kann Kindern helfen, mit emotionalen Konflikten und schwierigen Situationen in der Pubertät besser umzugehen.
Es kann auch das Fortschreiten einer Anfälligkeit für spätere Zwangsstörungen oder Depressionen sowie andere psychische Störungen verhindern, schließt Moritz.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Cognitive Therapy and Research, DOI: 10.1007/s10608-018-9902-0
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