Marihuana / Cannabis und das Gehirn

Marihuana / Cannabis und das Gehirn

Sucht und Abhängigkeit

Das Gehirnvolumen verändert sich bei Jugendlichen schon durch wenig Cannabiskonsum

14.01.2019 Eine im Journal of Neuroscience veröffentlichte Studie zeigt, dass selbst der Konsum von geringen Mengen Marihuana bzw. Cannabis bei Jugendlichen zu Veränderungen im Gehirn führen kann.

Die neue Studie, Teil eines langfristigen europäischen Projekts namens IMAGEN, umfasste 46 Kinder bzw. Jugendliche, die über ein- oder zweimaligen Marihuana-Konsum im Alter von 14 Jahren berichteten.

Mehr Volumen an grauer Substanz

Ihr Gehirn zeigte mehr Volumen an grauer Substanz in Bereichen, in denen Cannabis andockt (bekannt als Cannabinoid-Rezeptoren) im Vergleich zu Kindern, die die Droge nicht konsumiert hatten.

Amygdala und Hippocampus

hippocampus
Lage der Hippocampi im Gehirn (von unten)

Die größten Unterschiede in der grauen Substanz konnten in der Amygdala festgestellt werden – eine Gehirnregion, die an Angst und anderen emotionalen Prozessen beteiligt ist – und im Hippocampus, der an der Gedächtnisentwicklung und den räumlichen Fähigkeiten beteiligt ist.

Unter Ausnutzung der Vorteile der Längsschnittdaten der Studie konnten die Forscher die Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass die Cannabis-konsumierenden Jugendlichen bereits bestehende Unterschiede in der Dicke der grauen Substanz hatten, oder dass sie spezifische Persönlichkeitsmerkmale aufwiesen, die mit diesen Unterschieden im Gehirn zusammenhängen könnten.

Die Schlussfolgerung ist, dass dies möglicherweise eine Folge des Cannabiskonsums ist, sagt Studienautor Hugh Garavan von der Universität Vermont. Man verändert sein Gehirn mit nur ein oder zwei Joints, sagt er. Wobei die meisten Menschen wahrscheinlich annehmen würden, dass ein oder zwei Joints keine Auswirkungen auf das Gehirn haben würden.

Gestörter Pruningprozess?

Was das erhöhte Volumen der Hirnsubstanz bedeutet, ist unklar.

Normalerweise durchläuft das jugendliche Gehirn in diesem Alter einen “Pruningprozess”, bei dem es dünner und nicht dicker wird, wenn es seine synaptischen Verbindungen verfeinert.

Eine Möglichkeit ist, dass sie diesen Pruningprozess tatsächlich gestört haben, sagt Garavan über die Marihuana-konsumierenden Jugendlichen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Neuroscience (2019). DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.3375-17.2018

Neurobiologische Folgen des jugendlichen Marihuanakonsums

26.05.2019 Die von der kanadischen Neurowissenschaftlerin Patricia Conrod beim Canadian Neuroscience Meeting 2019 in Toronto vorgestellten Forschungsergebnisse zeigen die jüngsten Entdeckungen über die Auswirkungen von Cannabis auf das jugendliche Gehirn.

Das Team fand heraus, dass der Cannabiskonsum mit Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses und der inhibitorischen Kontrolle (nötig für die Selbstkontrolle) in einer Stichprobe von knapp 4.000 Jugendlichen verbunden war.

Der Konsum von Marihuana war auch mit Defiziten beim Erinnerungs- und Wahrnehmungsvermögen verknüpft. Die Ergebnisse über vier Jahre legen nahe, dass Cannabis mehr Langzeitwirkungen auf das Gehirn haben könnte als angenommen, schreiben die Studienautoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Canadian Association for Neuroscience

Früher und regelmäßiger Cannabiskonsum ist mit einer Veränderung der Verschaltungen im Gehirn verbunden, die die kognitive Kontrolle unterstützen

21.06.2019 Die Entwicklung neuronaler Schaltkreise bei Heranwachsenden kann stark durch externe Faktoren beeinflusst werden – insbesondere durch den häufigen und regelmäßigen Konsum von Cannabis.

Eine im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichte Forschungsarbeit berichtet, dass Veränderungen in der kognitiven Steuerung bzw. Kontrolle – ein Ensemble von Prozessen, durch das die Psyche Verhaltensweisen, Impulse und zielorientierte Entscheidungen steuert, reguliert und leitet – direkt betroffen sind.

Dosis-Wirkungs-Beziehung bei den Gehirnveränderungen

Die Wissenschaftler um Marilyn Cyr vom New York State Psychiatric Institute fanden heraus, dass diese Gehirnveränderungen bei Personen, die kürzlich mit dem Marihuana-Konsum aufhörten, weniger auffällig waren, was darauf hindeuten könnte, dass die Auswirkungen von Cannabis bei neueren Konsumenten robuster sind.

Zusätzliche Ergebnisse aus der Magnetresonanztomographie-Studie deuten auch auf größere und anhaltendere Hirnveränderungen bei Menschen hin, die den Cannabiskonsum früher begonnen haben – während sich das Gehirn noch in der Entwicklung befindet.

Veränderungen im Striatum

Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen zeigten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit signifikantem Marihuanakonsum eine reduzierte Aktivierung in den frontostriatalen Gehirnnetzen, die kognitive Kontrolle und Konfliktlösung unterstützen.

Je früher die Teilnehmer mit dem regelmäßigen Konsum von Cannabis begannen, und je mehr sie konsumiert hatten, desto stärker waren die Frontostriatalregionen gestört.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry – https://dx.doi.org/10.1016/j.jaac.2018.09.436

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