Erhöhte Alpha-Band-Konnektivität im Gehirn während der Tic-Unterdrückung bei Kindern mit Tourette-Syndrom
07.07.2021 Das Tourette-Syndrom, eine neurologische Entwicklungsstörung, verursacht motorische und phonische „Tics“ oder unkontrollierbare wiederholte Verhaltensweisen und Lautäußerungen. Menschen mit Tourette-Syndrom können diese Tics oft für einige Zeit unterdrücken, bevor der Drang überwältigend wird, und Forscher haben lange über die neuronalen Grundlagen der Unterdrückungsbemühungen gerätselt.
In einer in Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging veröffentlichten Studie, bei der eine nicht-invasive Technik zur Messung der Hirnaktivität im Alpha-Band (8-13 Hz), die High-Density-Elektroenzephalographie (hdEEG), eingesetzt wurde, haben Forscher der Yale School of Medicine die Auswirkungen der Tic-Unterdrückung auf die funktionelle Konnektivität zwischen den Hirnregionen untersucht.
Die Tic-Unterdrückung ist ein wichtiges Merkmal des Tourette-Syndroms. Zu verstehen, wie jemand vorübergehend die Kontrolle über seine Tics erlangt, kann verschiedene Forschungsbereiche des Tourette-Syndroms informieren. Allerdings sind die Gehirnkorrelate der Tic-Unterdrückung nicht umfassend untersucht worden, insbesondere bei Kindern, sagt Studienautor Denis Sukhodolsky vom Yale Child Study Center der Yale School of Medicine, New Haven, CT, USA.
Das Team um Dr. Sukhodolsky zeichnete die Gehirnaktivität von 72 Kindern im Alter von 8 bis 16 Jahren mit Tourette-Syndrom mittels hdEEG auf, während sie frei ihre Tics auslebten und während sie ihre Tics unterdrückten. Anschließend untersuchten die Forscher die Konnektivität (Verbindungen) zwischen den verschiedenen Regionen im Gehirn.
Konnektivität zwischen mehreren Hirnregionen erhöht während Tic-Unterdrückung
Die Autoren fanden heraus, dass die Konnektivität zwischen mehreren Hirnregionen erhöht war, während die Kinder ihre Tics unterdrückten. Einige dieser Regionen sind Teil des Default-Mode-Netzwerks, einer Reihe von Hirnregionen, die während interner Denkprozesse wie z.B. Tagträumen aktiv sind, erklärt Erstautor Simon Morand-Beaulieu.
Darüber hinaus berichten die Forscher, dass die funktionelle Konnektivität des Gehirns während der Tic-Unterdrückung positiv mit dem Alter verknüpft war, was darauf hindeutet, dass die Gehirnnetzwerke der Tic-Unterdrückung entwicklungsbedingte Veränderungen als Reaktion auf das Erleben von Tics durchlaufen. Diese Zunahme der funktionellen Konnektivität mit zunehmendem Alter der Kinder steht im Einklang mit den zunehmenden Fähigkeiten zur Tic-Unterdrückung, die sich bis ins Jugendalter entwickeln, sowie mit einer besseren Wahrnehmung der sensorischen Phänomene, die Tics begleiten, sagt Dr. Morand-Beaulieu.
© psylex.de – Quellenangabe: Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging – https://doi.org/10.1016/j.bpsc.2021.05.001