Auswirkungen der bilateralen repetitiven transkraniellen Magnetstimulation auf das prospektive Gedächtnis bei Patienten mit Schizophrenie
06.12.2023 Bei den meisten Menschen mit Schizophrenie ist das Gedächtnis stark beeinträchtigt, auch das prospektive Gedächtnis, d. h. die Fähigkeit, sich an zukünftige Aktivitäten zu erinnern, also Handlungen, die zu einem späteren Zeitpunkt auszuführen sind.
Die Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie, die in der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology Reports veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS, eine nicht-invasive Methode, bei der mithilfe von wechselnden Magnetfeldern ein elektrischer Strom im darunter liegenden Hirngewebe induziert wird) dazu beitragen kann, bestimmte Aspekte des prospektiven Gedächtnisses bei Personen mit Schizophrenie zu verbessern.
Prospektives Gedächtnis
An der Studie nahmen 50 Patienten mit Schizophrenie und 18 gesunde Kontrollpersonen teil. Von den 50 Patienten erhielten 26 eine aktive rTMS und 24 eine Schein-rTMS. Gesunde Kontrollpersonen erhielten keine Behandlung.
Die Forscher untersuchten sowohl das ereignisbezogene prospektive Gedächtnis – sich daran zu erinnern, eine Handlung auszuführen, wenn ein externes Ereignis eintritt, wie z. B. das Erinnern an eine Nachricht an einen Freund, wenn man ihn das nächste Mal sieht – als auch das zeitbezogene prospektive Gedächtnis – das Erinnern an eine Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt, wie z. B. das Erinnern an die Teilnahme an einer in der Zukunft angesetzten Sitzung.
Sowohl die Werte für das ereignisbezogene prospektive Gedächtnis als auch die Werte für das zeitbezogene prospektive Gedächtnis waren zu Beginn der Studie bei Patienten mit Schizophrenie signifikant niedriger als bei den Kontrollpersonen. Nach der rTMS-Behandlung verbesserten sich die Werte des ereignisbasierten prospektiven Gedächtnisses bei den Patienten signifikant und entsprachen denen der Kontrollgruppe, während sich die Werte des zeitbasierten prospektiven Gedächtnisses bei den Patienten nicht verbesserten.
„Die Ergebnisse der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation in dieser Studie könnten eine therapeutische Option für das prospektive Gedächtnis bei Patienten mit Schizophrenie darstellen“, sagte die Koautorin Dr. Su-Xia Li von der Universität Peking in China.
© Psylex.de – Quellenangabe: Neuropsychopharmacology Reports (2023). DOI: 10.1002/npr2.12397
News zu Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bei Schizophrenie
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Transkranielle Magnetstimulation hilfreich bei der Behandlung der Negativsymptome von Schizophrenen
04.02.2019 Eine im Fachblatt American Journal of Psychiatry publizierte Studie zeigt, welche neurologische Ursache der negativen Symptome (Negativsymptomatik oder Minussymptome) der Schizophrenie zugrundeliegen, und dass die nicht-invasive transkranielle Magnetstimulation (TMS) diese Symptomatik verbessern kann.
Behandlung der Negativsymptomatik
Es gibt bislang keine wirksamen Behandlungsmethoden für die “negativen Symptome” der Krankheit – sogenannt, weil sie einen Verlust der normalen Funktion mit sich bringen.
Zu den Minussymptomen der Schizophrenie gehören die Unfähigkeit, Freude zu empfinden (Anhedonie), mangelnde Motivation und Schwierigkeiten bei der nonverbalen Kommunikation.
Netzwerk zwischen präfrontalen Cortex und Kleinhirn
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass diese Symptome aus einem Versagen in einem Netzwerk zwischen dem präfrontalen Cortex des Gehirns und dem Kleinhirn (Cerebellum) resultieren.
Darüber hinaus zeigte das Team, dass TMS die Funktion dieses wichtigen Netzwerks wiederherstellt, was wiederum die schwächendsten und behandlungsresistentesten Symptome der Schizophrenie bei Patienten mit dieser Krankheit verbessert.
Verortung der negativen Symptome
In Phase eins dieser zweistufigen Studie untersuchten Roscoe O. Brady vom Beth Israel Deaconess Medical Center und Kollegen mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Gehirne von 44 Patienten mit Schizophrenie.
Ihre Analyse ergab, dass ein Ausfall der neuronalen Konnektivität zwischen präfrontalem Cortex und Kleinhirn mit schwereren Negativsymptomen verbunden war. Das fragliche Netzwerk war nicht mit Halluzinationen oder Wahnvorstellungen verknüpft.
Behandlung mit TMS
Als nächstes verabreichten sie entweder eine aktive transkranielle Hirnstimulation oder eine Scheinbehandlung (Placebo) als Kontrolle. Die Teilnehmer erhielten zwei Gehirnstimulationssitzungen pro Tag, vier Stunden voneinander entfernt, für fünf aufeinander folgende Tage.
Nachfolgende Hirnscans und klinische Untersuchungen ergaben, dass Patienten mit Schizophrenie, die nach der Magnetstimulation eine erhöhte Konnektivität zwischen dem präfrontalen Cortex des Gehirns und dem Kleinhirn aufwiesen, ebenfalls eine Verringerung der Symptomschwere erreichten.
Für einige Menschen mit Schizophrenie hatte die transkranielle Magnetstimulation eine starke Wirkung, für andere war sie nicht so stark, sagte Brady. In allen Fällen erklärte die erneute Verbindung des Netzwerks, wie sehr sich der Patient verbessert hat.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry – DOI: 10.1176/appi.ajp.2018.18040429
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