Das Gehverhalten ändert sich, wenn sich jemand unwohl in seiner Umgebung fühlt
07.09.2021 Psychologen haben herausgefunden, dass das Gehmuster langsamer und variabler wird, wenn sich eine Person in ihrer Umgebung unwohl fühlt.
Menschen, die sich in städtischen Umgebungen wohler fühlten, hatten ein ebenso regelmäßiges Gehverhalten wie Menschen, die sich in der Natur entspannt fühlten, fanden Wissenschaftler der Universität Bristol heraus.
Die in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass nicht nur die Qualität der natürlichen Umgebung ausschlaggebend dafür ist, wie wohl sich die Menschen in einer Umgebung fühlen, sondern vor allem auch, wie wohl sie sich in ihr fühlen – und dies ist entscheidend für ihr Wohlbefinden. Das bedeutet, dass eine gut gestaltete städtische Umgebung für Konzentration und Aufmerksamkeit ähnlich förderlich sein kann wie eine natürliche Umgebung, sagen die Forscher.
Die Hauptautorin Daria Burtan von der School of Psychological Science in Bristol sagte: Die Messung der Veränderungen des Gehverhaltens einer Person in einer Umgebung ermöglicht es uns, ihr Wohlbefinden von Augenblick zu Augenblick zu erfassen.
Dies sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer objektiven Quantifizierung der Auswirkungen bestimmter architektonischer Entwürfe auf das Wohlbefinden der Menschen.
Langsameres und variableres Gehen in unangenehmen Umgebungen
Wissenschaftler haben bereits gezeigt, dass der Aufenthalt in Grünanlagen wie Parks die Aufmerksamkeitsspanne, die Konzentration und das Wohlbefinden verbessert, was sich durch Verbesserungen in den erfassten Mustern beim Gehen in verschiedenen Umgebungen zeigen lässt.
Daria fügte hinzu: Wenn unsere kognitiven Fähigkeiten im Alter nachlassen, werden die Gehmuster unserer Füße langsamer und variabler, als wenn wir jünger und auf dem Höhepunkt unserer Gesundheit sind. Die Psychologen fanden heraus, dass dasselbe geschah, wenn die Menschen auf Bilder von Stadt- und Naturszenen zugingen, in denen sie sich nicht wohlfühlten – ihr Gehverhalten wurde langsamer und variabler im Vergleich zu Szenen, die sie als angenehm empfanden und die ihnen gefielen.
Dies deute nicht nur darauf hin, dass Umgebungen, in denen wir uns wohl und sicher fühlen, unser Gehirn weniger stark beanspruchen, sondern zeige auch, dass die Messung der Echtzeitdynamik unseres Gangs uns ein leistungsfähiges neues Instrument an die Hand gibt, um uns über die kognitiven Auswirkungen von Architektur und Stadtgestaltung zu informieren, sagen die Psychologen.
Die Forscher wollen nun herausfinden, welche psychologischen Faktoren zum sensorischen Unbehagen beitragen.
© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS ONE (2021). DOI: 10.1371/journal.pone.0256635
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