Tool evaluiert 12 modifizierbare physische, lebensstilbezogene und psychosoziale Faktoren zum Schutz der Gehirngesundheit
23.07.2024 Depressionen im späten Lebensalter, die in der Regel als Depressionen mit Beginn im Alter von über 60 Jahren definiert werden, können bis zu einem Drittel oder mehr der über 60-Jährigen betreffen und zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen. Wie bei anderen neurologischen Erkrankungen kann das individuelle Risiko jedoch auch durch die Lebensweise beeinflusst werden.
Forscher des Mass General Brigham entwickelten und validierten bereits den Brain Care Score (BCS), der Patienten und Ärzten helfen soll, Änderungen des Lebensstils zu erkennen, die das Demenz- und Schlaganfallrisiko verringern können.
Demenz, Schlaganfall und Depression
Nun haben sie in Zusammenarbeit mit Kollegen der Yale University gezeigt, dass ein höherer BCS auch mit einem geringeren Risiko für Depressionen im späteren Lebensalter verbunden ist. Die in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse liefern weitere Belege für gemeinsame biologische Risikofaktoren für Schlaganfall, Demenz und Depression und unterstreichen das Potenzial des BCS, Patienten dabei zu helfen, ihren Lebensstil zu ändern, um ihre Gehirngesundheit besser zu erhalten.
„Demenz, Schlaganfall und Depression sind die Hauptursachen für menschliches Leiden im Alter“, sagte der korrespondierende Autor Dr. Christopher D. Anderson, Leiter der Abteilung für Schlaganfall und zerebrovaskuläre Erkrankungen in der Abteilung für Neurologie am Brigham and Women’s Hospital. „Diese Studie zeigt eine außergewöhnliche Möglichkeit auf, die Entstehung dieser Krankheiten von vornherein zu verhindern.“
Brain Care Score
Der Brain Care Score wurde von Forschern des McCance Center und ihren Mitarbeitern entwickelt, um Patienten und Ärzten dabei zu helfen, den Ausbruch von Hirnerkrankungen zu verhindern, indem sie sich auf veränderbare Risikofaktoren fokussieren. Dazu gehören vier physische Risikofaktoren (Blutdruck, Hämoglobin A1c, Cholesterin und Body-Mass-Index), fünf Lebensstilelemente (Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen, körperliche Aktivität und Schlaf) und drei psychologische / soziale Elemente (Stress, Beziehungen und Lebenssinn). Eine höhere Punktzahl auf der 21-Punkte-Skala deutet auf ein geringeres Risiko für Hirnerkrankungen hin.
Anhand der Daten von über 350.000 Teilnehmern der britischen Biobank (UKB)-Studie konnte das Forscherteam nachweisen, dass ein Anstieg des BCS um fünf Punkte zu Beginn der Studie mit einem um 33 % niedrigeren Risiko für Depressionen im späteren Leben und einem um 27 % niedrigeren Gesamtrisiko für Depressionen, Schlaganfälle und Demenz im späteren Leben über einen mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 13 Jahren verbunden war.
Bei einer Stratifizierung der Ergebnisse nach Alter waren die Forscher überrascht, dass bei den unter 50-Jährigen ein erheblicher Zusammenhang zwischen dem BCS-Grundwert und dem Depressionsrisiko bestand.
Während die Forscher davon ausgingen, dass bei älteren Menschen neurodegenerative und entzündliche Prozesse ablaufen, die zu Depressionen, Schlaganfällen und Demenz im höheren Lebensalter beitragen können, sind die neurobiologischen Veränderungen, die bei jüngeren Menschen zu Depressionen führen, weniger offensichtlich.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung des Gehirns ist, um die zugrundeliegenden Zusammenhänge zwischen verschiedenen Hirnerkrankungen besser zu verstehen.“
Die Forscher untersuchen derzeit, ob Personen, die ihren BSC-Wert im Laufe der Zeit um fünf oder mehr Punkte erhöhen, in Zukunft ein geringeres Risiko für Schlaganfall und Demenz haben als Personen, die ihren Wert nicht wesentlich erhöhen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychiatry (2024). DOI: 10.3389/fpsyt.2024.1373797