Studie untersuchte strukturelle Unterschiede im Gehirn zwischen Kindern mit und ohne ADHS
15.02.2022 MRT-Scans von Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren mit ADHS zeigten nur wenige Unterschiede in den strukturellen Gehirndaten im Vergleich zu nicht-betroffenen Gleichaltrigen laut einer in The Lancet Psychiatry veröffentlichten Studie unter Leitung eines Forschers der Duke University School of Medicine.
Die Studie liefert kaum Hinweise auf mit Hilfe der MRT identifizierbare Unterschiede im Gehirn und legt nahe, dass verfeinerte bildgebende Verfahren erforderlich sind, um die der ADHS zugrundeliegende Biologie besser zu charakterisieren.
Ist ADHS eine biologische Störung?
Es gibt seit Jahrzehnten eine anhaltende Debatte darüber, ob ADHS tatsächlich eine biologische Störung ist oder ob es stattdessen normale Schwankungen der Aufmerksamkeit und damit verbundener Verhaltensweisen widerspiegelt, sagt Studienautor Dr. med. Jonathan Posner.
Posner glaubt: Es kann beides sein – eine biologische Störung, aber auch normale Variationen innerhalb dieser Störung.
Posner und Kollegen analysierten die Daten einer großen Längsschnittstudie, der Adolescent Brain and Cognitive Development Study, an der 10.736 Kinder teilnahmen. Von diesen Kindern erfüllten 949 die Kriterien für ADHS. Bei der Aufnahme in die Studie unterzogen sich die Kinder bildgebenden Untersuchungen des Gehirns sowie anderen psychologischen und medizinischen Tests.
Kaum Unterschiede bei Gehirnwerten
In ihrer Analyse verglichen die Forscher die Gehirnscans der Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, mit denen der Kinder ohne ADHS-Diagnose. Die Forscher fanden nur 11 signifikante Unterschiede bei den 79 Gehirnmessungen, die alle auf eine Verringerung der Gehirnwerte bei den Teilnehmern mit ADHS hinwiesen. Die Forscher stellen fest, dass diese Unterschiede zwar statistisch signifikant, aber recht gering waren und wahrscheinlich nicht zur Diagnose von ADHS beitragen werden.
Die Ergebnisse stünden damit im Widerspruch zu anderen, kleineren Studien, die größere und weiter verbreitete strukturelle Gehirnunterschiede zwischen Kindern mit und ohne ADHS festgestellt hätten. Die Forscher sagen, dass die Ergebnisse durch das höhere Alter der Studienteilnehmer und durch die geringere Anzahl von Kindern mit schweren Fällen von ADHS in der Studiengruppe erklärt werden könnten.
© Psylex.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry (2022). DOI: 10.1016/S2215-0366(21)00505-8
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