Studie untersuchte Kombinationstherapie (Imagery Rehearsal Therapie + Klangintervention) bei Menschen mit Alpträumen
27.10.2022 Alpträume, d. h. angstbesetzte Erinnerungen, die in Träumen wieder auftauchen, können zu regelmäßigen Ereignissen werden und Menschen monatelang mehrmals pro Woche heimsuchen.
In der Therapie können die Träumer dazu angehalten werden, positive Versionen ihrer häufigsten Alpträume zu wiederholen. In einer in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten Studie mit solchen Patienten gingen Forscher aus der Schweiz jedoch noch einen Schritt weiter. Sie fanden heraus, dass das Abspielen eines Tons – der mit einer positiven Tageserfahrung assoziiert wird – über ein drahtloses Stirnband während des Schlafs die Häufigkeit von Alpträumen verringern kann.
„Es besteht ein Zusammenhang zwischen den in Träumen erlebten Emotionen und unserem emotionalen Wohlbefinden“, erklärt der Studienautor Lampros Perogamvros, Psychiater am Schlaflabor der Genfer Universitätskliniken und der Universität Genf.
„Auf der Grundlage dieser Beobachtung hatten wir die Idee, dass wir den Menschen helfen könnten, indem wir die Emotionen in ihren Träumen manipulieren. In dieser Studie zeigen wir, dass wir die Zahl der emotional sehr starken und sehr negativen Träume bei Patienten, die unter Alpträumen leiden, reduzieren können.“
Imagery Rehearsal Therapie
Epidemiologische Studien haben ergeben, dass bis zu 4 % der Erwachsenen ständig unter chronischen Alpträumen leiden, ein Problem, das häufig mit nächtlichem Aufwachen und schlechterer Schlafqualität einhergeht. Den Patienten wird in der Regel eine Imagery Rehearsal Therapie (IRT) verordnet, bei der sie die negative Geschichte durch ein positives Ende ersetzen und das umgeschriebene Traumszenario tagsüber wiederholen sollen. Diese Therapie ist zwar wirksam, aber manche Patienten sprechen nicht darauf an.
Um herauszufinden, ob eine Klangexposition während des Schlafs den Erfolg steigern könnte, untersuchten Perogamvros und seine Kollegen 36 Patienten, die alle eine solche Imagery Rehearsal Therapie erhielten. Die Hälfte der Gruppe erhielt keine zusätzliche Behandlung, während die andere Hälfte eine Assoziation zwischen einer positiven Version ihres Alptraums und einem während einer Vorstellungsübung gehörten Geräusch herstellen sollte. Diese Hälfte der Gruppe sollte die Imaginationsübung täglich üben und zwei Wochen lang ein Stirnband tragen, das ihnen den Ton während des REM-Schlafs übermittelt. Dies ist die Schlafphase, in der Alpträume am häufigsten auftreten.
„Wir waren positiv überrascht, wie gut die Teilnehmer die Studienprozeduren respektierten und tolerierten, z. B. die tägliche Durchführung der Imaginationstherapie und das Tragen des Stirnbandes während der Nacht“, sagt Perogamvros. „Wir beobachteten einen raschen Rückgang der Alpträume, und die Träume wurden emotional positiver. Für uns als Forscher und Kliniker sind diese Ergebnisse sehr vielversprechend, sowohl für die Untersuchung der emotionalen Verarbeitung im Schlaf als auch für die Entwicklung neuer Therapien.“
Beide Gruppen erlebten einen Rückgang der Alpträume pro Woche, aber die mit der Kombinationstherapie behandelten Teilnehmer hatten sowohl nach der Intervention als auch drei Monate später weniger Alpträume. Sie verspürten auch mehr Freude an ihren Träumen. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass eine solche Kombinationstherapie in größerem Maßstab und mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen erprobt werden sollte, um das Ausmaß und die Verallgemeinerbarkeit ihrer Wirksamkeit zu ermitteln.
© Psylex.de – Quellenangabe: Current Biology (2022). DOI: 10.1016/j.cub.2022.09.032