Beobachtet man das voreingenommene Verhalten anderer, entstehen unbewusst Vorurteile
04.07.2024 Wir bilden unbewusst Vorurteile gegenüber Gruppen, wenn wir sehen, wie voreingenommene Menschen mit Mitgliedern einer Gruppe interagieren. Dies geht aus neuen Forschungsergebnissen von Psychologen der Universität Amsterdam (UvA) hervor, die zum ersten Mal zeigen, dass Beobachtungslernen ein wichtiger Mechanismus für die Bildung von Vorurteilen ist. Ihre Ergebnisse wurden in Science Advances veröffentlicht.
David Amodio (UvA) sagt: „Was wir in unserer Forschung herausgefunden haben, ist, dass Vorurteile allein durch die Beobachtung der sozialen Interaktionen anderer Menschen entstehen können. Wenn ein Beobachter die Interaktion einer voreingenommenen Person mit einem Gruppenmitglied sieht, bildet er unbewusst das gleiche Vorurteil. Da sich die Beobachter nicht bewusst sind, dass sie diese Voreingenommenheit übernommen haben, handeln sie in ihrem eigenen Verhalten ebenfalls mit Vorurteilen“.
Dieser Mechanismus hilft zu erklären, wie leicht sich gesellschaftliche Vorurteile verbreiten, zum Beispiel durch das Ansehen von Fernsehsendungen, YouTube oder anderen sozialen Medien, in denen voreingenommene Interaktionen mit einer bestimmten Gruppe stattfinden. Durch das bloße Beobachten dieser Interaktionen, stellvertretend und ohne direkten Kontakt, können Menschen die gleichen Vorurteile übernehmen.
Das Experiment
Bei den Experimenten beobachtete ein Versuchsteilnehmer Interaktionen zwischen einem Schauspieler und Mitgliedern zweier verschiedener Gruppen. Der Schauspieler zeigte unterschiedliche Vorurteile gegenüber den Gruppenmitgliedern, aber das Verhalten der Gruppenmitglieder war immer identisch. Wenn die Beobachter später mit denselben Gruppenmitgliedern interagierten, zeigten die Beobachter eine Präferenz, die den Vorurteilen des Schauspielers entsprach. Außerdem waren sich die Beobachter nicht bewusst, dass sie von dem voreingenommenen Akteur beeinflusst wurden; stattdessen nahmen sie fälschlicherweise ein schlechteres Verhalten von Gruppenmitgliedern wahr, die mit einem voreingenommenen Akteur interagierten, obwohl sich die Mitglieder beider Gruppen in Wirklichkeit gleich verhielten.
Amodio sagt: „Eine beunruhigende Implikation ist, dass der Beobachter glaubt, dass seine Präferenz auf objektiven Erkenntnissen beruht, und er daher keinen Grund hat, sie zu hinterfragen oder zu kontrollieren“.
© Psylex.de – Quellenangabe: Science Advances, 2024; 10 (26) DOI: 10.1126/sciadv.adk2030
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