Suizidrisiko fast siebenmal höher nach der Diagnose einer früh einsetzenden Demenz
03.10.2022 Eine Studie mit fast 600.000 Menschen in England zeigt, dass das Suizidrisiko in den ersten drei Monaten nach einer Demenzdiagnose bei Patienten unter 65 Jahren fast siebenmal höher ist als bei Patienten ohne Demenz.
Im Vereinigten Königreich leben derzeit rund 850.000 Menschen mit Demenz, und sie ist die häufigste Todesursache. Nur etwa zwei Drittel der Demenzkranken haben eine Diagnose erhalten, und die Verbesserung des Zugangs zu einer rechtzeitigen und genauen Demenzdiagnose ist eine wichtige Priorität des NHS. Die Ausweitung der Gedächtniskliniken zur Demenzdiagnose wurde jedoch nicht immer von zusätzlichen Ressourcen zur Unterstützung der Patienten in der schwierigen Zeit nach der Diagnose begleitet.
Forscher der Queen Mary University of London und der University of Nottingham führten eine bevölkerungsbezogene Fall-Kontroll-Studie mit Krankenakten aus den Jahren 2001 bis 2019 durch, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Demenzdiagnose und dem Suizidrisiko gibt.
Die Forscher fanden heraus, dass fast 2 % der Patienten mit einer Demenzdiagnose durch Suizid starben. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten nach einer Demenzdiagnose ein hohes Suizidrisiko hatten, wenn sie
- unter 65 Jahre alt waren,
- in den ersten drei Monaten nach der Diagnose erkrankten oder
- sie eine bekannte psychiatrische Erkrankung hatten.
Eine frühzeitige Erkennung und eine rechtzeitige, genaue Diagnose der Demenz in Verbindung mit fachlicher Unterstützung sind äußerst wichtige Faktoren, um die durch eine frühe Diagnose verursachte psychische Belastung zu verringern.
Studienautor Dr. Charles Marshall vom Wolfson Institute of Population Health des Queen Mary sagte:
„Die Verbesserung des Zugangs zu einer Demenzdiagnose ist eine wichtige Priorität im Gesundheitswesen. Eine Demenzdiagnose kann jedoch verheerend sein, und unsere Arbeit zeigt, dass wir auch sicherstellen müssen, dass die Dienste über die Mittel verfügen, um nach der Diagnose eine angemessene Unterstützung zu bieten“.
Studienautorin Dr. Danah Alothman von der Universität von Nottingham sagte:
„Diese Ergebnisse legen nahe, dass Gedächtniskliniken die Suizidgefährdungsbeurteilung besonders auf Patienten mit früh einsetzender Demenz, auf Patienten in den ersten Monaten nach der Demenzdiagnose und auf Patienten, bei denen bereits psychiatrische Probleme bekannt sind, ausrichten sollten.“
© Psylex.de – Quellenangabe: JAMA Neurology (2022). DOI: 10.1001/jamaneurol.2022.3094
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