Die Leistungsüberwachung im Gehirn

Oh nein, ein Fehler! Die permanente Leistungskontrolle in unseren Köpfen

Die Leistungsüberwachung im Gehirn

21.11.2023 Die Psychologin Myrthe Jansen von der Universität Leiden untersuchte die Leistungs- bzw. Erfolgskontrolle, die ständig in unseren Köpfen abläuft. Menschen mit Zwangssymptomen haben mehr vor einem Fehler, der anderen schaden kann, als vor einem Fehler, der nur ihnen selbst schadet.

Beim Autofahren achtet man unbewusst darauf, ordentlich auf der eigenen Seite der Straße zu bleiben, und man passt die Lenkung an, wenn etwas schief zu gehen droht. Wenn man sich mit jemandem unterhält, achtet man ständig darauf, ob sein Gesprächspartner die eigenen Worte falsch interpretiert, oder ob man nichts Falsches sagt.

Es sei denn, es stimmt etwas mit der Performance-Überwachung im Gehirn nicht, erklärt Myrthe Jansen (Klinische Psychologie). „Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben zum Beispiel eine geringere Leistungskontrolle oder sie reagieren weniger darauf. Bei Menschen mit Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen ist die Leistungsüberwachung dagegen stark ausgeprägt, was sich in einer erhöhten Gehirnaktivität nach Fehlern zeigt.“ Letzteres trifft auch auf Menschen ohne Störungen zu, die jedoch rigider oder vorsichtiger sind.

Zwangssymptome

Jansen führte Verhaltensexperimente an gesunden Menschen mit stärkeren oder schwächeren Zwangssymptomen durch.

„Wir ließen sie Computeraufgaben lösen, bei denen man zwangsläufig Fehler macht, weil man sehr schnell reagieren muss. Sie konnten sich einen Geldbonus verdienen, wobei jeder Fehler den Geldbonus reduzierte. Manchmal kostete ein Fehler nicht die Versuchsperson, sondern einen anderen Teilnehmer Geld. Während sie die Aufgabe ausführten, wurde ein EEG (Elektroenzephalogramm) aufgezeichnet, das die Gehirnaktivität widerspiegelt.“

Fehlerbezogene Aktivität im Gehirn

„Auffallend an unseren Ergebnissen war, dass die EEG von Personen, die starrer waren und mehr Zwangssymptome aufwiesen, eine erhöhte fehlerbezogene Aktivität in ihren Gehirnen zeigten, wenn die Folgen des Fehlers eine andere Person betrafen. Diese Personen sagten auch selbst, dass sie mehr Angst vor einem Fehler haben, der einer anderen Person schadet – einem sozialen Fehler – als vor einem Fehler, der ihnen selbst schadet.“

Jansen kann dies jedoch aus praktischer Erfahrung erklären. „Menschen mit einer Zwangsstörung fahren zum Beispiel drei Runden um einen Kreisverkehr, um den Gedanken abzuwehren, dass einem geliebten Menschen etwas zustoßen könnte.“

Viele Menschen mit Zwangsstörungen zeichnen sich durch ein erhöhtes Verantwortungsgefühl aus und haben Angst, Fehler zu machen, die anderen schaden könnten.

„Unsere gesunden Teilnehmer mit mehr Zwangssymptomen erwähnten auch diese Gefühle; sie könnten möglicherweise die erhöhte fehlerbezogene Gehirnaktivität erklären, die man im EEG nach sozialen Fehlern beobachten kann, wenn sich jemand bei einem Fehler ertappt.

„Wir suchen nach Biomarkern, also Dingen, die man im Körper messen kann und die ein klares Indiz für eine Zwangsstörung sind“, sagt Jansen. Damit kann man helfen, solche Störungen zu diagnostizieren. Die Ergebnisse dienen aber auch der weiteren Erforschung möglicher Behandlungsmethoden für diese Störungen. „Wir identifizieren Situationen, die die fehlerbezogene Aktivität im Gehirn verstärken oder verringern. Diese könnten möglicherweise für die Expositionstherapie genutzt werden: eine Therapie, bei der man Menschen Situationen aussetzt, die sie als schwierig empfinden, damit sie lernen, besser damit umzugehen.“

Wenn Hormone die Fehlerverarbeitung im Gehirn beeinflussen

Jansen arbeitet jetzt als Wissenschaftlerin bei Statistics Netherlands (CBS). Ihre Doktorarbeit besteht aus einer ganzen Reihe von Experimenten zur Leistungsüberwachung.

Sie untersuchte auch die Auswirkungen von hormonellen Schwankungen bei Frauen. „Ich habe die fehlerbezogene Aktivität von Frauen verglichen, die die Pille nehmen oder nicht. Außerdem habe ich diese Aktivität in zwei Phasen des Menstruationszyklus verglichen.“

Dabei kamen keine Ergebnisse heraus, die erklären könnten, warum Frauen während der Menstruation wirklich viel Schokolade essen. „Wir brauchen auf jeden Fall weitere Untersuchungen; dies war nur eine Untersuchung mit einer kleinen Forschungsgruppe. Aber wir haben erste Hinweise darauf gefunden, dass Hormone die Fehlerverarbeitung im Gehirn beeinflussen.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Universität Leiden

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