Depression und Elektroenzephalografie (EEG)

Gehirnwellenaktivitäten als Indikator für eine depressive Stimmung: eine Pilotstudie

Depression und Elektroenzephalografie (EEG)

16.09.2023 Forscher der Universität Tsukuba haben herausgefunden, dass die Häufigkeit eines Gehirnwellenphänomens, das als Phasenrücksetzung bezeichnet wird, tägliche Veränderungen der depressiven Stimmung widerspiegelt. Diese Erkenntnis macht es möglich, den Grad der depressiven Stimmung durch die Messung der Hirnströme innerhalb einer Minute abzuschätzen, was die Früherkennung von Depressionen fördern dürfte.

Depressionen sind eine häufige, aber schwerwiegende psychische Störung, die eine frühzeitige Diagnose und Behandlung erfordert, was derzeit jedoch nur schwer möglich ist. Das Elektroenzephalogramm (EEG) ist ein Verfahren, mit dem sich die elektrische Aktivität leicht messen lässt, und die Geräte sind relativ kostengünstig, so dass sie zur Früherkennung und Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können. Eine solche Methode ist jedoch noch nicht entwickelt worden.

Die Teilnehmer einer in Scientific Reports veröffentlichten Studie wurden angewiesen, über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen täglich zu Hause eine Minute lang ihre EEG-Aktivität zu messen, um deren Zusammenhang mit der Intensität ihrer depressiven Stimmung zu untersuchen.

Die Ergebnisse zeigten, dass das Auftreten des Phasenresets, bei dem sich die Hirnwellen aus verschiedenen Hirnregionen synchronisieren, bei vielen Teilnehmern mit einem hohen Grad an depressiver Stimmung bei bestimmten Frequenzen zunahm, bei anderen Frequenzen jedoch abnahm.

Bei den meisten Teilnehmern schwankten die Korrelationskoeffizienten systematisch zwischen großen positiven und großen negativen Werten in Bezug auf die EEG-Frequenz; die Frequenzen, bei denen sie maximal oder minimal waren, unterschieden sich jedoch von Teilnehmer zu Teilnehmer.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Veränderungen der depressiven Stimmung mit Hilfe des einminütigen EEG im Ruhezustand objektiv gemessen werden können, und dürften in Zukunft die Früherkennung von Depressionen und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden erleichtern.

© Psylex.de – Quellenangabe: Scientific Reports (2023). DOI: 10.1038/s41598-023-40582-y

News zu Depression und Elektroenzephalografie (EEG)

EEG kann feststellen, ob Depressive besser auf Antidepressiva oder verbale Psychotherapie ansprechen werden

17.06.2018 In einer früheren Studie zeigte Katie Burkhouse von der University of Illinois at Chicago, dass eine geringere elektrische Aktivität im Gehirn als Reaktion auf eine Belohnung – bekannt als positiver Verstärker (positive Belohnung) – mit stärkeren Symptomen von Depression verbunden war.

Wenn jemand etwas Belohnendes in seiner Umgebung erlebt, reagiert sein Gehirn mit einer Zunahme der Aktivität in den Belohnungszentren. Allerdings neigen Patienten mit Depressionen dazu, nicht auf Belohnungen auf dem gleichen Niveau wie gesunde Kontrollpersonen zu reagieren.

Gehirnaktivität bei Belohnung

Diese Unterschiede in der elektrischen Aktivität im Gehirn als Reaktion auf den Erhalt von Belohnungen können mittels Elektroenzephalographie (EEG) gemessen werden, die elektrische Signale vom Gehirn durch die Kopfhaut mittels einer Kappe mit eingebetteten Elektroden aufzeichnet.

Ein größeres Signal der positiven Belohnung spiegelt eine verbesserte Gehirnreaktion auf den Erhalt einer Belohnung wider.

Antidepressiva oder kognitive Verhaltenstherapie

Burkhouse und ihre Kollegen wollten sehen, ob dieser positive Verstärker für eine bessere Prognose genutzt werden kann, welche Patienten besser auf Antidepressiva namens SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) oder kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ansprechen würden.

Sie wollten auch herausfinden, ob Veränderungen in der Positivität der Belohnung mit einer Symptomverbesserung im Laufe der Behandlung verbunden sind.

63 Patienten mit einer Vorgeschichte von Angststörung oder Depression und 25 gesunde Teilnehmer ohne vorherige psychische Störungen trugen die EEG-Kappe während einer einfachen Computeraufgabe, in der ihr Verhalten belohnt oder bestraft wurde.

Als nächstes wurden Teilnehmer mit Angststörungen oder Depressionen nach dem Zufallsprinzip auf eine 12-wöchige Therapie mit SSRI oder KVT-Sitzungen bei einem Psychotherapeuten verteilt.

Nach der Behandlung absolvierten alle Teilnehmer die Belohnungsaufgabe erneut, um festzustellen, ob es Veränderungen in der neuronalen Reaktivität im Zusammenhang mit dem Erhalt einer Belohnung gab.

Es gab zwei wichtige Ergebnisse dieser EEG-Studie, so Burkhouse.

Schlüssel-Resultate der Studie

Je mehr sich die Positivität der Belohnung von der Ausgangsmessung bis zur abschließenden Nachbehandlungsmessung erhöhte, desto mehr Teilnehmer berichteten über eine Reduktion der Depressions- oder Angstsymptome bei der Behandlung.

Das bedeutet, dass die positive Belohnungsverstärkung im Verlauf der Behandlung eng mit der Symptomverbesserung zusammenhängt und als solche genutzt werden kann, um festzustellen, ob eine bestimmte Behandlung für einen Patienten funktioniert oder nicht, sagt Burkhouse.

Die zweite Erkenntnis war, dass Teilnehmer mit einer abgestumpften Positivität des Belohnungssystems vor Beginn der Behandlung eine größere Verringerung der depressiven Symptome erreichten, wenn ihnen SSRI-Antidepressiva gegeben wurden – und keine verbale Psychotherapie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of Clinical Psychiatry (2018). DOI: 10.4088/JCP.17m11836

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