Zusammenhang zwischen Cannabiskonsumstörung und Schizophrenie bei jungen Männern stärker als bei Frauen
04.05.2023 Junge Männer, die Cannabis (Marihuana) konsumieren, haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Schizophrenie. Dies geht aus einer von Forschern des Mental Health Services in der Hauptstadtregion Dänemarks und des National Institute on Drug Abuse (NIDA) der National Institutes of Health (USA) geleiteten Studie hervor.
In der in der Fachzeitschrift Psychological Medicine veröffentlichten Forschungsarbeit wurden detaillierte Gesundheitsdaten aus fünf Jahrzehnten und von mehr als 6 Millionen Menschen in Dänemark analysiert, um den Anteil der Schizophreniefälle zu schätzen, der auf Bevölkerungsebene auf eine Cannabiskonsumstörung (Cannabissucht bzw. Cannabismissbrauch) zurückgeführt werden kann.
Die Forscher fanden starke Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Cannabismissbrauch und Schizophrenie bei Männern und Frauen, wobei der Zusammenhang bei jungen Männern wesentlich stärker war. Anhand statistischer Modelle berechneten die Studienautoren, dass bis zu 30 % der Schizophreniefälle bei Männern im Alter von 21-30 Jahren hätten verhindert werden können, wenn der Cannabiskonsum vermieden worden wäre.
Cannabiskonsum und Schizophreniediagnosen
Frühere Studien deuten darauf hin, dass die Raten des täglichen oder fast täglichen Cannabiskonsums, der Cannabiskonsumstörung und neuer Schizophreniediagnosen bei Männern höher sind als bei Frauen und dass ein früher, häufiger Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie verbunden ist. Es gibt jedoch nur wenige Studien, die die Unterschiede zwischen Cannabiskonsum und Schizophrenie zwischen verschiedenen Geschlechtern und Altersgruppen auf Bevölkerungsebene untersucht haben.
Um diese Forschungslücke zu schließen, analysierten die Forscher Daten aus landesweiten Gesundheitsregistern in Dänemark, die Gesundheitsdaten von mehr als 6,9 Millionen Menschen enthielten, die zu irgendeinem Zeitpunkt zwischen 1972 und 2021 zwischen 16 und 49 Jahre alt waren. Anhand dieser landesweit repräsentativen Längsschnittdaten untersuchten die Forscher, wie sich die Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsumstörungen und Schizophrenie in den verschiedenen Geschlechts- und Altersgruppen unterscheiden und wie sich diese Unterschiede im Laufe der Zeit verändern.
Cannabiskonsum: ein vermeidbarer Risikofaktor für Schizophrenie
Obwohl es viele Risikofaktoren gibt, die mit Schizophrenie in Verbindung gebracht werden, versuchten die Forscher in dieser Studie, den Anteil aller Schizophreniefälle zu schätzen, der speziell auf eine Cannabiskonsumstörung zurückzuführen ist, und zwar für alle Geschlechter und Altersgruppen auf Bevölkerungsebene.
Das Studienteam geht davon aus, dass 15 % der Schizophreniefälle bei Männern im Alter von 16 bis 49 Jahren im Jahr 2021 durch die Verhinderung des Cannabiskonsums hätten vermieden werden können; bei Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren sind es dagegen nur 4 %. Bei jungen Männern im Alter von 21 bis 30 Jahren liegt der Anteil der vermeidbaren Schizophreniefälle, die auf den Cannabiskonsum zurückzuführen sind, Schätzungen zufolge bei bis zu 30 %. Die Autoren betonen, dass Cannabiskonsumstörungen offenbar ein wichtiger veränderbarer Risikofaktor für Schizophrenie in der Bevölkerung sind, insbesondere bei jungen Männern.
Diese Studie ergänzt auch die vorhandenen Belege, die darauf hindeuten, dass der Anteil der Schizophrenie-Neuerkrankungen, die auf den Cannabiskonsum zurückzuführen sind, in den letzten fünf Jahrzehnten stetig zugenommen hat. Die Autoren stellen fest, dass dieser Anstieg wahrscheinlich mit der höheren Potenz von Cannabis und der zunehmenden Prävalenz diagnostizierter Cannabiskonsumstörungen im Laufe der Zeit zusammenhängt.
Die Autoren um Dr. Carsten Hjorthøj von der University of Copenhagen stellen fest, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, um mögliche Unterschiede in der Stärke und Häufigkeit des Cannabiskonsums zwischen jungen Männern und Frauen zu untersuchen und die Mechanismen zu erforschen, die der höheren Anfälligkeit junger Männer für die Auswirkungen von Cannabis auf die Schizophrenie zugrundeliegen. Der Zusammenhang zwischen der Stärke von Cannabis und der Cannabiskonsumstörung sowie der Psychose kann dazu beitragen, Leitlinien für die öffentliche Gesundheit, die Politik in Bezug auf den Verkauf und den Zugang zu Cannabis sowie die Bemühungen um eine wirksame Prävention, Früherkennung und Behandlung von Cannabiskonsumstörungen und Schizophrenie zu erstellen, schließen die Studienautoren.
© Psylex.de – Quellenangabe: Psychological Medicine, 1-7. doi:10.1017/S0033291723000880