Langfristiger Formaldehyd-Kontakt am Arbeitsplatz verbunden mit Denk- und Gedächtnisproblemen im späteren Leben
23.12.2021 Bei einer Vielzahl von Tätigkeiten sind Menschen Formaldehyd ausgesetzt, einem stark riechenden Gas, das bei der Herstellung von Holz- und Chemieprodukten, Kunststoffen und anderen Anwendungen verwendet wird.
Eine neue Studie deutet darauf hin, dass ein langfristiger Kontakt mit Formaldehyd während der Arbeit mit späteren kognitiven Beeinträchtigungen (Denkleistung) verbunden sein kann. Die Studie wurde in Neurology veröffentlicht.
Die Studie
Die Studie untersuchte 75.322 Personen in Frankreich mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren. Von ihnen waren 8 %, d. h. 6.026, während ihres Arbeitslebens Formaldehyd ausgesetzt. Zu ihren Berufen gehörten Krankenschwestern und -pfleger, Medizintechniker, Arbeiter in der Textil-, Chemie- und Metallindustrie, Zimmerleute und Reinigungskräfte.
Die lebenslange Formaldehydbelastung wurde mit einem Instrument berechnet, mit dem die Exposition einer Person gegenüber potenziellen Gesundheitsgefahren in verschiedenen Berufen abgeschätzt werden kann.
Die Personen wurden in drei gleich große Gruppen eingeteilt, je nachdem, wie lange sie Formaldehyd ausgesetzt waren: eine niedrige Exposition lag bei sechs oder weniger Jahren vor, eine mittlere bei sieben bis 21 Jahren und eine hohe bei 22 oder mehr Jahren.
Die Teilnehmer wurden auch nach ihrer kumulativen Exposition in drei Gruppen eingeteilt, d. h. nach der Gesamtmenge an Formaldehyd, der eine Person im Laufe ihres Lebens ausgesetzt ist, basierend auf der Wahrscheinlichkeit, Intensität und Häufigkeit der Exposition.
Die kognitiven Funktionen wurden anhand von sieben gängigen Tests für Wortschatz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, logisches Denken und andere Denkfähigkeiten gemessen, um jeden Bereich zu bewerten und einen globalen kognitiven Score zu ermitteln.
Alle kognitiven Funktionen waren unter Formaldehyd-Exposition schlechter
Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Bildung und anderen Faktoren stellten die Forscher fest, dass Personen, die bei der Arbeit Formaldehyd ausgesetzt waren, im Durchschnitt ein 17 % höheres Risiko für Denk- und Gedächtnisprobleme hatten als Personen, die nicht exponiert waren. Dies galt für jede Art von kognitiver Funktion, die die Forscher testeten.
Arbeitnehmer, die 22 Jahre oder länger Formaldehyd ausgesetzt waren, hatten ein um 21 % höheres Risiko einer allgemeinen kognitiven Beeinträchtigung im Vergleich zu denjenigen, die nie exponiert waren. Arbeitnehmer mit der höchsten kumulativen Formaldehydexposition hatten ein um durchschnittlich 19 % höheres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im Vergleich zu Nicht-Exponierten.
Die Studie belegt nicht, dass die Exposition gegenüber Formaldehyd kognitive Beeinträchtigungen verursacht, sie zeigt lediglich einen Zusammenhang, schreiben die Studienautoren. Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass sie keine Selbstständigen oder Landarbeiter einschloss.
© Psylex.de – Quellenangabe: American Academy of Neurology