Psychologen erstellen Körperkarten der Gefühle, Körperwahrnehmungen und Emotionen bei Halluzinationen während der ersten psychotischen Episode
28.10.2021 Psychologen aus Leicester haben zum ersten Mal Körperkarten der Empfindungen erstellt, die während Halluzinationen bei Menschen mit Psychosen auftreten.
Die in der Zeitschrift The Lancet’s EClinicalMedicine veröffentlichte Studie liefert die bisher umfangreichsten beschreibenden Daten zu den Gefühlen, die während Halluzinationen auftreten, und zu den von den Betroffenen berichteten Körperempfindungen.
Die Forscher der Universität Leicester untersuchten auch die während der Halluzinationen auftretenden Emotionen, wobei Verwirrung, Angst und Frustration die häufigsten waren.
Obwohl die Lokalisierung der Gefühle bei den Teilnehmern sehr unterschiedlich war, konzentrierten sich die Gefühle bei jedem Einzelnen immer wieder auf bestimmte Körperbereiche. In den Bereichen, auf die sie sich konzentrierten, traten häufig Gefühle wie Schmerz, Hitze oder Spannung auf.
Studienautorin Dr. Katie Melvin vom Fachbereich für Neurowissenschaften, Psychologie und Verhalten an der Universität von Leicester sagte:
Bei einer systematischen Durchsicht bestehender Forschungsarbeiten fanden wir Hinweise auf den Beitrag, den mehrere Sinne, Emotionen und Gefühle zu Halluzinationen leisten.
Karten multimodaler ungewöhnlicher sensorischer Erfahrungen
Die Teilnehmer an dieser Studie wurden vom Forscherteam gebeten, eine Woche lang vor dem Interview ihre Gefühle und Empfindungen während der Halluzinationen zu dokumentieren.
Mit Hilfe neuartiger visueller Tagebuchmethoden, die Zeichnen, Schreiben und Body-Mapping umfassen, wurden 42 MUSE-Karten (Karten multimodaler ungewöhnlicher sensorischer Erfahrungen) erstellt, auf denen die spezifischen Bereiche des Körpers – und darüber hinaus, im sogenannten peripersonalen Raum – verzeichnet sind, in denen die Teilnehmer während der Halluzinationen Empfindungen erlebten.
Die Studie ergab, dass Halluzinationen durch zahlreiche gleichzeitig auftretende Gefühle gekennzeichnet sind, die oft multisensorische, emotionale und verkörperte Merkmale umfassen. Die Forscher schlagen vor, dass die weitere Anwendung visueller, ökologischer und prospektiver Methoden das Verständnis der erlebten Erfahrungen mit Halluzinationen verbessern könnte.
© Psylex.de – Quellenangabe: EClinicalMedicine, 2021; 41: 101153 DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101153