Gehirn: Gemeinsame Wellenlänge, neuronale Synchronisation durch soziale Bindungen

Soziale Bindungen in Gruppen von Menschen erhöhen selektiv den statusübergreifenden Informationsaustausch und die präfrontale neuronale Synchronisation

Gehirn: Gemeinsame Wellenlänge, neuronale Synchronisation durch soziale Bindungen

20.03.2024 Wenn sich kleine hierarchische Gruppen zusammenschließen, gleicht sich die neuronale Aktivität zwischen Anführern und Gefolgsleuten an, was eine schnellere und häufigere Kommunikation begünstigt laut einer in PLOS Biology veröffentlichten Studie von Jun Ni von der Beijing Normal University, China, und Kollegen.

Soziale Gruppen sind oft hierarchisch organisiert, wobei Statusunterschiede und Bindungen zwischen den Mitgliedern die Gruppendynamik bestimmen. Um besser zu verstehen, wie Bindungen die Kommunikation in hierarchischen Gruppen beeinflussen und welche Hirnregionen an diesen Prozessen beteiligt sind, zeichneten die Forscher 176 Dreiergruppen menschlicher Teilnehmer (die sich zuvor noch nie getroffen hatten) auf, während sie in einem Dreieck von Angesicht zu Angesicht saßen und miteinander kommunizierten.

Die Teilnehmer trugen Mützen mit fNIRS-Elektroden (funktionelle Nahinfrarotspektroskopie), um die Gehirnaktivität nicht-invasiv zu messen, während sie mit ihren Gruppenmitgliedern kommunizierten.

Jede Gruppe wählte demokratisch einen Anführer, so dass jede Dreiergruppe schließlich aus einem Anführer und zwei Mitspielern bestand. Nachdem die Gruppen gemeinsam eine Strategie entwickelt hatten, spielten sie zwei Wirtschaftsspiele, um ihre Bereitschaft zu testen, Opfer zu bringen, um ihrer Gruppe zu nützen (oder anderen Gruppen zu schaden).

Schnellere Kommunikation

Die Experimentatoren wiesen einigen Triaden eine Bonding-Sitzung zu, bei der sie nach Farbpräferenzen gruppiert wurden, Uniformen erhielten und durch eine einleitende Chatsitzung geführt wurden, um Vertrautheit aufzubauen.

Die Gruppen, die an der Bonding-Sitzung teilnahmen, sprachen freier und wechselten häufiger und schneller zwischen den Sprechern hin und her als die Gruppen, die nicht an der Bonding-Sitzung teilgenommen hatten. Dieser Bindungseffekt war zwischen Anführern und Anhängern stärker als zwischen zwei Anhängern.

Neuronale Aktivität

Die neuronale Aktivität in zwei Hirnregionen, die mit sozialer Interaktion in Verbindung stehen, dem rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex (rDLPFC) und der rechten temporoparietalen Verbindung (rTPJ), glich sich zwischen Anführern und Gefolgsleuten an, wenn sie sich verbunden hatten.

Die Autoren stellen fest, dass diese neuronale Synchronisation darauf hindeutet, dass die Anführer die mentalen Zustände der Anhänger während der Entscheidungsfindung in der Gruppe antizipieren, obwohl sie einräumen, dass sich ihre Ergebnisse auf ostasiatische Chinesen beschränken, die über Text (ohne nonverbale Hinweise) kommunizieren und deren Kultur den Gruppenzusammenhalt und das Engagement gegenüber den Gruppenanführern betont.

Die Autoren fügen hinzu: „Soziale Bindung erhöht den Informationsaustausch und die präfrontale neuronale Synchronisation selektiv zwischen Individuen mit unterschiedlichem sozialem Status, was eine mögliche neurokognitive Erklärung dafür liefert, wie soziale Bindung die hierarchische Struktur menschlicher Gruppen erleichtert.“

© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS Biology (2024). DOI: 10.1371/journal.pbio.3002545

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