Kann ein aufgesetztes Lächeln die Stimmung verbessern?

Studie überprüfte die Facial-Feedback-Hypothese (Gesichtsfeedback-Hypothese) hinsichtlich einer Verbindung zwischen aufgesetztem Lächeln und Stimmung

Kann ein aufgesetztes Lächeln die Stimmung verbessern?

20.10.2022 Wenn wir glücklich sind, lächeln wir. Aber funktioniert es auch andersherum? Kann das Anspannen der Gesichtsmuskeln beim Lächeln unsere Stimmung aufhellen?

Diese Frage ist Teil einer seit langem andauernden Debatte unter Psychologen darüber, ob die Gesichtsausdrücke unser emotionales Erleben beeinflussen – eine Idee, die als Facial-Feedback-Hypothese bzw. Gesichtsfeedback-Hypothese bekannt ist.

In einer kürzlich in der Zeitschrift Nature Human Behavior veröffentlichten Studie fand eine internationale Forschergruppe unter der Leitung des Stanford-Forschers Nicholas Coles deutliche Hinweise darauf, dass ein aufgesetztes Lächeln uns tatsächlich glücklicher machen kann.

Effekt kann keine Depressionen lindern

Der Effekt ist zwar nicht stark genug, um etwa Depressionen zu überwinden, so Coles, aber er liefert nützliche Erkenntnisse darüber, was Emotionen sind und woher sie kommen.

Die Forscher untersuchten drei bekannte Techniken, die die Teilnehmer dazu anregen sollten, ihre Lachmuskeln zu aktivieren.

  • Ein Drittel der Teilnehmer wurde angewiesen, die Stift-im-Mund-Methode anzuwenden,
  • ein Drittel sollte die Gesichtsausdrücke nachahmen, die auf Fotos von lächelnden Schauspielern zu sehen sind, und
  • das letzte Drittel erhielt die Anweisung, die Lippenwinkel in Richtung Ohren zu ziehen und die Wangen anzuheben, wobei sie nur die Gesichtsmuskeln benutzen sollten.

In jeder Gruppe führte die Hälfte der Teilnehmer die Aufgabe aus, während sie fröhliche Bilder von Welpen, Kätzchen, Blumen und Feuerwerkskörpern sahen, während die andere Hälfte einfach einen leeren Bildschirm betrachtete. Außerdem sahen sie dieselben Bilder (oder deren Fehlen), während sie angewiesen wurden, einen neutralen Gesichtsausdruck zu verwenden.

Um das Ziel der Studie zu verschleiern, mischten die Forscher verschiedene andere kleine körperliche Aufgaben ein und baten die Teilnehmer, einfache mathematische Probleme zu lösen. Nach jeder Aufgabe bewerteten die Teilnehmer, wie glücklich sie sich fühlten.

Die Many Smiles Collaboration sammelte Daten von 3.878 Teilnehmern aus 19 Ländern. Nach der Analyse der Daten stellten die Forscher fest, dass die Teilnehmer eine deutlich bessere Stimmung hatten, wenn sie lächelnde Fotos nachahmten oder den Mund in Richtung ihrer Ohren zogen. Doch ähnlich wie bei einer Studie aus dem Jahr 2016 konnten sie bei den Teilnehmern mit der Stift-im-Mund-Technik verwendeten, keine deutliche Veränderung der Stimmung feststellen.

Kein positiver Effekt bei Stift-im-Mund-Technik

„Der Effekt war bei der Stift-im-Mund-Bedingung nicht so zuverlässig“, sagte Coles. „Wir sind uns nicht sicher, warum. Zu Beginn der Studie gingen wir davon aus, dass alle drei Techniken die richtige Muskelkonfiguration für einen Ausdruck von Freude erzeugen. Aber wir haben Hinweise darauf gefunden, dass die Stift-im-Mund-Bedingung möglicherweise nicht wirklich einen Ausdruck erzeugt, der einem Lächeln nahe kommt.

Zum Beispiel könnte das Halten des Stiftes ein gewisses Zusammenpressen der Zähne erfordern, was bei einem echten Lächeln nicht der Fall ist, was ein Störfaktor sein könnte. Nichtsdestotrotz sind die Ergebnisse der beiden anderen Techniken eindeutig und liefern ein überzeugendes Argument dafür, dass menschliche Emotionen irgendwie mit Muskelbewegungen oder anderen körperlichen Empfindungen verbunden sind.

„Die Dehnung eines Lächelns kann Menschen zu einer glücklicheren Stimmung verhelfen, und eine gerunzelte Stirn kann Menschen wütend machen; also muss das bewusste Erleben von Emotionen zumindest teilweise auf Körperempfindungen beruhen“, so Coles.

© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Human Behaviour (2022). DOI: 10.1038/s41562-022-01458-9

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