Motivation hängt davon ab, wie das Gehirn Erschöpfung verarbeitet
29.07.2021 Wie entscheiden wir, ob eine Tätigkeit, die Arbeit erfordert, „die Mühe wert“ ist oder nicht? Forscher der Universität Birmingham und der Universität Oxford konnten zeigen, dass die Bereitschaft zu einer Tätigkeit nicht statisch ist, sondern von den schwankenden Rhythmen der Fatigue (Erschöpfung, Ermüdung) abhängt.
Fatigue (Erschöpfung)
Solch eine Ermüdung (Fatigue) – das Gefühl der Erschöpfung bei anstrengenden Aufgaben – ist etwas, das wir alle täglich erleben. Sie führt dazu, dass wir die Motivation verlieren und eine Pause einlegen wollen. Obwohl Wissenschaftler die Mechanismen kennen, mit denen das Gehirn entscheidet, ob eine bestimmte Aufgabe die Anstrengung wert ist, ist der Einfluss der Fatigue auf diesen Prozess noch nicht klar.
Das Forscherteam führte eine Studie durch, um die Auswirkungen dieser Ermüdung auf die Motivation sich anzustrengen, zu untersuchen. Sie fanden heraus, dass Menschen weniger bereit waren, zu arbeiten und sich anzustrengen – selbst für eine Belohnung -, wenn sie erschöpft waren. Die Ergebnisse sind in Nature Communications veröffentlicht worden.
Zwei verschiedene Arten der Erschöpfung
Interessanterweise stellten die Forscher auch fest, dass es zwei verschiedene Arten von Fatigue gibt, die in unterschiedlichen Teilen des Gehirns festgestellt wurden. Bei der ersten Art wird diese Ermüdung als kurzfristiges Gefühl empfunden, das nach einer kurzen Pause überwunden werden kann. Im Laufe der Zeit baut sich jedoch ein zweites, längerfristiges Gefühl auf, das die Menschen davon anhaltend von dem Wunsch zu arbeiten abhält, und auch durch kurze Pausen nicht verschwindet.
Die Bereitschaft, sich anzustrengen, schwankte von Moment zu Moment, nahm aber allmählich ab, wenn die Probanden eine Aufgabe im Testzeitraum wiederholten, sagt Studienautorin Tanja Müller von der Universität Oxford. Solche Veränderungen in der Arbeitsmotivation scheinen mit der Erschöpfung zusammenzuhängen – und führen manchmal dazu, dass wir uns entscheiden, nicht weiterzumachen.
Die Studie
Das Team testete 36 junge, gesunde Menschen mit einer computergestützten Aufgabe, bei der sie sich körperlich anstrengen sollten, um eine unterschiedlich hohe finanzielle Belohnung zu erhalten. Die Teilnehmer absolvierten mehr als 200 Versuche, bei denen sie jeweils gefragt wurden, ob sie lieber „arbeiten“ – d. h. eine Greifvorrichtung drücken – und eine höhere Belohnung erhalten wollten, oder ob sie sich ausruhen und nur eine kleine Belohnung erhalten wollten.
Das Team erstellte ein mathematisches Modell, mit dem sich vorhersagen ließ, wie stark die Erschöpfung einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt des Experiments sein würde und wie stark diese Fatigue ihre Entscheidung, ob sie arbeiten oder ruhen wollten, beeinflusste.
Während der Durchführung der Aufgabe wurden die Teilnehmer mit MRT gescannt, wodurch es den Forschern ermöglicht wurde, nach Aktivitäten im Gehirn zu suchen, die mit den Vorhersagen des Modells übereinstimmten.
Frontaler Kortex und ventrales Striatum
Sie fanden heraus, dass die Aktivität in Bereichen des frontalen Kortex entsprechend den Vorhersagen schwankte, während ein Bereich namens ventrales Striatum anzeigte, wie stark die Ermüdung die Motivation zum Weiterarbeiten beeinflusste.
Diese Arbeit eröffnet neue Wege zur Untersuchung und zum Verständnis der Fatigue, ihrer Auswirkungen auf das Gehirn und der Frage, warum sie die Motivation mancher Menschen stärker beeinflussen kann als die anderer, sagt Studienautor Dr. Matthew Apps von der Universität Birmingham.
© psylex.de – Quellenangabe: Nature Nature Communications (2021). DOI: 10.1038/s41467-021-24927-7