Musik gegen Stress

Musik hören nach Stress: Das Genre spielt keine Rolle

Musik gegen Stress

28.01.2024 Sie fühlen sich gestresst? „Take Me Home, Country Roads“, „Nothing Else Matters“ oder „Baby One More Time“ könnten Sie wieder beruhigen.

Der Psychologe und Musikwissenschaftler Krisna Adiasto von der Radboud-Universität hat herausgefunden, dass das Musikgenre keine Rolle zu spielen scheint, wenn es darum geht, welche Lieder wir wählen, um uns von Stress zu erholen, aber die Lieder, die funktionieren, haben gemeinsame Merkmale.

In einer Gesellschaft, in der Dauerstress zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Burnout und Depressionen führen kann, ist es wichtig, nach einem guten Stressabbau zu suchen. Neben Meditation oder Joggen hören viele Menschen Musik, um sich zu entspannen. Die Forschung zeigt, dass Musik in Kombination mit einer Therapie gute Ergebnisse erzielen kann“, sagt der Psychologe Krisna Adiasto. Aber was das Hören von Musik allein angeht, ist die Forschung nicht eindeutig. Nicht jeder fühlt sich nach ein paar Liedern besser.

Musikalische Gemeinsamkeiten

Adiasto und Kollegen untersuchten, welche Art von Musik am besten bei der Stressbewältigung hilft und warum. Mit Hilfe von Fragebogen befragten die Forscher 470 Teilnehmer verschiedener Nationalitäten nach den Liedern, mit denen sie sich nach Stress besser fühlen.

Die erhaltenen Antworten waren überraschend, sagt Adiasto. „Wenn man sich frühere Untersuchungen ansieht, würde man meinen, dass die meisten Menschen klassische Musik wählen würden, aber die Auswahl der Lieder reichte von Hardrock über Klassik bis hin zu Soundtracks und Ambient-Musik.“

Auf der Grundlage der Fragebogen wurde eine Liste von 1.296 Liedern zusammengestellt. Die Forscher fanden heraus, dass stressabbauende Lieder gemeinsame Merkmale aufweisen. Adiasto und Kollegen teilen sie in zwei Gruppen ein: sanfte Lieder in Dur, wie „Memories“ von Maroon 5 und „Take Me Home, Country Roads“ von John Denver, und Lieder in Moll, die ziemlich energisch sind, wie „Shape of You“ von Ed Sheeran und „Nothing Else Matters“ von Metallica. Die Lieder werden oft in der Tonart E mit einem moderaten Tempo im 4/4-Takt gespielt.

Stress-Aufgabe

Anschließend nahmen zweihundert Personen an einem Online-Experiment teil, bei dem sie eine stressige Aufgabe erfüllen mussten. Danach hörten die Teilnehmer 10 Minuten lang Musik, die in eine von drei Gruppen eingeteilt wurde: von den Forschern ausgewählte Musik, die aus den beiden vorherigen Kategorien ausgewählt wurde, selbst ausgewählte Musik oder zufällige Musiknoten.

Die Personen, die von den Forschern ausgewählte oder selbst ausgewählte Musik hörten, erholten sich schneller von ihren Stressempfindungen als die Gruppe der Personen, die zufällige Musiknoten hörten, sagt Adiasto. „Wir glauben, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass die von Forschern ausgewählte und die selbst ausgewählte Musik zu einer kognitiven Ablenkung führt, die den Menschen hilft, sich schneller von Stress zu erholen. Darüber hinaus wird selbst gewählte Musik mit positiven Veränderungen der Emotionen in Verbindung gebracht, was sich ebenfalls positiv auf die Erholung von Stress auswirkt.“

Empfehlungen der Psychologen

Obwohl die Forschungen von Adiasto und Kollegen zeigen, dass das Hören von Musik an sich einen Einfluss auf die Stressbewältigung hat, ist Adiasto – der sich derzeit am besten bei klassischer Musik entspannt – vorsichtig mit Empfehlungen. Musik ist etwas sehr Persönliches.

„Es ist möglich, dass ein Lied, das nicht in die beiden von uns identifizierten Kategorien passt, für jemanden trotzdem sehr gut funktioniert, zum Beispiel weil diese Person sehr angenehme Assoziationen mit diesem speziellen Lied hat“.

Adiasto sagt, es sei besonders auffällig, dass das Genre weniger Einfluss hat als oft angenommen, was ein wichtiges Ergebnis der Studie ist. Er betont, wie wichtig es für Musikforscher ist, über die Genres hinauszuschauen und sich stattdessen auf die Audioeigenschaften zu konzentrieren.

© Psylex.de – Quellenangabe:

News zu Musik gegen Stress

Musik: gut für Stressabbau und Immunsystem

Bei einer Analyse von 400 Studien zu den Auswirkungen von Musik auf die Neurochemie fanden Prof. Daniel J. Levitin, McGill Universität, Fachbereich Psychologie, und sein Team, dass das Hören und Spielen von Musik große Nutzen für die psychische als auch physische Gesundheit bereit hält.

Verbessert Immunsystem und verringert Angst

Im Besonderen zeigte sich, dass Musik sowohl die Funktionen des Immunsystems des Körpers verbesserte als auch das Stressniveau reduzierte und zum Stressabbau beitrug.

Das Hören von Musik war auch wirksamer als verschreibungspflichtige Medikamente beim Reduzieren der Angst vor einer Operation.

“Wir fanden, dass musikalische Interventionen eine bedeutende Rolle bei der Gesundheitsfürsorge in Einrichtungen spielen können, von Betriebsräumen bis zu (Familien-)Kliniken”, sagt Prof. Levitin.

Neurochemische Auswirkungen

“Aber mindestens genauso wichtig ist, dass wir in der Lage waren die neurochemischen Mechanismen zu dokumentieren durch welche Musik eine Wirkung auf vier Bereiche ausübt:

  • Regulierung der Stimmung,
  • Stress,
  • Immunsystem und als
  • Hilfe bei sozialen Verbindungen”.

Tatsächlich zeigte die Untersuchung, dass Musik Immunglobulin A (ein Antikörper, der eine wichtige Rolle im Immunsystem spielt) und die natürlichen Killerzellen (die Zellen, die invasive Krankheitserreger, Bakterien angreifen) erhöhen.

Levitins Team stellte auch fest, dass das Hören und Spielen von Musik den Cortisolspiegel (Stresshormon) im Körper reduziert.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill University; März 2013

Musik gegen Stress und Bluthochdruck

21.06.2016 Die Musik von Mozart und Strauss senkt Hypertonie und Cortisol-Niveau im Blut laut einer im Deutschen Ärzteblatt International veröffentlichten Studie der Ruhr-Universität Bochum.

Die Forscher Hans-Joachim Trappe und Gabriele Volt teilten 120 Studienteilnehmer wie folgt zu: Die Hälfte der Freiwilligen hörten für 25 Minuten Musik; die andere Hälfte stellte die Kontrollgruppe dar und wurde unter Ruheverhältnissen untersucht.

Die Musikhörer wurden in drei Subgruppen unterteilt: Jeweils 20 Teilnehmer hörten entweder

  • Musik der Pop-Gruppe ABBA;
  • W. A. Mozart (Symphonie in g-moll – KV550),
  • Tänze von Johann Strauss (Sohn).

Vor und nach dem Musikhören bzw. des Ausruhens wurde bei allen Teilnehmern Blutdruck, Herzrate und Cortisol-Konzentration (Biomarker für Stress) gemessen.

Die klassische Musik von Mozart und Strauss senkte Blutdruck und Herzrate, wohingegen keine wesentliche Wirkung durch die Lieder von ABBA auf den Blutdruck (jedoch auf die Herzrate) beobachtet werden konnte.

Allerdings senkten sich auch in der Kontrollgruppe diese beiden Werte und der Effekt kam dem des Musikhörens gleich.

Doch alle Musikgenres senkten deutlich die Cortisol-Werte – und damit die Auswirkungen von Stress – im Vergleich zur ruhenden Kontrollgruppe.

Die Faktoren Alter, Geschlecht und individuelle Musikpräferenz spielten keine signifikanten Rollen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ruhr-Universität Bochum, Deutsches Ärzteblatt International – DOI: 10.3238/arztebl.2016.0347; 2016

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