Oxidativer Stress und Migräne

Oxidativer Stress und Migräne

Neurologische Erkrankungen – Chronische Kopfschmerzen

Ist Migräne der Weg des Gehirns mit oxidativem Stress fertigzuwerden?

21.10.2017 Ein neuer im Fachblatt Headache: The Journal of Head and Face Pain veröffentlichter Artikel beleuchtet eine interessante Theorie über Migräneattacken: Dass sie ein integrierter Mechanismus sind, durch den das Gehirn sich selbst schützt und repariert.

Höhere Konzentration an oxidativem Stress

Frühere Forschungen haben ergeben, dass Menschen mit Migräne eine höhere Konzentration an oxidativem Stress haben. Dr. Jonathan Borkum von der Universität Maine weist darauf hin, dass Migränetrigger – einschließlich Stress, Schlafstörungen, Lärm, Luftverschmutzung und Ernährung – den oxidativen Stress im Gehirn erhöhen können – ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion freier Radikale und der Fähigkeit des Körpers, ihren schädlichen Auswirkungen entgegenzuwirken.


Bild: Gerd Altmann

Oxidativer Stress ist ein nützliches Signal für drohende Schäden, weil eine Reihe von ungünstigen Faktoren im Gehirn diese verstärken können.

Eine gezielte Behandlung von oxidativem Stress kann daher Migräne vorbeugen oder verhindern helfen.
Borkum hat sich die Komponenten von individuellen Migräneattacken genauer angesehen.

Schützende Faktoren

Im Kontext einer bekannten Bedrohung des Gehirns – der Unterbrechung der Blutzufuhr – ist jede dieser Komponenten schützend:

  • Stärkung der antioxidativen Abwehrkräfte;
  • Senkung der Produktion von Oxidationsmitteln;
  • Senkung des Energiebedarfs; und vor allem
  • die Freisetzung von Wachstumsfaktoren in das Gehirn, die vorhandene Nervenzellen schützen und die Bildung und Entwicklung neuer Neuronen unterstützen.

Zwischen diesen Komponenten einer Migräneattacke gibt es Rückkopplungsschleifen, die sie zu einem integrierten System zusammenknüpfen, erklärt Borkum. Migräneattacken werden also nicht nur durch oxidativen Stress ausgelöst, sondern sie schützen und reparieren aktiv das Gehirn.

Migräneattacke: ein Symptom?

Seit Jahren versucht man, die Migräneattacke – Schmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit – als Krankheit zu sehen. Die Symptome einer Krankheit – wie z. B. Fieber, Schwellungen, Schmerzen oder Husten – sind in der Regel jedoch nicht die Krankheit selbst, sondern Teil der körpereigenen Abwehr.

Die Theorie hier sagt uns, dass wir, um Migräne wirklich zu verstehen, hinter die Attacke schauen müssen, um die zugrundeliegende Anfälligkeit des Gehirns zu verstehen – das heißt, was den oxidativen Stress verursacht, sagte der Wissenschaftler.

Neue Wege für Behandlung und Prävention

Die Theorie legt neue Richtungen für die Suche nach präventiven Medikamenten und Lebensstilen nahe, die sich auf die Verringerung des oxidativen Stresses und die Erhöhung der Freisetzung von Wachstumsfaktoren konzentrieren.

Sie wirft auch Licht auf den neuronalen Haushalt, oder wie das Gehirn sich erhält und selbst heilt. Die Existenz eines integrierten Systems zum Schutz und zur Reparatur des Gehirns könnte sich als sehr nützlich erweisen – zum Beispiel könnten wir eines Tages von diesem Mechanismus lernen, wie man neurodegenerative Krankheiten verhindern kann, sagt Dr. Borkum.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Maine; Headache: The Journal of Head and Face Pain – DOI: 10.1111/head.13214; Okt. 2017

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