Studie untersuchte Zusammenhang zwischen psychiatrischer Komorbidität und Risiko für vorzeitigen Tod und Suizid bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes
28.01.2022 Bei Patienten mit chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten ist das Sterberisiko mehr als doppelt so hoch, wenn sie auch eine psychiatrische Komorbidität (Begleiterkrankung) haben. Dies geht aus einer neuen Studie von Seena Fazel von der Universität Oxford (UK) und Kollegen, die in PLOS Medicine veröffentlicht wurde.
Nicht übertragbare Krankheiten wie Diabetes und Herzkrankheiten stellen eine globale Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar und sind für schätzungsweise 40 Millionen zusätzliche Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
Die Studie
In der neuen Studie untersuchten die Forscher anhand von nationalen Registern in Schweden mehr als 1 Million Patienten, die zwischen 1932 und 1995 geboren wurden und bei denen eine chronische Lungenerkrankung, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes diagnostiziert wurde. Mehr als ein Viertel (25-32 %) der untersuchten Personen hatte eine gleichzeitige Lebenszeitdiagnose einer psychiatrischen Störung.
Sterblichkeit
Innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnose starben 7 % (Range: 7,4 %-10,8 %; P<0,001) der in die Studie einbezogenen Personen aus irgendeiner Ursache, und 0,3 % (0,3 %-0,3 %; P<0,001) starben durch Suizid.
Komorbide psychiatrische Störungen waren mit einer höheren Gesamtmortalität (15,4 %-21,1 %) verbunden als bei Personen ohne solche Erkrankungen (5,5 %-9,1 %).
Als die Forscher alle Patienten mit einem nicht-betroffenen Geschwister verglichen, um familiäre Risikofaktoren zu berücksichtigen, blieb die psychiatrische Komorbidität durchgängig mit erhöhten Raten von vorzeitiger Sterblichkeit und Suizid verbunden (bereinigte HR-Spanne: aHRCL=7,2 [95% CI: 6,8-7,7; P<0,001] bis aHRCV=8,9 [95% CI: 8,5-9,4; P<0,001]).
Die Risiken variierten je nach psychiatrischer Diagnose; so war das Sterberisiko bei Geschwistern mit einer komorbiden Substanzkonsumstörung (Drogensucht) im Vergleich zu nicht betroffenen Geschwistern um das 8,3-9,9-fache und bei Geschwistern mit einer komorbiden Depression um das 5,3-7,4-fache erhöht.
Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass die Verwendung bevölkerungsbezogener Register zur Identifizierung der Patienten bedeutet, dass psychiatrische Komorbiditäten in spezialisierten Behandlungseinrichtungen diagnostiziert wurden und dass nicht diagnostizierte Personen und Personen mit weniger schweren psychiatrischen Erkrankungen übersehen werden könnten.
Die Verbesserung der Untersuchung, Behandlung und Nachsorge von Menschen mit komorbiden psychischen Störungen könnte das Sterberisiko bei Menschen mit chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten verringern, so die Autoren.
© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS Med 19(1): e1003864. doi.org/10.1371/journal.pmed.1003864
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