Experimente zeigen: Die Einprägsamkeit beeinflusst die wahrgenommene Zeit (und umgekehrt)
23.04.2024 Psychologen der George Mason University in den USA haben Hinweise gefunden, die der Theorie von der universellen inneren Uhr widersprechen. In ihrer in der Fachzeitschrift Nature Human Behavior veröffentlichten Studie führten Alex Ma, Ayana Cameron und Martin Wiener Experimente durch, bei denen Probanden verschiedene Arten von Bildern betrachteten und schätzten, wie viel Zeit verging, während sie sie ansahen.
Theorie der universellen inneren Uhr
Die Theorie der universellen inneren Uhr besagt, dass der Mensch den Ablauf der Zeit in allgemeinen, gleichmäßigen Schritten wahrnimmt, die Verwirrung über die in einer bestimmten Zeitspanne vergangene Zeit verhindern.
Natürlich gibt es bei dieser Theorie einige Ausnahmen – Erfahrungsberichte legen nahe, dass die Zeit „schneller“ vergeht, wenn jemand Spaß hat, und „langsamer“, wenn er sich langweilt. Für diese neue Studie führten die Forscher ein Experiment durch, bei dem sie die Wahrnehmung des Zeitablaufs untersuchten, während die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Arten von Bildern richteten.
Experimente
Insgesamt 170 Freiwillige nahmen an einem von vier Experimenten teil. In den ersten beiden Experimenten sahen sich die Probanden Fotos an, die unterschiedlich groß und unübersichtlich waren – einige Szenen waren groß und unübersichtlich, wie ein unordentliches Büro, während andere fast kahl waren. Anschließend wurden die Teilnehmer gefragt, wie lange sie glaubten, die Bilder schon zu betrachten.
In den anderen beiden Experimenten sahen sich die Probanden Fotos an und schätzten dann, wie lange sie sie ihrer Meinung nach angeschaut hatten und wie einprägsam sie waren. Am nächsten Tag kehrten die Teilnehmer ins Labor zurück, um einen Gedächtnistest zu absolvieren und zu sehen, ob sie die betrachteten Bilder identifizieren konnten.
Zeitwahrnehmung abhängig vom Erinnerungswert
Das Forscherteam fand heraus, dass die Teilnehmer dazu neigten, die Zeit, in der sie unübersichtliche Szenen betrachteten, zu überschätzen, während sie die Zeit, in der sie aufgeräumte Bereiche betrachteten, unterschätzten. Sie fanden auch heraus, dass die Zeitwahrnehmung je nach dem Erinnerungswert eines Bildes variierte.
Wenn die Probanden die Bilder betrachteten, die ihnen am einprägsamsten erschienen, schätzten sie auch genauer ein, wie viel Zeit vergangen war – und sie erinnerten sich am nächsten Tag eher daran. Die Experimente deuten darauf hin, dass die Zeitwahrnehmung von der Sinneswahrnehmung beeinflusst wird.
© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Human Behaviour (2024). DOI: 10.1038/s41562-024-01863-2
Weitere Infos, News dazu
- Zur Psychologie der Zeitwahrnehmung
- Uhren-Gene: Unregelmäßige Essgewohnheiten stören die Gene der ‘inneren Uhr’