Augensprache (Psychologie)

Augensprache

Allgemeine Psychologie – Sozialpsychologie

Augensprache: Psychologie, die sich mit der Kommunikation über die Augen beschäftigt.

Augenkontakt herstellen ist nicht immer ratsam

Viele sind der Meinung, dass ‚fest‘ in die Augen zu schauen eine hervorragende Möglichkeit ist, jemanden zu überzeugen; tatsächlich könnte man aber das Gegenteil bewirken.

Forscher verschiedener Universitäten benutzten Eye-Tracking-Techniken, um die Wirkung des Augenkontakts in sozialen Situationen zu untersuchen, bei denen es um Überredung / Überzeugung ging.

auge

Eine Versuchsserie stellte fest, dass je mehr die Teilnehmer die Augen eines Redners beobachteten, desto weniger überzeugt waren sie von dessen Argumenten – dies galt für Zuhörer, die vorher nicht unbedingt der Meinung des Redners waren.

Die Zustimmung durch einen längeren Augenkontakt wurde nur bei den Teilnehmern vergrößert, die sowieso mit dem Redner einer Meinung waren. In einem weiteren Versuch fanden die Teilnehmer den Redner eher überzeugend, während sie sich auf dessen Mund fokussierten, statt auf dessen Augen.

Laut den Forschern zeigen die Befunde, dass Augenkontakt sehr verschiedene Mitteilungen abhängig von der Situation signalisieren kann.

Augenkontakt kann ein Zeichen von freundlich gestimmter Nähe sein oder Vertrauen ausdrücken; Augenkontakt spielt aber auch eine wichtige Rolle in Konkurrenzsituationen oder feindlichen Begegnungen bei Primaten und anderen Säugetieren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frances Chen (University of British Columbia, Dept. of Psychology), Julia Minson (Harvard University), Maren Schöne und Markus Heinrichs (Universität Freiburg), Okt. 2013

Augen sind Fenster zur Seele – und Evolution

Warum werden unsere Augen riesengroß bei Angst und verengen sich bei Ekel? Diese Gesichtsausdrücke wurzeln in den emotionalen Reaktionen, die auf uns unbekannte Bedrohungen folgen, laut einer Studie der Cornell Universität.

Evolutionäre (nicht soziale) Ursache

Unsere Augen erweitern sich bei Furcht, steigern die Sensitivität und vergrößern unser Blickfeld, um umliegende Gefahren ausfindig zu machen.

Wenn wir abgestossen sind, werden unsere Augen schmaler und verringern den Lichteinfall, um den Fokus zu schärfen und die Quelle unseres Ekels genau lokalisieren zu können.

Die Befunde von Adam Anderson vom Cornell’s College of Human Ecology legen nahe, dass sich die menschliche Mimik aus universellen, anpassungsfähigen Reaktionen auf Umweltreize ergaben, und nicht ursprünglich entstanden, um soziale Kommunikationssignale zu vermitteln.

Angst und Ekel

Die Mimik bei Ekel führt zur größten Sehschärfe – weniger Licht und besserer Fokus; Angst in der Mimik führt zur größten Empfindlichkeit – mehr Licht und ein größeres Gesichtsfeld. Der Grund dafür ist, dass das Auge die Eigenschaften des Lichts so nutzt, dass es besonders hilfreich in diesen Situationen wird.

Was hinzu kommt: Emotionen filtern unsere Realität; formen, was wir sehen, bevor das Licht das innere Auge erreicht.

„Wir neigen dazu, uns die Wahrnehmung als etwas vorzustellen, das geschieht, nachdem ein Bild im Gehirn eingegangen ist, aber Emotionen beeinflussen das Sehen schon in den frühesten Augenblicken visueller Codierung.“

Andersons Team untersucht nun, wie Mimik sich entwickelt hat, um anderen – kulturunabhängig – Emotionen zu übermitteln. „Wir wissen, dass die Augen eine leistungsfähige Basis für das Lesen anderer Leute Gedanken und Gefühle sein können, und wir haben nun eine Teillösung dafür finden können, warum das so ist.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Cornell Universität/Psychological Science, März 2014

Augenkontakt zweier Menschen synchronisiert deren Gehirnaktivität

19.12.2015 Ein längeres sich gegenseitiges in die Augen sehen synchronisiert die Gehirnaktivität zwischen zwei Menschen laut einer neuen Studie des National Institute of Physiological Science. Diese Synchronisation spielt beim Aufbau eines zwischenmenschlichen Kontakts eine wichtige Rolle und erleichtert die Augensprache.

Rolle des Augenkontakts

Augenkontakt ist in den meisten persönlichen Interaktionen fundamental. In den meisten Kulturen wird uns von Kindheit an beigebracht, den Kontakt über die Augen herzustellen, wenn wir mit einer anderen Person sprechen. Tatsächlich kann die Vermeidung von Augenkontakt sogar als unhöflich betrachtet werden und man riskiert, die Aufmerksamkeit des anderen zu verlieren.

Die Mechanismen visueller Aufmerksamkeit durch Augenkontakt zwischen zwei Menschen (gegenseitiges Anblicken) und gegenüber einer dritten Person oder eines Objekts (gemeinsame Aufmerksamkeit) sind ausgiebig erforscht worden. Was jedoch währenddessen tatsächlich im Gehirn passiert, ist noch unklar.

Erforschung der Gehirnaktivität

Zur Erforschung dieser Frage führten die Forscher mit 96 Freiwilligen – die einander nicht kannten – eine Reihe von Tests durch, um die Gehirnaktivität während Situationen mit anhaltendem Augenkontakt zu untersuchen.

Es wurden drei Versuchsreihen an 2 Tagen durchgeführt. Die Teilnehmer wurden mit verschiedenen Partnern gepaart, und die Paare sollten den gegenseitigen Blick unter verschiedenen Bedingungen halten. Die Forscher benutzten währenddessen funktionelle Magnetresonanztomographie zur Überwachung der Gehirnaktivität.

„Wir erwarteten, dass die Synchronisation des Augenblinzelns ein Zeichen gemeinsamer Aufmerksamkeit wäre, wenn sie eine Aufgabe ausführten, die die gemeinschaftliche Aufmerksamkeit erforderte, und die gemeinsame Aufmerksamkeit würde als soziale Erinnerung bewahrt werden“, sagte Studienautor Takahiko Koike.

Die Forscher nahmen auch an, dass der rechte inferiore frontale Gyrus (IFG) im Gehirn sowohl beim Initiator als auch dem Erwiderer des Blicks aktiviert würde.

Synchronisation

Tatsächlich stellten die Forscher eine Synchronisation beim Augenblinzeln fest; und es zeigte sich eine größere Synchronisation zwischen den Gehirnen im IFG bei beiden Teilnehmern, wenn Augenkontakt hergestellt wurde.

Verglichen mit Befunden aus früheren Studien, zeigen diese Ergebnisse, dass die Synchronisation des Augenblinzelns nicht einer gemeinsamen Aktivität, sondern eher dem gegenseitigem Ansehen zuzuschreiben ist.

Die Befunde zeigen: Der gegenseitige Augenkontakt ist eine entscheidende Komponente für persönliche soziale Interaktionen, und ermöglicht den beiden Individuen sich zu einem singulären zusammenhängenden System zu verbinden.

Die Forscher wollen diese Mechanismen der zwischenmenschlichen Kommunikation weiter erforschen. „Wir wissen nun, dass eine gemeinsame Aufmerksamkeit schwer ohne Augenkontakt herzustellen ist“, sagte Koautor Norihiro Sadato.

„Weitere Untersuchungen über Augenkontakt und Augensprache könnten die spezifischen funktionellen Rollen neuronaler Synchronisation zwischen Personen aufklären.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Natural Institutes of Natural Sciences; Dez. 2015

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