Definition: Die Alterspsychologie (auch Gerontopsychologie genannt) ist der Teilbereich der Psychologie, der sich mit den Alterungsprozessen und deren Auswirkungen auf die Psyche beschäftigt.
- Sozioökonomische Status: Wahrnehmung des Alterns
- Wahrnehmung des hohen Alters verändert sich mit zunehmendem Alter
- Resilienz im Alter
- Vorteile des Alterns
- Wohlbefinden
- Die Psyche älterer Menschen
- Altersdiskriminierung / Ageism
Der wahrgenommene sozioökonomische Status kann sich darauf auswirken, wie alt wir uns fühlen
28.05.2018 Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Wahrnehmung von älteren Menschen zu ihrem sozioökonomischen Status Einfluss darauf hat, wie alt sie sich fühlen und welche Einstellung sie zum Altern haben.
Genauer gesagt, je niedriger die Menschen ihren relativen sozioökonomischen Status einschätzen, desto schlechter fühlen sie sich, wenn sie älter werden. Dieser Zusammenhang war unabhängig von Alter, körperlicher Gesundheit, Geschlecht oder Rasse.
Sozioökonomischer Status im Vergleich zu anderen
Bild: janeb13 (pixabay)
Wir sprechen nicht über den tatsächlichen sozioökonomischen Status, sondern darüber, wie Menschen ihren sozioökonomischen Status im Vergleich zu anderen in ihrer Gemeinde empfinden, sagt Shevaun Neupert, außerordentlicher Professor für Psychologie an der North Carolina State Universität.
Jemand könnte also erfolgreich und wohlhabend sein, aber wenn er sich weniger erfolgreich und wohlhabend fühlt als seine Altersgenossen, fühlt er sich eher älter und hat eine negativere Einstellung zum Altern, sagt der Gerontopsychologe Neupert.
Negative Einstellungen
Das ist wichtig, weil negative Einstellungen bzw. Ansichten über das Altern und wie alt wir uns fühlen, bestimmen, wie wir auf Stress reagieren. Und es kann die Lebensqualität – als auch die körperliche und psychische Gesundheit – bedeutend beeinflussen.
Für diese alterspsychologische Studie führten die Forscher eine Online-Umfrage unter 296 Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter aus den USA durch. Den Studienteilnehmern wurden eine Reihe von Fragen gestellt, um ihren sozioökonomischen Status zu bewerten, wie sie diesen Status im Vergleich zu anderen in ihrer Gemeinde empfanden, und ihre Einstellungen und Erfahrungen in Bezug auf das Altern.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Forscher fanden heraus, dass der tatsächliche sozioökonomische Status, die Bildung und das Einkommen, nicht den Veränderungen in der Einstellung zum Altern entsprachen.
Aber wie die Menschen ihren Status im Verhältnis zu ihrer Gemeinschaft wahrnahmen, machte einen großen Unterschied.
Der Effekt war linear, sagt der Psychologe. Je höher der wahrgenommene relative sozioökonomische Status, desto jünger und besser die Einstellung zum Altern; je niedriger der wahrgenommene Status, desto älter fühlten die Befragten sich und desto schlechter war ihre Einstellung gegenüber dem Alter bzw. Altern.
Kurz gesagt, der Drang, mit den Nachbarn Schritt zu halten, scheint mit zunehmendem Alter reale Konsequenzen zu haben, schließen die Alterspsychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: European Journal of Ageing (2018). DOI: 10.1007/s10433-018-0475-2
Die Wahrnehmung des hohen Alters verändert sich mit zunehmendem Alter
01.06.2018 Fängt das Leben wirklich mit 40 an? Sind 60 die neuen 40? Für Menschen in diesen Altersgruppen scheint die Antwort ja zu sein.
Aber für junge Menschen im Teenageralter und Anfang der 20er Jahre sind 50 Jahre bereits ein hohes Alter laut einer alterspsychologischen Forschungsarbeit.
Verzerrte Ansichten
Bild: Omer Yousief
Die neue Studie mit mehr als einer halben Million US-Amerikanern, die von Wissenschaftlern der Michigan State Universität geleitet wurde, zeigt, wie verzerrt die Ansichten über das Altern sein können – vor allem bei jungen Menschen.
Und diese Ergebnisse sind besonders wichtig, da die Lebenserwartung der Menschen höher ist als je zuvor.
Aber die Wahrnehmung kann nicht mit der Realität Schritt halten. Fast 30.000 Menschen in der Studie dachten, dass das mittlere Alter bei 30 Jahren beginnt.
Es ist interessant, dass es sehr viele Personen gibt, deren Wahrnehmung hinsichtlich des Alterns verzerrt ist – meistens ist dies bei jungen Menschen der Fall, schreibt William Chopik, Studienleiter und Assistenzprofessor für Psychologie.
Die in Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie ist die bislang größte Untersuchung zur Alterswahrnehmung und befragte 502.548 Personen im Alter von 10 bis 89 Jahren über das Internet.
Eine wichtige Erkenntnis: Die Wahrnehmung des Alters verändert sich mit dem Alter. Grundsätzlich gilt: Je älter wir werden, desto jünger fühlen wir uns.
Alterswahrnehmungen
Die Psychologen stellten fest, dass ältere Erwachsene über Alterswahrnehmungen des Alterns berichteten (z.B. sich selbst als älter einzustufen; sich älter zu fühlen; als älter wahrgenommen zu werden), aber dass diese Wahrnehmungen sich zunehmend jünger anfühlten als ihr tatsächliches Alter war.
Ich denke, das interessanteste Ergebnis dieser Studie ist, dass unsere Wahrnehmung des Alterns nicht statisch ist – sie ändert sich, wenn wir uns selbst verändern, sagte Chopik. Was man als alt betrachtet, ändert sich, wenn man selbst alt wird.
Teilweise sei dies verständlich, sagte er. Die Menschen betrachten das ältere Erwachsenenalter als negative Erfahrung und wollen es vermeiden, weil es schmerzhaft ist, sich selbst als alt zu betrachten.
Glücklicher als junge Menschen
Aber natürlich haben ältere Menschen tatsächlich ein wirklich erfülltes Leben und einige Studien deuten darauf hin, dass sie glücklicher sind als junge Menschen, schreibt der Psychologe.
Interessanterweise gaben die verschiedenen Altersgruppen auf die Frage, wie lange sie leben wollten, unterschiedliche Antworten, schreiben die Psychologen.
Wie lange man leben will
Während Kinder und junge Erwachsene bis in die frühen 90er Jahre hinein leben wollten, sank das ideale Alter bei den 30- und 40-Jährigen und erreichte einen Tiefststand von etwa 88 Jahren. Aber das ideale Alter stieg ab den 50-Jährigen stetig an und erreichte bei den 80-Jährigen etwa 93 Jahre.
Zudem stellte sich heraus, dass ältere Menschen das Alter, in dem sich die Übergangsprozesse der Entwicklung vollzogen, später im Lebensverlauf einordneten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology (2018). DOI: 10.3389/fpsyg.2018.00067
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