Biologische Rhythmen, circadianer Rhythmus und die Psyche

Biologische Rhythmen – Circadianer Rhythmus
(Psyche, Psychologie)

Biologische Psychologie

Definition: Psychologie des biologischen Rhythmus: News und Forschungsartikel, die sich mit dem Erfahren, Wahrnehmen der circadianen (zirkadianen) Rhythmik – der inneren Uhr – beschäftigen. Der Begriff Biorhythmus wird manchmal statt des Begriffes ‚Biologischer Rhythmus‘ aus Bequemlichkeits- und Gebrauchsgründen benutzt; es ist also nicht die unbelegte Biorhythmuslehre gemeint, die von drei „Rhythmen“ mit unterschiedlicher Periodendauer ausgeht (körperlichem, emotionalem und geistigem Rhythmus).

Biorhythmus und Merkfähigkeit

Die biologischen Rhythmen des Menschen sollen darüber entscheiden, wie gut unsere Merkfähigkeit ist. Ein US-kanadisches Forscherteam will herausgefunden haben, dass diese Rhythmen beeinflussen, zu welcher Tageszeit bewußtes Erinnern oder unbewusstes Einprägen am besten gelingt.

Biorhythmus beeinflusst unbewusste Wahrnehmung

Cynthia May von der Uni Charleston will entdeckt haben, dass der Biorhythmus unwillkürliche Gehirnfunktionen wie die unbewusste Wahrnehmung bestimmter Zusammenhänge beeinflusst. Es war schon vorher bekannt, dass der Biorhythmus auf die Denk- und Konzentrationsfähigkeit Einfluss nimmt.

Eulen und Lerchen

In einem Versuch mit 84 Testpersonen sollte die Hälfte der Personen („Eulen“*) und die andere Hälfte („Lerchen“**) zu unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedliche Tests machen. Dies waren Tests, die die unbewusste wie bewusste Merkfähigkeit überprüfen sollten.

Beim Tageshoch war bewußte Merkfähigkeit hoch, die unbewusste niedrig

Die Testpersonen konnten sich auf dem Höhepunkt ihres Biorhythmus’s (Tageshoch) sehr gut bewußt etwas merken, doch war die unbewusste Merkfähigkeit eher gering. Am Tiefpunkt ihres Biorhythmus’s war es umgekehrt: unbewusste Merkfähigkeit war hoch und die bewußte niedrig.

Die Empfehlung der Forscher: Es sollte die Tagesplanung und die bestimmter Aufgaben (z.B. Prüfungen) so weit es möglich dem jeweiligem „Chronotypen“ angepaßt werden.

© PSYLEX.de – * Menschen, die erst gegen Abend auf Touren kommen sollen.
** Menschen, die am Morgen fit sein sollen und dann im Laufe des Tages ihre Form verlieren.
Quelle: Psychological Science Februar 2005

Ist es möglich, unsere biologischen Uhren (mit einer Pille) zurückzusetzen?

19.01.2015 Stellen Sie sich vor, Sie wären in der Lage, die Unannehmlichkeiten und Probleme durch Jetlag oder Nachtschichtarbeit zu beheben: durch einen Reset der internen biologischen Uhren.

Die Wissenschaft macht es noch nicht ganz möglich, aber eine neue Forschungsarbeit hat neue therapeutische Wege zur Synchronisation der körpereigenen biologischen Uhren entdeckt.

körpereigene biologische Uhr
Bild: Gerd Altmann (pixabay)

Glukokortikoid-Tabletten

Physiologische Veränderungen im Lauf eines Tages werden vom circadianen System, mit einer zentralen Uhr tief im Zentrum des Gehirns und mehrerer weiterer Uhren in verschiedenen Teilen des Körpers reguliert.

Die Studie der Wissenschaftler Marc Cuesta, Nicolas Cermakian and Diane B. Boivin vom Douglas Mental Health University Institute und der McGill Universität untersuchte 16 gesunde Freiwillige in temporalen Isolationskammern. Die Resultate demonstrieren zum ersten Mal, dass die – in den weißen Blutzellen gelegenen – peripheren biologischen Uhren durch Glukokortikoid-Tabletten synchronisiert werden können.

Störungen der körpereigenen internen Uhren

Da Menschen grundsätzlich tagaktive Wesen sind, kann das Aufbleiben während der Nacht, die körpereigenen internen Uhren bedeutend in ihrem Rhythmus unterbrechen. Diese Störungen sind absolut nicht harmlos: langfristig können sie zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, wie Stoffwechselkrankheiten oder kardiovaskuläre Probleme oder sogar zu bestimmten Krebsformen laut der in The FASEB Journal veröffentlichten Studie.

Diane B. Boivin sagt, dass vorherige Studien klar gezeigt haben, dass eine desynchronisierte innere Uhr den Schlaf unterbricht und zu Leistungs- und kardiologischen Problemen bei Nachtschichtarbeitern führt.

Aber gegenwärtige Behandlungsansätze können nicht auf die Unterbrechungen in allen biologischen Uhren abzielen. Zum Beispiel kann eine falsch eingesetzte Lichttherapie die Situation sogar verschlimmern.

Glukokortikoide

Die Wissenschaftler nehmen an, dass die peripheren biologischen Uhren von der zentralen Uhr abhängen. Uhren-Gene takten unsere biologischen Uhren und diese Gene sind in all unseren Organen aktiv.

Tierversuche haben gezeigt, dass unsere Taktzentrale (im Gehirn) Signale an die Uhren in unseren anderen Organen sendet. Glukokortikoide scheinen eine Hauptrolle beim Senden dieser Signale zu spielen. Jedoch hatte bisher niemand demonstriert, dass Cortisol (ein Glukokortikoid) diese Rolle im Menschen spielt.

Die Forscher untersuchten die rhythmische Expression der Uhrengene in weißen Blutzellen, um zu sehen, wie sie auf die Glukokortikoide reagierten. Diese Zellen sind an der Reaktion unseres Körpers auf Angriffe durch viele Krankheitserreger beteiligt. Die Studie legt deshalb nahe, dass biologische Rhythmen eine Rolle bei der Regulation des Immunsystems bei Nachtschichtarbeitern spielen können, fügte Koautor Marc Cuesta hinzu.

Behandlung

Die vorherige Arbeit von Dr. Boivin und ihrem Team zeigte, dass helles Licht Nachtschichtarbeitern bei der Synchronisation der zentralen biologischen Uhr helfen kann.

Zu diesem Zeitpunkt empfehlen die Forscher aber noch nicht den Einsatz von Glukokortikoiden, um den Rhythmus von Nachtschichtarbeitern und Reisenden zu synchronisieren, da medizinische Risiken bestehen könnten. Jedoch stimmen die Studienergebnisse die Wissenschaftler hoffnungsfroh, eines Tages eine Behandlung entwickeln zu können (Lichttherapie für die zentrale Uhr, eine ‚Pille‘ für die peripheren Uhren), die alle biologischen Uhren synchronisiert.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill Universität; M. Cuesta, N. Cermakian, D. B. Boivin. Glucocorticoids entrain molecular clock components in human peripheral cells. The FASEB Journal, 2014; DOI: 10.1096/fj.14-265686; Jan. 2015

Störung des zirkadianen Rhythmus wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit aus

17.05.2018 Circadiane (zirkadiane) Störungen (der sogenannten ‚inneren Uhr‘) und eine geringere relative Amplitude sind beide mit einem höheren Risiko der Anfälligkeit für psychische Probleme bzw. Erkrankungen verbunden laut einer in The Lancet Psychiatry veröffentlichten Studie.

zeit gesicht
Bild: Gerd Altmann

Eine geringere relative Amplitude spiegelte eine höhere Aktivität während der Ruhezeiten und / oder Inaktivität am Tag wider.

Störung der Ruhe-Aktivitäts-Zyklen

Dr. Laura M. Lyall von der Universität Glasgow in Großbritannien und Kollegen werteten die Daten einer Teilmenge von Teilnehmern aus der allgemeinen Bevölkerungskohorte der britischen Biobank aus, deren Aktivität durch einen am Handgelenk getragenen Beschleunigungsmesser erfasst wurde.

Aus diesen Daten wurde eine zirkadiane relative Amplituden-Variable abgeleitet und der Zusammenhang mit Stimmungsstörungen, psychischem Wohlbefinden und kognitiven Variablen bewertet.

Die Daten von 91.105 Teilnehmer wurden berücksichtigt. Mit den Daten wurde die zirkadiane relative Amplitude ausgewertet – ein Maß inwieweit die zirkadiane Rhythmik der Ruhe-Aktivitäts-Zyklen gestört ist.

Risiken

Die Forscher fanden heraus, dass eine ein-quintile Reduktion der relativen Amplitude mit einem erhöhten Risiko

  • einer lebenslangen schweren depressiven Störung (Odds Ratio 1,06),
  • einer lebenslangen bipolaren Störung (OR 1,11) sowie mit
  • einer größeren Stimmungslabilität (OR 1,02),
  • höheren Neurotizismus-Werten (Incident Rate Ratio, 1,01),
  • mehr subjektiver Einsamkeit (OR 1,09),
  • einer geringeren psychologischen Zufriedenheit (OR 0,91),
  • einer geringeren gesundheitlichen Zufriedenheit (OR 0,90) und
  • langsameren Reaktionszeiten (linearer Regressionskoeffizient 1,75) zusammenhing.

Diese Verknüpfungen waren unabhängig von möglichen Störvariablen in Bezug auf Demografie, Lebensstil, Bildung und Gesamtaktivität.

Zirkadiane Störungen sind zuverlässig mit verschiedenen negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden verbunden, einschließlich schwerer depressiver und bipolarer Störungen, schreiben die Autoren.

Eine geringere relative Amplitude könnte mit einer erhöhten Anfälligkeit für Stimmungsstörungen verbunden sein.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Glasgow; The Lancet Psychiatry – DOI: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30139-1

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