Mikroglia (Gehirn)

Mikroglia (Gehirn)

Hirnforschung – Anatomie

Definition

Mikroglia (auch bekannt als Mikrogliazellen, Hortega-Zellen oder Mesoglia) sind eine Art von Gliazellen im Gehirn und Rückenmark. Die Mikrogliazellen machen etwa 10-15% aller im Gehirn gefunden Zellen aus.

Als Makrophagenzellen wirken sie als erste und wichtigste Form der aktiven Immunabwehr im zentralen Nervensystem (ZNS). Die Mesoglia (und andere Gliazellen einschließlich Astrozyten) sind über große, nicht überlappende Bereiche des gesamten ZNS verteilt.

Die Mikroglia sind wichtige Zellen für die gesamte Wartung des Gehirn – sie überprüfen das ZNS ständig auf Plaques, beschädigte oder unnötige Neuronen und Synapsen, und infektiöse Erreger.

Da diese Prozesse effizient sein müssen, um mögliche fatale Schäden zu vermeiden, reagieren Mikroglia extrem empfindlich selbst auf kleine pathologische Veränderungen im ZNS. Diese Empfindlichkeit wird teilweise durch einzigartige Kaliumkanäle erreicht, die selbst auf kleine Veränderungen im extrazellulären Kalium reagieren.

Das Gehirn bedarf der Reinigung, um gesund zu bleiben

02.06.2016 Eine in der Zeitschrift PLOS Biology veröffentlichte Studie der Universität des Baskenlandes hat die Mechanismen untersucht, die das Gehirn bei neurodegenerativen Krankheiten säubern sollen.

Phagozytose: Abfallbeseitigung toter Nervenzellen

Wenn Nervenzellen (Neurone) sterben muss ihr Abfall schnell beseitigt werden, damit das umliegende Gehirngewebe weiterhin richtig funktionieren kann.

Die Beseitigung der toten Nervenzellen – durch die sogenannte Phagozytose – übernehmen hoch-spezialisierte Zellen im Gehirn: die Mikroglia.

Diese kleinen Zellen haben viele Verästelungen, die in ständiger Bewegung und besonders dafür ausgestattet sind, jedes fremde Element – einschließlich toter Neurone – zu entdecken und zu zerstören. Das wurde jedenfalls bislang so angenommen.

Die aktuelle Studie untersuchte nun zum ersten Mal den Prozess des neuronalen Todes und der Phagozytose im erkrankten Gehirn. Zu diesem Zweck sammelten die Wissenschaftler Gehirnproben von Epilepsie-Patienten im Universitätskrankenhaus von Cruces und von epileptischen Mäusen.

‚Blinde‘ Mikrogliazellen

Es ist bekannt, dass während Epilepsie-verbundener Anfälle Neurone sterben. Doch im Gegensatz zum gesunden Gehirn scheinen die Mikroglia ‚blind‘ zu sein während der Epilepsie und außerstande die toten Neurone zu finden und zu zerstören. Ihr Verhalten ist anomal.

Deshalb können tote Neurone nicht beseitigt werden, wodurch es zu einem Anwachsen toter Zellen kommt und die Schäden sich auf benachbarte Nervenzellen ausbreiten können. Dadurch können Entzündungsreaktionen ausgelöst werden, die das Gehirn noch stärker schädigen.

Neue Therapien und Medikamente

Diese Entdeckung öffnet neue Möglichkeiten zur Erforschung von Therapien, die die Auswirkungen von Gehirnerkrankungen lindern könnten.

Tatsächlich entwickelt die Forschungsgruppe derzeit Medikamente, die diesen Reinigungsprozess der Phagozytose und z.B. die Behandlung der Epilepsie womöglich verbessern können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität des Baskenlandes, PLOS Biology – DOI:10.1371/journal.pbio.1002466; Juni 2016

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