Gehirn, Gehirngesundheit: Folsäure
Gehirnforschung – Gehirngesundheit
Pränatale Folsäureanreicherung kann die Gehirnentwicklung beeinflussen
10.07.2018 Laut einer in JAMA-Psychiatry veröffentlichten Studie ist die Folsäure-Anreicherung der Nahrung in der Schwangerschaft mit der Gehirnentwicklung (kortikalen Dicke) verbunden.
Anreicherung von Lebensmitteln
Die Anreicherung von Lebensmitteln auf Getreidebasis mit Folsäure, die in den 90er Jahren in den USA eingeführt wurde, um Neuralrohrdefekte bei Säuglingen zu verhindern, kann auch die Häufigkeit schwerer psychischer bzw. psychotischer Erkrankungen wie Schizophrenie verringern, die zunächst im jungen Erwachsenenalter auftreten.
Bild: Chemische Strukturformel
von Vitamin B9
In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler Aufnahmen der Gehirne von Heranwachsenden im schulpflichtigen Alter, die kurz vor der Nahrungsanreicherung geboren wurden, mit denen von Kindern, die danach geboren wurden.
Vitamin B9
Folsäure wird auch Vitamin B9, Vitamin M (selten), Vitamin B11 (ganz selten) oder Folat (Summe der folatwirksamen Verbindungen) genannt.
Dr. Hamdi Eryilmaz vom Massachusetts General Hospital in Boston und Kollegen führten eine retrospektive, beobachtende klinische Kohortenstudie mit 292 Jugendlichen (Massachusetts General Hospital [MGH] Kohorte) im Alter von 8 bis 18 Jahren durch, die zwischen Januar 1993 und Dezember 2001 geboren wurden (einschließlich der Einleitung der Folsäure-Anreicherung ±3,5 Jahre). Replikation, klinische Erweiterung und Spezifität wurden in zwei unabhängigen Gruppen untersucht.
Kortikale Dickenzunahmen
Die Forscher beobachteten eine mit der Folsäure-Exposition verbundene kortikale Dickenzunahmen in bilateralen frontalen und temporalen Regionen und das Auftreten von quadratischen altersbedingten Verdünnungen in temporalen und parietalen Regionen in der MGH-Gruppe.
Expositionsbedingte Verzögerungen der kortikalen Verdünnung wurden auch in der gleichzeitigen Philadelphia Neurodevelopmental Cohort (PNC) beobachtet; sie lagen in ähnlichen Regionen und mit ähnlichen Verzögerungszeiten wie in der MGH-Kohorte vor.
Psychose-Symptome
In der PNC-Kohorte gingen flachere Ausdünnungsprofile in Frontal-, Temporal- und Parietalregionen des Gehirns mit niedrigeren Auftretensraten von Psychose-Spektrum-Symptomen einher (Odds Ratio 0,37 bis 0,59).
In der nicht exponierten National Institutes of Health Magnetic Resonance Imaging Study of Normal Brain Development wurden alle identifizierten Regionen früher verdünnt.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf einen Zusammenhang zwischen der Schwangerschaftsexposition mit der Anreicherung von Getreideprodukten mit Folsäure und einer veränderten kortikalen Entwicklung des Gehirns und damit mit einer Verringerung des Psychoserisikos bei Jugendlichen hin, schreiben die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online July 3, 2018. doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.1381
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