Gedächtnistechniken, Erinnerungsmethoden

Gedächtnistechniken, Erinnerungsmethoden

Vergessen und Gedächtnis

RASR: Einfache Technik, um sich besser zu erinnern

16.05.2014 Ein Rat für ältere Erwachsene, die sich an detaillierte schriftliche Informationen erinnern müssen: Lesen Sie es nicht nur, erzählen Sie es jemandem nach dem Lesen.

Neuartiges und Details machen Probleme

Ältere Erwachsene können sich besser als jüngere an das Wesentliche einer Information erinnern; aber sie haben mehr Schwierigkeiten sich an die Details zu erinnern, sagt Yvonne Rogalski, leitende Forscherin von der University of Florida.

„Ältere Erwachsene können sich auf Dinge verlassen, die sie in der Vergangenheit gelernt haben und sie können auf den über Jahre angesammelten gewaltigen Reichtum semantischer Information bauen. Das funktioniert, solange die Information vertraut ist, aber nicht, wenn sie etwas lesen müssen, das ihnen nicht vertraut ist und viele Details hat“, sagte Rogalski in der in der Zeitschrift Aphasiology veröffentlichten Studie.

RASR

Rogalski entwickelte eine Trainingstechnik – Read Attentively, Summarise an Review oder RASR – bei der die Teilnehmer eine Passage laut lesen und dann aus dem Gedächtnis nach jedem Abschnitt zusammenfassen, was sie gelesen haben. Die Technik wurde entwickelt, um dabei zu helfen, die Informationen zu „kodieren“ und sie dem Gedächtnis zu ‚übergeben‘.

„Beim Lautlesen ist die Aufmerksamkeit erhöht, weil Sie wissen, dass Sie sich an etwas erinnern werden müssen“, sagte sie. „Diese Informationen dann durch die Zusammenfassung wieder abzurufen dient als eine zweite Enkodierung. Den Textabsatz abschnittsweise statt insgesamt zu lesen und abzurufen soll die Anforderungen an die Informationsverarbeitung reduzieren.“

RASR versus Read and Reread Attentively

Bei dieser Studie machten 44 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 60 und 75 mit. Sie wurden auf zwei Gruppen aufgeteilt, wovon eine die RASR-Technik anwendete, um sich an Details von Texten über reale, aber ungewöhnliche Tiere zu erinnern, während die andere Gruppe eine Technik namens Read and Reread Attentively (dabei wird der ganze Text einmal gelesen und dann jeder Abschnitt dreimal laut hintereinander) anwendete. Die Teilnehmer der RASR-Gruppe lasen den ganzen Text einmal laut, dann lasen sie jeden einzelnen Absatz laut, fassten ihn aus dem Gedächtnis zusammen und gaben ihn wieder. Teilnehmer beider Gruppen wurden unmittelbar nach dem Lernen und 24 Stunden später getestet.

Die Forscher stellten fest, dass die Teilnehmer, die die Informationen laut zusammenfassten (RASR), sich an mehr Details der Texte erinnerten als jene, die das Material einfach wiederholt laut lasen (Read and Reread Attentively).
Auch zeigte die Zusammenfassungsmethode in Verbindung mit einem unmittelbaren Nachtest die größten Erfolge hinsichtlich des Abrufens von Details aus dem Gedächtnis nach 24 Stunden.

Ältere Erwachsene können die Prinzipien der Zusammenfassungstechnik üben, wann immer sie detaillierte Informationen lernen wollen, z.B. bei einem Zeitschriftenartikel oder Medikationsplan, sagen die Forscher. Sie schlagen vor, dass man die Information liest und dann aus dem Gedächtnis einem Partner erzählt, der sie auf die Richtigkeit überprüfen kann.

Die RASR-Technik ist eine sehr funktionelle Methode, und sie kann von gesunden älteren Erwachsenen oder auch von Menschen mit leichter Demenz allein angewendet werden, um das Gedächtnis zu trainieren und zu verbessern, sagen die Autoren. „Das Tolle daran ist, dass kein High-Tech benötigt wird.“

Quelle: University of Florida/Aphasiology, Mai 2014

Gewichtstraining verbessert Gedächtnis

02.10.2014 Ein intensives Training mit Gewichten (bzw. Widerstandstraining) von nur 20 Minuten kann das episodische Gedächtnis (Teil des Langzeitgedächtnisses) bei gesunden, jungen Erwachsenen um etwa 10 Prozent verbessern.

Die Studie zeigt, dass man nicht viel Zeit aufwenden muss, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, sagte Lisa Weinberg vom Georgia Institute of Technology.

Während viele frühere Studien gezeigt haben, dass man monatelang aerob trainieren (wie Joggen etc.) muss, um das Gedächtnis zu verbessern, ließ die aktuelle Studie die Teilnehmer nur kurz mit Gewichten arbeiten, bevor sie getestet wurden. Die Teilnehmer trainierten unmittelbar nachdem sie sich etwas merken sollten (Bilder). Tierversuche hatten gezeigt, dass Stress/Erregung in der Phase nach dem Lernen (Konsolidierung) dem Gedächtnis am meisten nützen.

Teilnehmer, die nach der Lernphase (Anschauen der Bilder) trainiert hatten, konnten sich zwei Tage später beim Abrufen der Informationen (Test) noch an 60% der Bilder erinnern, während es bei der Kontrollgruppe (die nicht trainiert hatten) nur 50% waren. Die besten Resultate erzielten diejenigen mit den größten physiologischen Reaktionen.

Gewichttraining und Gedächtnisleistung
Training mit Gewichten

Obwohl die Studie ein Gewichtstraining (Beinstreckmaschine) verwendete, bemerkte Weinberg in der Zeitschrift Acta Psychologica, dass auch einfache Widerstandsübungen (wie z.B. Kniebeugen) die gleichen Ergebnisse produzieren würden. Aerobe Fitness (durch Laufen etc.) ist also nicht notwendig.

Aber warum funktioniert es? Frühere Studien konnten bereits Gedächtnisverbesserungen mit akuten Stressreaktionen in Verbindung bringen. Andere Studien haben auch spezifische hormonelle und Noradrenalin Freisetzungen mit einem besseren Gedächtnis verbinden können. Interessanterweise hat die aktuelle Studie zeigen können, dass die Speichelproben der trainierenden Teilnehmer ein erhöhtes Alpha-Amylase Niveau (Marker für Noradrenalin) vorwiesen. Eine weitere Studie dazu ist unter Muskeln und das Gehirn: Widerstandstraining verbessert Gehirnfunktionen zu finden.

© PSYLEX.de – Quelle: Georgia Institute of Technology / Acta Psychologica, Oktober 2014

Gedächtnishilfe: Zeichnen

Die beste Methode etwas im Gedächtnis zu behalten

22.04.2016 Forscher der Universität Waterloo berichten in der Zeitschrift The Quarterly Journal of Experimental Psychology, dass das Zeichnen einer Information die beste und zuverlässigste Strategie ist, es im Gedächtnis zu behalten.

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Bild: cdd20

Der Psychologe Jeffrey Wammes und seine Kollegen präsentierten den Teilnehmern der Studie eine Liste einfacher Wörter – wie bspw. ‚Apfel‘. Die Probanden hatten dann 40 Sekunden Zeit das Wort zu zeichnen oder es wiederholt aufzuschreiben. Anschließend sollten sie soviele Wörter aus der Liste frei abrufen wie sie konnten.

Die Forscher ließen das Zeichnen gegen mehrere andere bekannte Kodierungsstrategien antreten, aber es lag immer vorn. Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Vorteil beim Zeichnen durch die zusammenhängendere Gedächtnisspur entsteht, wodurch visuelle, motorische und semantische Informationen besser integriert werden.

Es zeigte sich, dass die zeichnenden Teilnehmer mehr als doppelt so viele Wörter aus dem Gedächtnis abrufen konnten. Zeichnen führte zum besseren Abruf als das

  • Wiederholen der Wörter,
  • Auflisten der Charakteristika,
  • Imaginieren der Wörter und
  • Anschauen von Bildern der Wörter (also z.B. eines Apfels).

Die Qualität der Zeichnungen scheint dabei nicht von Bedeutung zu sein, weshalb jeder von dieser Gedächtnishilfe profitieren könne. Auch konnten die Wissenschaftler zeigen, dass man noch einen großen Vorteil beim späteren Erinnern hatte, und sogar, wenn man nur 4 Sekunden Zeit für die Zeichnung hatte.

Wammes und Kollegen wollen nun herausfinden, warum die Methode so potent ist, und ob sie auch auf komplexere Informationen – als nur auf einzelne Wörter – anwendbar ist.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Waterloo, The Quarterly Journal of Experimental Psychology (2016). DOI: 10.1080/17470218.2015.1094494; April 2016