Amphetamin und das Gehirn

Amphetamin und das Gehirn

Amphetamin-Medikamente erhöhen Glutamat-Spiegel im Gehirn und rufen positive Emotionen bei gesunden Menschen hervor

04.06.2018 Eine neue im Fachblatt Neuropsychopharmacology publizierte Studie zeigt, dass gesunde Menschen einen Anstieg des Neurotransmitters Glutamat in wichtigen Teilen des Gehirns zeigen, wenn sie ADHS-Medikamente (D-Amphetamin / Dexamfetamin und Desoxyn) einnehmen. Und diese Zunahme an Glutamat ist mit nachfolgenden Veränderungen der positiven Emotionen verbunden.

In dieser neuen Studie wurden die Probanden zunächst auf ihre psychische und physische Gesundheit untersucht und dann einer MRT-Spektroskopie unterzogen, um die Konzentration neuronaler Verbindungen in bestimmten Regionen ihres Gehirns zu ermitteln.

Anteriorer cingulärer Cortex

Tara L. White von der Brown Universität und Kollegen wollten untersuchen, was die Amphetamin-Psychostimulanzien im vorderen cingulären Cortex bewirken – einer “Hub”-Gehirnregion, die mehrere an Emotionen, Entscheidungsfindung und Verhalten beteiligte Gehirnnetzwerke verbindet.

ADHS-Medikamente D-Amphetamin und Desoxyn

Sie stellten fest, dass die beiden ADHS-Medikamente D-Amphetamin und Desoxyn erheblich die Gesamtmenge des Glutamats im rechten dorsalen vorderen cingulären Cortex erhöhten, selbst nach der Kontrolle möglicher Störfaktoren, wie z.B. des Volumens der grauen Substanz in der Region.

Der Anstieg des Gehirnglutamats sagte sowohl die Dauer als auch die Intensität der positiven Emotionen voraus, gemessen an den Bewertungen der Teilnehmer, ob sie das Medikament mochten bzw. sich nach dem Konsum ‘high’ fühlten.

Stimmungsschwankungen folgten stets den Glutamat-Veränderungen

Die Tatsache, dass die Stimmungsschwankungen stets den Veränderungen beim Glutamat folgten, deutet auf Kausalität hin, obwohl dazu mehr Forschung notwendig ist, schreiben die Forscher.

Glutamat ist der häufigste Neurotransmitter im Gehirn, sagt White, und seine Rolle beim Lernen und Gedächtnis ist gut erforscht. Ein möglicher Zusammenhang zwischen Glutamat und der Stimmung wäre ein neuer Befund.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Wirkung der Psychostimulanzien

Die Forschung fand auch Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Wirkung der Psychostimulanzien. Die Frauen in der Stichprobe zeigten einen größeren Anstieg von Glutamat im Vergleich zu den Männern.

Die Frauen sprachen auch stärker auf Desoxyn an – im Vergleich zu Dexamfetamin.

Die Unterschiede zwischen den beiden Medikamenten zeigen auch, dass Amphetamin-Medikamente unterschiedliche Wirkungen auf Glutamat und andere Verbindungen im Gehirn haben können.

Substanzhervorgerufene Veränderungen

White und ihre Kollegen sagen, dass die Zunahme von Glutamat substanzinduzierte Veränderungen bei Enzymen und Glutamatvorläufern mit sich bringt.

Das deutet darauf hin, dass das Glutamatsignal, das die Forscher sahen, von neu produziertem Glutamat stammt und nicht von einer Wiederaufnahme.

Mit weiteren Forschungen könnten die neuen Daten den Wissenschaftlern helfen, besser zu verstehen, warum Menschen auf Medikamente anders reagieren und wie sich die positiven Emotionen im Laufe der Zeit verändern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Neuropsychopharmacology (2018). DOI: 10.1038/s41386-018-0027-7 https://www.nature.com/articles/s41386-018-0027-7

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