Essverhalten von Kindern (Psychologie)

News und Forschungsartikel aus der Psychologie, die sich mit dem Essverhalten von Kindern beschäftigen.

Kinder aus sozioökonomisch schlechteren Verhältnissen essen auch schlechter

27.04.2015 Eine ungesunde bzw. gesunde Ernährung des Kindes wird durch Bildung und Einkommen seiner Eltern beeinflusst.

Eine multinationale psychosoziale Studie (acht europäische Länder, darunter Deutschland) untersuchte den Einfluss sozioökonomischer Faktoren der Eltern (Bildung, Haushaltseinkommen, Wohnort) auf die Ernährung von Kindern.

Schlechte Ernährung
Bild: David Doidge (pixabay)

Die Forscher der Uni Bremen und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie erfassten im Rahmen des IDEFICS-Projekts das Essverhalten (zuhaus) und den Lebensstil von 9.301 Kindern und verglichen diese mit Bildung und Einkommen der Eltern.

Die im British Journal of Nutrition veröffentlichte Studie erfasste die Daten zu zwei Zeitpunkten (I.: Kinder im Alter zwischen 2 und 9; II.: Kinder im Alter zwischen 4 und 11).

Die Befunde zeigen wenig Überraschendes:

  • Kinder von Eltern mit hoher Schulbildung und größerem Einkommen ernährten sich eher gesund (Früchte, Gemüse und ausgewogene Speisen) und weniger von verarbeiteten Lebensmitteln und süßen Snacks, Getränken.
  • Kinder aus Einwanderungsfamilien (sozioökonomisch schwachen Familien) wurden häufiger mit verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertiggerichten und Süßigkeiten ernährt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, British Journal of Nutrition; April 2015

Aufklärung der Kinder über gesunde Essgewohnheiten

Kinder über die Vorteile einer gesunden Ernährung aufzuklären, ist womöglich nicht der beste Weg, um zu erreichen, dass sie die gesunde Nahrung auch essen, zeigt eine neue psychologische Studie.

Forscher der Kellogg School of Management an der Northwestern University und der University of Chicago Booth School of Business schreiben im Journal of Consumer Research, dass Erwachsene, Kinder oft zu einem gesunden Essverhalten zu überreden versuchen, indem sie ihnen erzählen, wie gut es für sie sei.

Zum Beispiel sagen Eltern: Fisch könne Lernen und Gedächtnis verbessern und Milch stärke die Knochen.

Jedoch zeige die Studie mit 3-5jährigen Kindern aber, dass dies tatsächlich kontraproduktiv ist, da die Kinder weniger wahrscheinlich gesunde Nahrung aßen, wenn ihnen ihre Vorzüge beschrieben wurden.

Die Forscher empfehlen deshalb: Erwachsene, die die Ernährungsweise ihrer Kinder verbessern möchten, sollten „einfach das Essen servieren, ohne irgendetwas darüber zu sagen, oder – wenn glaubwürdig – betonen, wie lecker das Essen doch sei“.

© PSYLEX.de – Quelle: Northwestern University / University of Chicago / Journal of Consumer Research, Juli 2014

Das Temperament beeinflusst das Essverhalten von Kindern

15.06.2020 Eltern mit temperamentvollen Kindern sollten besonders darauf achten, ihnen bei der Entwicklung guter Essgewohnheiten zu helfen.

Diese Kinder sind anfälliger dafür, eine schlechte Beziehung zum Essen zu entwickeln laut Forschern des Fachbereichs Psychologie der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technik (NTNU).

Das Temperament von Kindern

Temperament wird oft mit Wut gleichgesetzt, aber es umfasst viel mehr. Temperament ist die grundlegende Art und Weise, wie das Kind mit seiner Umwelt und sich selbst umgeht. Es kann als Vorläufer dessen angesehen werden, was bei Erwachsenen als Persönlichkeit bezeichnet wird.

Gesunde Essgewohnheiten

Das Temperament beinhaltet, wie das Kind denkt, handelt und sich verhält, situations- und zeitübergreifend. Wird das Kind zum Beispiel leicht frustriert und findet es schwierig, seine Emotionen zu regulieren, oder ist es in der Lage, seine Impulse zu regulieren oder eine Aufgabe zu erfüllen, selbst wenn es müde ist? Ist das Kind kontaktfreudig, neugierig und forschend oder ein wenig ängstlich in neuen Situationen und mit neuen Menschen?

Die Eltern

Die Eltern sind natürlich wichtig, um gute Essgewohnheiten zu entwickeln. Die Eltern erledigen den Lebensmitteleinkauf, bereiten das Essen zu und sind für die Mahlzeiten verantwortlich.

Sie sind auch die Vorbilder ihrer Kinder und beeinflussen deren Essverhalten dadurch, wie sie selbst mit dem Essen und den Mahlzeiten und mit dem Essverhalten des Kindes umgehen.

Eigenheiten des Kindes bei der Entwicklung von Essgewohnheiten

Die psychologische Forschungsarbeit zeigt, dass auch die Eigenheiten des Kindes bei der Entwicklung von Essgewohnheiten eine Rolle spielen.

Als die rund 800 Kinder 4, 6, 8 und 10 Jahre alt waren, fragten die Forscher die Eltern nach den Essgewohnheiten und dem Temperament ihrer Kinder und untersuchten, ob das Temperament vorhersagen konnte, wie sich das Essverhalten entwickeln würde.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass ‚temperantmentvolle‘ Kinder (z.B. schnell frustriert, anfälliger für Stimmungsschwankungen), besonders anfällig für die Entwicklung eines Essverhaltens sind, das zu einer ungesunden Gewichtszunahme und Probleme beim Essen führen können.

Problematisches Essverhalten bei temperamentvolleren Kindern

Sie etablieren im Laufe der Zeit vermehrt ein emotionales Essverhalten, essen mit größerer Wahrscheinlichkeit, weil Nahrung zur Verfügung steht, auch wenn sie möglicherweise satt sind, und sie entwickeln eher ein selektives (wählerischeres) Essverhalten. Kinder mit diesem Temperament zeigten später auch eine größere emotionale Unterernährung – d.h. sie aßen mit größerer Wahrscheinlichkeit weniger, wenn sie traurig, unruhig, ängstlich oder wütend waren.

Eine frühere psychologische Studie hat bereits zeigen können, dass, wenn das Kind leicht emotional getriggert wird, die Eltern eher dazu neigen, Nahrung zum Trost des Kindes einzusetzen.

Das Kind lernt, dass Essen hilft, wenn es Ärger, Traurigkeit oder andere schwierige Gefühle erlebt – und erliegt so mit der Zeit immer mehr dem emotionalen Essen, schreiben die Studienautoren um Silje Steinsbekk.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Appetite – https://doi.org/10.1016/j.appet.2020.104640

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