Pruritus (Juckreiz) und die Psyche
Gesundheit der Psyche
Hautjucken und die psychische Gesundheit
Depressionen, Suizidgedanken und Stress bei Patienten mit chronischem Hautjucken
03.11.2019 Juckreiz (Fachausdruck Pruritus) ist ein sehr häufiges Symptom bei Patienten mit Hautkrankheiten. In einer neuen multizentrischen im Journal of Investigative Dermatology veröffentlichten Querschnittsstudie über die psychische Belastung durch Juckreiz schreiben die Wissenschaftler, dass das Auftreten von Juckreiz bei dermatologischen Patienten signifikant mit klinischer Depression, Suizidalität und Stress verbunden war.
Sie empfehlen, den Patienten den Zugang zu einem multidisziplinären Team zu ermöglichen, um auch psychische Probleme im Zusammenhang mit Juckreiz zu vermeiden und zu bewältigen.
Pruritus vor allem durch Hauterkrankungen
Die Belastung durch Juckreiz wurde bereits in Verbindung mit einer Reihe spezifischer Hautkrankheiten beschrieben, darunter Handekzeme, Psoriasis, Prurigo nodularis (eine Hautkrankheit, die harte, juckende Knötchen auf der Haut bildet … s.a. Psyche und Prurigo nodularis), Hidradenitis suppurativa (eine schmerzhafte, langfristige Hauterkrankung, die Abszesse und Narbenbildung auf der Haut verursacht) bei Hämodialysepatienten und bei chronischen Juckreizpatienten im Allgemeinen.
Bild: Dirk Schumacher (pixabay)
Es gibt bereits Studien, die einen Zusammenhang zwischen Juckreiz und psychischen Problemen im Allgemeinen und bei spezifischen Hauterkrankungen belegen, aber es fehlt eine Querschnittsstudie bei chronischen Hauterkrankungen, erklärt Studienautorin Florence J. Dalgard von der Lund Universität, Malmö, Schweden.
Als Teil einer großen europäischen multizentrischen Studie der European Society for Dermatology and Psychiatry (ESDaP) verglich die vorliegende Studie die psychologische Belastung durch Krankheiten und die gesundheitsbezogene Lebensqualität zwischen dermatologischen Patienten mit Juckreiz und solchen ohne Pruritus sowie mit gesunden Kontrollen.
Die Forscher sammelten Daten von dermatologischen Kliniken in 13 europäischen Ländern von 3.530 Patienten mit Hautkrankheiten und verglichen die Ergebnisse mit mehr als 1.000 gesunden Kontrollen.
Erfasst und ausgewertet wurden Vorhandensein, die Chronizität und Intensität von Juckreiz, Hospital Anxiety and Depression Scale, Soziodemografie, Suizidgedanken und Stress, einschließlich negativer Lebensereignisse, sowie wirtschaftliche Probleme.
Prävalenz (Auftretenshäufigkeit) von Juckreiz
Die Prävalenz von Juckreiz bei dermatologischen Erkrankungen lag bei
- fast 90 Prozent bei Prurigo nodularis und ähnlichen Erkrankungen,
- 86 Prozent bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis),
- 82 Prozent bei Handekzemen,
- 78 Prozent bei anderen Ekzemen,
- 76 Prozent bei Urtikaria und
- 70 Prozent bei Psoriasis (Schuppenflechte).
Psychische Belastungen
- Die Prävalenz von Depression betrug 14 Prozent bei Patienten mit Juckreiz im Vergleich zu 5,7 Prozent bei Patienten ohne Pruritus, sechs Prozent bei Kontrollen mit Hautjucken und drei Prozent bei Kontrollen ohne Juckreiz.
- Die Prävalenz suizidaler Gedanken lag bei 15,7 Prozent bei Patienten mit Pruritus, neun Prozent bei Patienten ohne Juckreiz, 18,6 Prozent bei Kontrollen mit Hautjucken und 8,6 Prozent bei Kontrollen ohne Juckreiz.
- Das berichtete Auftreten von stressenden Lebensereignissen war bei Personen mit Juckreiz höher als bei Personen ohne Juckreiz.
- Patienten mit Pruritus berichteten auch mehr über wirtschaftliche Probleme.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Investigative Dermatology – DOI: https://doi.org/10.1016/j.jid.2019.05.034