Soziale Faktoren der Gesundheitspsychologie
Gesundheitspsychologie
News und Forschungsartikel, die sich mit den sozialen Faktoren der Gesundheitspsychologie beschäftigen.
Psychosoziales Leid: erhöhtes Risiko für Schlaganfälle
Personen über 65 mit hohem psychosozialen Leid (beinhaltend: Depressionen, Stress, negative Aussichten und Unzufriedenheit mit dem Leben) haben ein gesteigertes Risiko für Schlaganfälle, laut einer neuen Studie.
In einer 10-jährigen Studie folgten Forscher 4.120 Personen im Chicago Health and Aging Project und untersuchten die Todes und Schlaganfall-Raten (hierfür konnten nur 2.649 Teilnehmer untersucht werden).
Die Teilnehmer waren 65 Jahre und älter (durchschnittliches Alter war 77. Die Forscher registrierten 151 Todesfälle durch Schlaganfall und 452 Ereignisse, die zu einer ersten Einweisung ins Krankenhaus wegen eines Schlaganfalls führten.
Hohe Todesraten durch Schlaganfall
Die Forscher stellten fest, dass jene mit den stärksten psychosozialen Problemen ein dreimal so hohes Sterblichkeitsrisiko durch Schlaganfall hatten, und eine 54 prozentige Erhöhung des Risikos einer Ersteinweisung ins Krankenhaus, im Vergleich zu Jenen mit dem geringsten Stress.
Psychosoziales Leid – Wirkung
Die Wirkung von psychosozialem Elend auf das Schlaganfallrisiko unterschied sich nicht hinsichtlich der Rasse oder des Geschlechts, fügen die Forscher hinzu.
In einer separaten Analyse fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen psychosozialen Stress und dem Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle (durch Blutung), aber nicht für ischämische Schlaganfälle (durch Blutverklumpungen).
© PSYLEX.de – Quelle: Stroke, Dez. 2012.
Einsamkeit kann krank machen
Einsamkeit, kann eine Person dazu bringen, sich traurig zu fühlen, aber es kann auch die physische Gesundheit einer Person beeinflussen, sagen Forscher.
Mehr Infektionen nach Stress bei Einsamen
In einer Studie mit über 200 Brustkrebsüberlebenden (durchschnittliches Alter 51) zeigten Personen, die sich einsam fühlten, mehr entzündliche Krankheiten als Reaktion auf Stress und höhere Level der Reaktivierung von latenten Herpesviren (was ein Zeichen eines schwachen Immunsystems ist) als Teilnehmer, die mehr soziale Verbindungen hatten.
Chronische Entzündungen sind mit zahlreichen Krankheitsproblemen verbunden: Herzkrankheit, Typ 2 Diabetes, Arthritis und Alzheimer Krankheit, und auch altersgebundenen physischen und mentalen Abbau, sagten die Forscher.
Einsamkeit: Chronische Quelle für Stress
Die Forscher merkten auch an, dass die Reaktivierung eines latenten Herpesvirus bekanntermaßen mit Stress verbunden ist; und diese Befunde zeigen, dass Einsamkeit als eine chronische Quelle für Stress wirkt, der eine „schlecht kontrollierte“ Immunreaktion auslöst.
Schlechte Beziehungen verbunden mit frühen Tod und Krankheiten
„Es war schon durch frühere Forschungsstudien klar, dass schlechte Beziehungen mit einer Anzahl von Gesundheitsproblemen, wie früher Tod und vielen anderen Arten sehr ernster Krankheiten verbunden ist. Und Menschen, die einsam sind, fühlen sich eindeutig wie in einer schlechten Beziehung“, sagte Studienautorin Lisa Jaremka, vom Institut Behavioral Medicine Research der Ohio State University, in einer Universitätspressemitteilung.
Wie beeinflusst Einsamkeit die Gesundheit ?
„Ein Grund für die Wichtigkeit dieser Art von Forschung, ist, zu verstehen, wie Einsamkeit und Beziehungen so stark die Gesundheit beeinflussen können“, erklärte sie. „Je besser wir diese Prozesse verstehen, desto besser können wir auf die negativen Auswirkungen reagieren und vielleicht auch eingreifen. Wenn wir die physiologischen Prozesse nicht kennen, was können wir tun, um sie zu ändern“?
© PSYLEX.de – Quelle: Meeting 2013, Society for Personality and Social Psychology in New Orleans, Jan. 2013
Subjektiv empfundene Armut macht krank
Wer sich arm fühlt, wird eher krank. Schon länger ist bekannt: tatsächliche Armut macht krank. Aber nun haben Forscher zeigen können, dass auch gefühlte Armut krankmachend ist.
Bild: Gerd Altmann
Forscher vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung untersuchten an 50-Jährigen (und älter) wie gefühlte Armut sich auswirkt.
Die Befunde: Sich selbst als arm einschätzende ältere Menschen erkrankten häufiger (38%), erholten sich auch schlechter von Krankheiten – erlitten also häufiger Rückfälle (48%) und starben früher (bei Männern 40% höhere Wahrscheinlichkeit).
Dabei wurde nach drei Armutskategorien unterschieden:
- nach Einkommen,
- Armut nach Vermögen und
- nach der eigenen Einschätzung.
Auch die Kategorie Armut nach Vermögen zeigte einen Einfluss auf die Gesundheit: die Menschen ohne Vermögen erkrankten ebenfalls häufiger und auch sie erholten sich nach Krankheiten schlechter. Das Einkommen selbst hatte dagegen kaum eine Auswirkung.
Nur acht Prozent waren bei allen drei Kategorien als arm zu bezeichnen. Die Forscher empfehlen deshalb, bei Aussagen über die Armut nicht nur das Einkommen heranzuziehen. Die Definition müßte weiter gefaßt werden.
© PSYLEX.de – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH, Feb. 2014
Der soziale Rang in der Gesellschaft beeinflusst die Gesundheit
31.10.2014 Menschen mit einem niedrigen Einkommen sind eher aufgrund des mit ihrer sozialen Position verbundenen Stresses anfälliger für Krankheiten und nicht so sehr wegen eines Mangels an Einkommen bzw. Geld, sagen Forscher der Universität Stirling.
Bild: Gerd Altmann
Die Forscher sahen sich Daten zu Einkommen, Reichtum und Gesundheit von über 40.000 britischen Erwachsenen an.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass ein niedriger Lohn oder wenig Geld nicht ausreichen, um eine schlechte Gesundheit zu erklären; wichtiger sei, auf welchen sozialen Rang sie ihr Einkommen bzw. Reichtum im Verhältnis zu den Nachbarn oder ähnlichen Personen setzt.
Die Forscher versuchten, zu erklären, warum der gut dokumentierte Zusammenhang zwischen Niedrigeinkommen und schlechter Gesundheit selbst in Ländern wie dem Vereinigten Königreich auftritt, wo die Menschen überhaupt nicht für ihre Gesundheitsleistungen zahlen müssen.
Autor Michael Daly sagte: „Unsere Studie zeigte zunächst, dass je weniger die Leute verdienen oder besitzen, desto schlechter ist ihre Gesundheit. Darauf wiesen vermehrte Krankheitsberichte und ein schlechteres Profil häufiger Biomarker wie Blutdruck, Cholesterin und Taillenumfang.
„Jedoch zeigten alle von uns geprüften Gesundheitsmaße eine stärkere Verbindung mit der Rangposition des Einkommens oder Reichtums der Person verglichen mit Menschen desselben Alters, derselben Bildung oder geographischen Region, statt mit ihrem Einkommen oder Reichtum allein.“
Chronischer Stress durch niedrige Rangposition
„Wir wissen aus der Primatenforschung, dass Tiere auf den niederen Rangpositionen chronischen Stress und sogar gesundheitliche Konsequenzen erleiden müssen, selbst wenn genug Nahrung vorhanden ist. Unsere Studie fand heraus, dass Menschen, deren Einkommen unter dem von anderen einzuordnen ist, gesundheitlich schlechter dastanden, während die tatsächliche Höhe des verdienten Geldes oder erworbenen Reichtums keinen signifikanten gesundheitlichen Effekt hatte.“
Das Streben nach Einkommen und Reichtum dürfte nur der Gesundheit einer Person zugute kommen, wenn es den sozialen Rang anhebt. Aber, für jede Person, die in der sozialen Rangordnung einen Platz gutmacht, gibt es eine andere, die eine Position fällt. Was bedeutet: Es dürfte unwahrscheinlich sein, dass das kollektive Streben nach Geld und Reichtum direkt die allgemeine Gesundheit in der Gesellschaft verbessert.
© PSYLEX.de – Quelle: Health Psychology / University of Stirling, Oktober 2014